Die Welt in mir (German Edition)
und böse fließend. Zwar haben manche Menschen eine gewisse Neigung
in die eine oder andere Richtung, aber normalerweise seid ihr Menschen in
dieser Welt gut, neigt vielleicht zum Egoismus, werdet wütend oder geht mal
unfair vor. Aber im Grunde seid ihr im Einklang mit eurer inneren guten und
bösen Seite“, erklärte Josh, und ich musste mir eingestehen, dass es logisch
klang.
Doch immer noch wusste ich
nicht, was es für mich bedeutete und warum ich ausgewählt worden war.
„Du bist ganz normal groß
geworden und du wirst auch ganz normal älter werden. Warum ausgerechnet du
dafür ausgesucht wurdest, kann ich nicht sagen. Ich weiß es nicht. Du solltest
eigentlich nicht wissen, von welcher Bedeutung du bist, um das Geheimnis und
damit dich zu schützen. Wenn du stirbst, endet auch der Vertrag. Nun ist das
Problem, dass es auf beiden Seiten Gruppen gibt, die glauben, es wäre besser,
den Vertrag zu beenden und eine einseitige Macht herzustellen. Was das für dich
heißt, dürfte klar sein“, setzte Josh zu einer weiteren Erklärung an, die auch
meine andere Frage beantwortete.
Bei seinen letzten Worten wirkte
er niedergeschlagen und bedrückt.
Und dies löste auch in mir
Traurigkeit aus. Nicht um mein Leben, das offenbar bedroht war, sondern, weil
ich ihn traurig machte. Dennoch wollte ich eine Sache noch einmal klar hören. „Heißt
das, dass mich irgendwer töten will, um das Gleichgewicht zu beheben?“ Zwar wusste
ich, dass er meine Frage bejahen würde, aber tief in mir drin hoffte ein
kleiner Teil, er würde „nein“ sagen und alles als schlechten Scherz aufdecken.
„Um ehrlich zu sein, wissen wir
es noch nicht genau. Es gibt die Gruppen. Aber wir wissen nicht, wie aktiv sie
ihr Ziel verfolgen oder ob es nur Gerede und Gerüchte sind. Es besteht durchaus
die Möglichkeit, dass dein Geheimnis noch bewahrt ist. Nur der Mann, der dich
angegriffen hat und Alex und mich zum Handeln zwang, macht uns Sorgen.“
„Ihr glaubt also nicht, dass er
mich zufällig angegriffen hat und nur Geld wollte?“
Josh zögerte etwas, bevor er
mir antwortet. „Wir wissen es nicht. Und sagen wir mal so, Alex hat im Eifer
des Gefechts vergessen, ihn zu fragen.“
Ich nickte nur, weil ich gerade
auch nicht wusste, was ich sagen sollte. Mir kam noch einmal die Diskussion
zwischen Josh und Alex in den Sinn, nachdem Alex dem Angreifer hinterher geeilt
war. Ich wusste noch, dass Josh fragte, ob er tot sei und Alex dies verneint
hatte.
Letztendlich spielte es wohl
keine Rolle. Wenn ich recht verstanden hatte, gab es ganze ‚Gruppen’, denen
mein Wohl nicht am Herzen lag. Im Gegenteil. Es war doch sehr viel auf einmal
und so genau, wusste ich auch nicht, was ich noch sagen oder jetzt tun sollte.
Es gab sicherlich noch zahlreiche Fragen, die ich hatte. Aber alle, die ich
eben noch stellen wollte, waren nun aus meinem Kopf verschwunden. Selbst Joshs
ganze Geschichte war gerade mehr, als mein Verstand begreifen konnte. Mein Kopf
war vollkommen leer und auch meine Gefühle waren verschwunden. Es fühlte sich
so an, als wäre ich nur eine leere Hülle. Hatte mein Verstand eben noch auf
Hochtouren gearbeitet, hatte er nun den Betrieb eingestellt. Ich konnte nicht
mehr und merkte plötzlich, dass meine Wangen feucht wurden. Ich hatte
angefangen zu weinen, ohne es wirklich zu merken. Ich wusste noch nicht einmal
genau, weswegen ich weinte. Weil alles so verworren und unglaublich war? Weil
ich in Gefahr war oder weil ich schlichtweg so verrückt war, dass ich die Geschichte
tief in meinem Inneren als wahr akzeptierte. So absurd es auch erscheinen
mochte: Die Geschichte war verrückt, aber auch irgendwie eine Erklärung für das
Chaos in mir und den Einfluss der zwei Männer auf mich.
„Hey, nicht weinen. Es wird
alles wieder gut. Du musst keine Angst haben!“, versprach mir Josh, der mich
mit seinen Worten wieder zurück in die Realität holte oder in das, was ich
derzeit dafür hielt.
Unfähig, zu antworten, nickte
ich einfach nur. Atmete tief durch und lächelte ihn an. Aus irgendeinem Grund wollte
ich nicht, dass er sich Sorgen um mich machte.
Vieles von dem, was er über das
Gleichgewicht und die Parallelwelt sagte, war vielleicht verrückt, dennoch
wollte ich ihm glauben, auch wenn ich noch einige Fragen hatte. Ich beschloss, darauf
zu vertrauen, dass die beiden Männer wussten, was sie taten. Zwar ahnte ich
nicht genau, was das war, aber bisher hatten sie mich beschützt. Auch wenn es
vielleicht verrückt war, war ich
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