Die Welt in mir (German Edition)
vor mir anstarrte und
zwischen Wut, Hass und Leidenschaft hin und her gerissen war, vergingen wohl
nur Sekunden. Ich konnte fühlen, wie der Angreifer immer noch fest zupackte,
aber auch, dass er die Drohung abwog. Er wirkte nervös. So als fürchtete er
plötzlich um sein Leben.
„Niemand möchte doch hier
verletzt werden. Wir können die Sache bestimmt anders regeln als mit Gewalt.“
Eine weitere Stimme, die weder vom sexy Bad Boy noch von dem wirklichen Bad Boy
stammte. Ich konnte sie im ersten Moment nicht zuordnen. Doch dann sah ich ihn.
Direkt neben den Mann meiner
Begierde stellte sich ein weiterer. Hätte mir zuvor jemand gesagt, dass gleich
zwei Kerle um mein Leben kämpfen würden, hätte ich es nicht geglaubt. Dass
beide auch noch aussahen wie Romanhelden, war mehr als unglaublich. Auch der Zweite,
der nun das Wort an meinen Angreifer und offenbar auch an Mister Bad Boy
gerichtet hatte, schaute ebenfalls unglaublich aus: Er hatte helle Haare und
Augen, trug Jeans und eine Jacke. Er wirkte netter, offener, aber dennoch
männlich mit markanten Gesichtszügen. So wie ein Kerl, dem du sofort deine
Nummer geben würdest, wenn er fragen würde. Mit einem Lächeln, das einen zum
Schmelzen bringt und ebenfalls strahlen lässt. Ein Traummann!
Als er mir ein beruhigendes
Lächeln schenkte, war ich hingerissen. Ich spürte, wie sich in mir ein
harmonisches Gefühl ausbreitete. Die Wut verschwand, Hoffnung kehrte zurück. Angst
hatte ich ohnehin nicht mehr.
„Warum mischst du dich
eigentlich immer ein? Ich hab' die Sache im Griff. Ehrlich, dein Gerede hilft
nichts. Manchmal muss man kämpfen! Ich bin mehr als bereit, dem Arsch die
Fresse zu polieren, und wenn er dabei draufgeht, wäre es ein kleiner Bonus.“
Erst jetzt begriff ich, dass
sich die beiden Retter kannten. Sie mussten sich kennen, wirkten aber nicht
befreundet. Seine Worte ließen meine Kampfstimmung wieder wachsen, und die
Harmonie in meinem Inneren schwankte.
Der Mann mit dem Messer, das
immer noch unangenehm an meinen Hals drückte, wurde unruhig. Er ging ein paar
Schritte mit mir fest im Arm zurück und ich fühlte einen stechenden Schmerz.
Warmes Blut lief mir die Kehle runter. Der Schnitt war nicht tief, sondern nur
durch die Bewegung entstanden, aber ich wusste, dass nur ein wenig mehr Druck
und eine geschmeidige Bewegung nach rechts meinem Leben ein Ende setzen würde.
„Jetzt hast du ja doch Blut
vergossen! Und ich hatte dir gesagt, dass ich dich dann töten muss. Ich
verstehe nicht, wie du das als leere Drohung auffassen konntest“, meldete sich
Mr. Bad Boy zu Wort.
„Was mein Freund meint ist: Lass
lieber das Mädchen los! Drehe dich um, und gehe weg! Dann ist die Sache hier
friedlich erledigt, und wir kümmern uns um die Wunde. Um eins klarzustellen:
Ich möchte keinen Kampf, weil ich denke, dass dieser übel ausgehen wird und
einer sonst noch sein Leben verliert. Aber mein Freund meint seine Drohung
ernst.“
Sein Daumen deutete auf den
Mann neben ihm.
Meine Gefühle fuhren
Achterbahn. Hin- und hergerissen zwischen kampfbereit, wütend, hoffnungsvoll
und beruhigt. Es war fast so, als würde je nachdem, wer von beiden das Wort an
meinen Angreifer richtete, meine Gefühlswelt sich seiner anpassen.
Plötzlich geriet ich ins
Straucheln. Ich wirbelte herum und knallte auf den Beton. Ich konnte gerade
noch die Hände heben, um den größten Knall aufzufangen. Dennoch schoss ein
Schmerz durch meinen Körper. Mein Knie war verdreht und schlug hart auf den
Gehweg auf. Meine Hände und Handgelenke schmerzten. Jede Sekunde des Falls
erlebte ich, als würde er in Zeitlupe passieren. Ich blickte hoch und merkte,
dass mein Angreifer rannte und an mir stürzte der Bad Boy vorbei. Wie ein
Panther, der Blut geleckt hatte und seine Beute nicht verschwinden lassen wollte.
Obwohl mein Körper ächzte,
schaute ich voller Bewunderung hinterher und fühlte Rache in mir aufwallen. Ein
Teil von mir wollte den Kerl mit dem Messer am Boden liegen sehen und das
Messer an seine Kehle drücken. So viel Wut hatte ich noch nie gespürt. Der
Ausdruck mordlüstern und rasend vor Wut passte wohl am besten. Und obwohl mir vom Sturz alles wehtat, konnte ich die
Energie spüren, die mein Zorn entfachte. In mir wollte alles aufstehen und den
Kampf zu Ende bringen.
„Hey, alles okay?“ Die
samtweiche Stimme holte mich zurück.
Ich fühlte seine Hand durch den
Stoff meiner Jacke an meiner Schulter. Mein wütender Gemütszustand verschwand. Von
einer auf die
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