Die Welt in mir (German Edition)
Ende
neigte und nur noch wenige Kugeln übrig waren, wurden die Kerle immer mutiger.
Ihre Sprüche waren nicht mehr nur anzüglich, sondern beleidigend und aufdringlich.
Ohne Zweifel hatten sie vor Frauen wenig Respekt.
„Du hast wirklich ein heißes
Fahrgestell, Püppchen. Da würde ich gerne mal eine Runde drauf drehen.“ Der
Kerl hielt sich offenbar für besonders geistreich und lachte schallend.
Sein Kumpel stimmte in sein
Gelächter mit ein.
Ich machte gute Miene zum bösen
Spiel und sagte, davon könne er lange träumen. Dennoch wurde die Sache mit jeder
Runde heikler und die Männer aufdringlicher. Ich spähte immer häufiger zu Alex
hinüber, der weiterhin alles genau registrierte, aber keine Anstalten machte,
mich zu retten.
Die beiden Typen bemerkten
wohl, dass mein Blick immer häufiger zum Mann an der Bar schweifte.
Bevor ich zum nächsten Stoß
ansetzen konnte, stand der Typ vom Hocker auf und stellte sich hinter mich.
Ich konnte seine Alkoholfahne
riechen und fühlte, wie seine Hand sich auf meinen Po legte.
Er flüsterte mir ins Ohr, mich würde
eine heiße Nacht erwarten, wenn ich meinen Freund an der Bar sitzen ließe.
Unfähig, etwas zu erwidern,
schaute ich erschrocken hoch.
Alex hatte sich in Bewegung
gesetzt und kam mit großen Schritten auf uns zu. Er wirkte aber nicht in Eile oder
Sorge. Er war erschreckend ruhig, und auf seinen Lippen lag auch kein Lächeln
mehr.
Gerade versuchte ich, mich
daran zu erinnern, welche Handgriffe ich machen musste, um mich zu verteidigen,
als Alex den Tisch erreichte.
„Nimm deine Hände von ihr oder
ich sorge dafür, dass du deine Hand nie mehr benutzen kannst!“
Mein Retter. Endlich! Ich spürte,
wie böse Alex war und wie sein Einfluss und seine Wut in mir wuchsen. Ich ließ
mich darauf ein, weil mir dies besser erschien, als das Angstgefühl, welches
ich zuvor verspürt hatte. Es war aber keine blinde Wut, die ich spürte, sondern
berechnender Zorn. Es brodelte zwar in mir, aber meine Sinne waren klar, und
ich fühlte mich ruhig. Offenbar war dies genau das, was Alex in solchen
bedrohlichen Situationen verspürte. Kein Wunder, dass er diese mit Gelassenheit
anging. Denn seine Sinne waren geschärft, er handelte nicht von blindem Zorn
geleitet. Er war bedacht und konzentriert. Er konnte seine Aggression nutzen,
ohne sich in dieser zu verlieren. Davon hatte er also bei unserer ersten
Trainingseinheit gesprochen. Schon damals klang es einleuchtend, aber jetzt, wo
ich es selbst spürte und am eigenen Leib erlebte, erkannte ich, wie wichtig es
war. Es sorgte dafür, dass man die Kontrolle behielt und seine Bewegungen und
Schritte mit Bedacht machen konnte und nicht einfach blind zuschlug.
Der Kerl erkannte, die Kraft,
die hinter Alex' Zorn lag offenbar nicht und ließ sich von Alex’ Spruch wenig
einschüchtern. Er nahm zwar seine Hand von meinem Hinterteil, gab aber so
schnell nicht klein bei. Er drehte sich zu Alex und platzierte sich neben mich.
„Das hübsche Ding hat die ganze
Zeit mit ihrem Arsch vor mir gewackelt. Ich denke, sie will einen richtigen
Mann.“ Seine Hand ging zu meinem Haar. Er nahm eine Haarsträhne in die Hand.
Offenbar wollte er mir diese hinters Ohr streichen mit einer vermeintlich
liebevollen Geste. Doch bevor er soweit kam, knallte er mit dem Gesicht auf dem
Billardtisch. Alex stand hinter ihm und drückte den ekelhaften Kerl auf den
Tisch. Ich hörte nur ein kleines Knacken, bevor der Kerl laut aufschrie.
Seine Freunde rührten sich
nicht und kamen ihm auch nicht zu Hilfe.
Alex ließ ihn unvermittelt los
und schaute mich an. Er wirkte beinahe gelangweilt und enttäuscht, dass es
nicht mehr zu kämpfen gegeben hatte und sein Gegner so schnell aufgegeben hatte.
Dieser krümmte sich und hielt
seine offensichtlich zerstörte Hand nach oben. Ich glaubte sogar, ein paar
Tränen in seinen Augen zu erkennen. Wäre ich nicht gerade von Alex' Gefühlen
beherrscht gewesen und hätte Wut und Hass gespürt, hätte ich vielleicht sogar
etwas Mitleid mit ihm gehabt. Immerhin hatte mein albernes Theater ihm eine
gebrochene Hand eingebrockt. Anderseits war der Kerl Abschaum und behandelte
Frauen wie Freiwild. Vielleicht war ihm dies eine Lehre, dachte ich.
„Komm, bevor es noch mehr Ärger
gibt! Ich will hier noch ein paar Mal essen gehen. Der Burger ist einfach zu
gut“, Alex zwinkerte mir zu.
Die ganze Auseinandersetzung
hatte ihn nicht aus der Ruhe gebracht. Im Gegenteil. Er nahm mich an der Hand
und führte mich hinaus. An
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