Die Welt in mir (German Edition)
ausmalen wie empört Alex gewesen wäre, wenn ich gesagt
hätte, dass ich ihn für einen Superhelden hielt.
„Ach und erinnere mich bei
Gelegenheit daran, dass ich dir beibringe, wie man einem Drecksack die Hand
bricht“, fügte er hinzu, und ich brach in schallendes Gelächter aus. Unbewusst
hatte er damit bestätigt, was ich gerade gedacht hatte. Nur die bösen Jungs bekamen
das, was sie verdient hatten, und er brachte mir die ganzen Sachen auch nur
bei, weil ich mich vor ihnen schützen sollte. Mein Superheld.
„Was hast du?“, fragte Alex.
Aber ich konnte nicht
antworten, weil ich immer noch lachen musste. Erst nach einer Weile gelang es
mir, mich wieder zusammenzureißen. Aber hin und wieder lachte ich doch noch
ohne Vorwarnung los.
Als wir in meiner Wohnung ankamen,
hatte ich mich beruhigt.
Alex hingegen war verstummt und
offensichtlich angefressen, weil er nicht wusste, was so lustig gewesen sein
sollte.
„Hast du dich wieder eingekriegt
oder kicherst du jetzt die ganze Nacht vor dich hin? Ich will es nur wissen,
damit ich mir notfalls Ohrstöpsel besorgen kann.“
Ja, er war ohne Zweifel zickig.
Aber dies fand ich irgendwie süß. Einschüchternd, wie er es vermutlich gemeint
hatte, wirkte es auf mich nicht. Ich lächelte und sagte ihm, alles wäre gut und
dass ich seine Nachtruhe nicht stören würde. Immerhin würde ich wissen, wie
wichtig ihm sein Schönheitsschlaf sei. Mit jedem Wort, das ich sagte, wurde
seine Miene finsterer. Ich beschloss, es damit gut sein zu lassen und gab ihm
einen Kuss auf die Wange, bevor ich mich umdrehte und Richtung Bad ging.
Als ich wegging, hörte ich ihn
sagen: „Du machst mich fertig, Weib“, und ich musste noch etwas breiter
grinsen. Alles in allem war es ein guter Abend gewesen, zumindest das Ende war
unterhaltsam, und Alex und ich waren uns deutlich näher gekommen. Unser Umgang war
wesentlich entspannter geworden. Da ich vom Abend und den Ereignissen immer
noch aufgedreht war, beschloss ich, nachdem ich das Kleid gegen einen bequemen
Pyjama getauscht und das Make-up abgewaschen hatte, wieder ins Wohnzimmer
zurückzukehren.
Alex steckte gerade sein Handy
in die Hosentasche, als ich das Wohnzimmer betrat. Sofort musste ich an Josh
denken. Vielleicht war er am Telefon gewesen? Aber ich traute mich nicht, zu
fragen.
„Ah, willkommen zurück, liebe Clara.
So gefällst du mir viel besser als Vamp.“
„Echt? Ich hatte den Eindruck,
dass dir gefallen hat, was du gesehen hast und denk dran, mit der braven Clara
hättest du heute nicht so viel Spaß gehabt“, antwortete ich kokett, und Alex verließ
lachend das Zimmer Richtung Bad. Ganz klar ein Punkt für mich. Wenn ich recht
darüber nachdachte, hatte ich heute einige Punkte gutgemacht. Da Alex mir aber
meinen Hintern im wahrsten Sinne des Wortes gerettet hatte, war der Punktestand
wohl ausgeglichen. Wenn nicht sogar ein klarer Tagessieg für ihn. Nachdem wir
uns zusammen noch einen Film angesehen hatten, ohne viele Worte zu wechseln, ging
ich weit nach Mitternacht ins Bett. Morgen rief die Arbeit, und in Anbetracht
der wenigen Stunden Schlaf, freute ich mich darauf noch weniger als sonst.
Als ich am nächsten Morgen vom
Wecker geweckt wurde, fühlte ich mich, als hätte mich ein LKW überrollt. Es war
viel zu früh, und ich hatte gerade einmal ein paar Stunden geschlafen. Ich
schleppte mich Richtung Küche und konnte auf dem Weg dahin kaum meinen Augen
trauen, als ich Alex in seiner vollen Pracht sah, wie er Sit-ups machte. Wie konnte
er nur so fit sein, während ich mich elend fühlte?
Ich machte mich fertig und quälte
mich zur Arbeit. Dort gelang es mir nur mit einiger Mühe, nicht mit dem Kopf
auf dem Tisch einzuschlafen. Zum Glück ließ mich mein Chef größtenteils in
Ruhe.
Auf dem Heimweg lehnte ich
meinen Kopf an den Autositz und schloss die Augen. Ich döste vor mich hin, bis
mich Alex eher unsanft aufweckte. Der Mann kannte einfach kein Erbarmen und zwang
mich auch noch, eine Trainingseinheit zu absolvieren. Doch ich war recht
unkonzentriert, weil sich der Schlafmangel der letzten Nacht deutlich bemerkbar
machte. Als ich am Abend ins Bett fiel, schlief ich wie ein Stein.
Die nächsten zwei Tage verfielen
Alex und ich in eine Art Alltagstrott. Er brachte mich zur Arbeit und holte
mich danach wieder ab. Jeden Abend trainierten wir. Mir gefiel das Training und
ich war mit vollem Eifer dabei. Zum einen weil ich das Gefühl hatte, immer
besser zu werden, zum anderen weil es erstaunlich viel
Weitere Kostenlose Bücher