Die Welt in mir (German Edition)
lächeln, weil ich wusste, dass es Alex'
Enttäuschung darüber war, seine Fäuste vorerst nicht einsetzen zu können.
„Gut, es ist spät. Wir sollten
für heute Schluss machen. Ich bleibe heute Nacht hier, und morgen gehst du wie
immer zur Arbeit. Am Wochenende überlegen wir, wie es weitergeht“, sagte Alex, stieß
sich von der Kommode ab und schlenderte Richtung Tür.
Josh hatte sich bereits
umgedreht und das Zimmer verlassen. Ohne ein Wort war er einfach so wieder
verschwunden, und jetzt, wo Alex auch den Raum verlassen hatte, überwältigten
mich wieder meine eigenen Gefühle.
Trauer, Schmerz und
Enttäuschung war alles, was ich fühlen konnte; ich sackte wieder zusammen. Die
Kampflust und die Entschlossenheit waren verschwunden und machten den Platz
erneut für den Kummer frei.
Ich hörte die beiden an der Tür
etwas murmeln und schlich leise in die Richtung. Normalerweise hielt ich nichts
vom Lauschen, aber ich musste wissen, was sie besprachen.
„So geht das nicht weiter. Reiß
dich zusammen!“, drohte Alex. Auch wenn er seine Stimme gesenkt hatte, hörte
ich den Zorn aus seiner Stimme heraus.
Was Josh antwortete, konnte ich
leider nicht hören, obwohl es mich brennend interessiert hätte.
Dann hörte ich erneut Alex, der
seine Wut nun nicht mehr zügelte und auch seine Lautstärke nicht mehr senkte. „Das
ist vollkommener Quatsch, und wenn du das glaubst, bist du ein riesiger
Vollidiot.“
Ich hörte die Tür knallen und
hastete zurück zum Sofa. Ich schaltete den Fernseher an und tat so, als wäre
nichts passiert, als Alex an mir vorbei in die Küche stürmte. Er schlug die Tür
vom Kühlschrank fest zu und warf sich neben mich mit einem Bier in der Hand auf
das Sofa.
Ganz offensichtlich war er
stinksauer. Auch wenn es mir unter den Nägeln brannte, zu erfahren, was
vorgefallen war, hielt ich meinen Mund. Nicht etwa, weil ich Angst vor ihm hatte,
sondern weil ich wusste, dass er in seinem derzeitigen Gemütszustand sowieso
keine ordentliche Antwort gegeben hätte.
Irgendwann ging ich ins Bett
und schlief zu meiner Verwunderung schnell ein. Offenbar hatte der Kummer
meinen Körper und Geist so erschöpft, dass ich in einen tiefen Schlaf fiel.
Ich träumte von Josh, der
einige Meter von mir entfernt stand. Ich streckte die Hand nach ihm aus und
versuchte, zu ihm zu laufen. Aber so sehr ich mich auch bemühte und so schnell
ich auch lief, ich kam keinen Meter näher an ihn heran. Er machte keine
Anstalten, auf mich zu zugehen und schaute mich nur desinteressiert an.
Als der Wecker klingelte, wurde
ich aus dem Schlaf gerissen und von dem furchtbaren Traum erlöst.
Da mir heute nicht nach
Arbeiten zumute war, beschloss ich, blau zu machen. Nach den Ereignissen des
gestrigen Abends hatte ich keine Lust, auch nur einen Menschen zu sehen, eine
belanglose Plauderei anzufangen und ein gekünsteltes Lächeln aufsetzen zu müssen.
Ich nahm mein Handy vom Nachtisch und schrieb Judi eine SMS, dass ich mich
nicht gut fühlen würde und mir gestern den Magen verdorben hätte, weswegen ich
heute nicht zur Arbeit zu kommen könnte. Danach ließ ich mich wieder in die
Kissen fallen und schlief erneut ein.
Als ich wenige Stunden später
aufwachte, stand ich auf und machte mich zurecht, bevor ich ins Wohnzimmer ging.
Dort saß Alex mit den nackten
Füßen auf dem Couchtisch ausgestreckt auf dem Sofa und las irgendeine
Zeitschrift, als er mich erblickte, schmunzelte er. „Na Kleine, ausgeschlafen?“
Auch wenn ich ihm keine
Rechenschaft schuldig war und wusste, dass es ihm eigentlich egal war,
verteidigte ich mein Blaumachen bei der Arbeit. Ich erinnerte mich, wie er mich
als „Schwächling“ bezeichnet hatte, als ich damals nicht zur Arbeit gewollte
hatte. „Ich war einfach müde und hatte keine Lust. Sonst mache ich eigentlich
nie blau.“
Ein wenig überraschend erklärte
mir Alex, es wäre ihm gleich, ob ich zur Arbeit ginge oder nicht.
Ich ließ mich mit meinem Kaffee
in der Hand auf der Couch neben ihm nieder, streckte ebenfalls meine Beine aus
und legte meine Füße auf den Tisch. Meinen Kopf legte ich auf der Lehne ab und schloss
die Augen. Trotz der vielen Stunden Schlaf war ich immer noch erschöpft. Obwohl
ich keine körperlichen Anstrengungen gemacht hatte, zumindest nicht mehr als
sonst, fühlte sich mein Körper ausgelaugt an. Ich hätte ewig weiterschlafen
können. Vermutlich hatten sich meine Trauer, der Kummer und der große
Herzschmerz auch auf meinen Körper ausgewirkt und diesen
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