Die Welt in mir (German Edition)
garantieren, dass ich dich nicht
windelweich prügele“, seine Augen funkelten bedrohlich.
Da ich mittlerweile vollkommen
unter seinem Einfluss stand, spürte ich die Wut. Auch ich wollte ihm am
liebsten an die Gurgel gehen. Mir war bewusst, dass es eine leere Drohung gewesen
war und er mir niemals wehgetan hätte, dennoch war ich rasend.
„Versuch es doch!“, funkelte
ich ihn wütend an und fügte hinzu, um ihn noch mehr zu provozieren: „Zeig, wie
stark und männlich du bist, und verprügele eine Frau! Das macht dich echt zu
einem harten Kerl“, sagte ich mit einer Stimme, die vor Sarkasmus nur so triefte.
„Ihr zwei geht mir so auf die
Nerven. Bekommt euren Scheiß auf die Reihe!“, brüllte Alex, als er aus dem
Zimmer stürmte und die Haustür hinter sich zuschlug.
Ich schaute ihm noch mit
zornigen Augen hinterher, doch dann war er außer Reichweite und sein Zorn und
seine Wut verschwunden. Mit voller Wucht kehrte der Schmerz in meinem Inneren zurück.
Ich war alleine mit Josh in einem Raum und mir seiner Präsenz deutlich bewusst.
Wie hatte es nur so zwischen uns enden können? Wie konnte ich mir unsere
Anziehungskraft nur eingebildet und mich darin getäuscht haben, meine Gefühle
für ihn hätten auf Gegenseitigkeit beruht? Diese Fragen stellte ich mir nicht
zum ersten Mal, aber ich würde wohl nie eine Antwort erhalten. Aus Angst, dass
er mir mit der Antwort noch mehr Kummer bereitet hätte, auch wenn dies derzeit
kaum vorstellbar war, fragte ich nicht. Ich hielt mich auch damit zurück, auf
seinen Einfluss zuzugreifen. Zu viel Angst hatte ich vor seinen Gefühlen.
Außerdem war ich mir sicher, dass er mich gerade nicht den üblichen inneren
Frieden und das Glück fühlen lassen konnte, wie sonst.
Beinahe um mich selbst zu
quälen, schaute ich ihn an.
Er wirkte traurig und sehr
niedergeschlagen. Als hätte ihn irgendetwas bedrückt. Am liebsten hätte ich ihn
in den Arm genommen und versichert, alles würde gut werden. Aber mir war klar,
dass meine Anwesenheit für seine Stimmung sorgte. Hier mit mir zu sitzen, machte
seine Niedergeschlagenheit aus. Daher war ich wohl nicht in der Lage, ihn zu
trösten und noch weniger ihm klarzumachen, dass alles gut werden würde. Denn
daran glaubte ich selbst nicht.
Erst jetzt bemerkte ich, die
Tüten, die in der Hand hielt. Allem Anschein nach hatte er etwas zu Essen
mitgebracht. Auf der Stelle fielen mir unsere gemeinsamen Abende ein, an denen
ich so aufgeregt und glücklich gewesen war, in seiner Nähe zu sein.
„Ich habe was zu essen
mitgebracht. Ich wusste nicht, ob du schon etwas gegessen hast“, sagte er mit nervöser
Stimme und hob die Tüten hoch.
„Nein, noch nicht“, flüsterte
ich beinahe meine Antwort. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich den ganzen Tag
nichts gegessen hatte. Und obwohl ich auch jetzt keinen Hunger hatte, behielt
ich das für mich.
Ich ging in die Küche und hole
Teller und Besteck, während Josh das Essen auspackte und auf den Tisch stellte.
Ich setzte mich und bediente mich ganz still und zurückhaltend am Essen. Aus
irgendeinem Grund bewegte ich mich sehr behutsam, als hätte eine zu schnelle
oder heftige Bewegung die Situation zerstören können. Auch wenn klar war, dass
es für ihn nicht das Gleiche bedeutete, wollte ich hier ganz nah bei ihm sitzen
und seine Anwesenheit spüren. Besser so, als dass er für immer aus meinem Leben
verschwand. So weh dies auch tat, die andere Option wäre zweifelsfrei noch
schlimmer gewesen. In meinem Inneren fühlte ich deutlich, seinen Einfluss, aber
ich ließ ihn nicht zu, sondern konzentrierte mich lieber auf meinen Schmerz und
die Sehnsucht nach ihm.
Die wenigen Male, die ich mich
traute, zu ihm zu schauen, wirkte Josh angespannt. Sein Blick war auf sein
Essen gerichtet. Es wirkte beinahe so, als hätte er sich von mir abschirmen
wollen. Dies versetzte mir erneut einen Stich und so vermied ich es, ihn
anzusehen und beließ es dabei, dass alleine seine Anwesenheit meinen Kummer
etwas erträglicher machte.
Wir redeten an dem Abend nicht
viel. Unser Gespräch beschränkte sich auf das Essen. Den ganzen Abend blieb die
Stimmung zwischen uns sehr angespannt und wir bewegten uns beide wie auf rohen
Eiern. Irgendwann konnte ich es kaum mehr ertragen und befürchtete, bald in
Tränen auszubrechen, sodass ich beschloss, ins Bett zu gehen.
Ich verschwand ohne ein Wort
und holte ihm frisches Bettzeug, das ich ihm reichte.
Er nahm es an und musterte
mich. Sagte aber nichts und achtete darauf,
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