Die Welt in mir (German Edition)
mich nicht zu berühren.
Ich sagte leise „Gute Nacht“
und verließ den Raum.
„Schlaf schön.“, hörte ich
seine Stimme ganz leise hinter mir. Seine Worte klangen traurig. Genauso
traurig, wie ich mich fühlte.
In dieser Nacht schlief ich nur
wenig. Zum einen vielleicht weil ich am Tag zuvor mehr als gewöhnlich
geschlafen hatte, zum anderen vielleicht auch, weil mein Liebeskummer mich wach
hielt. So nah bei ihm zu sein, weckte meine Sehnsucht nach ihm. Zeitgleich war
ich mir in jedem wachen Moment bewusst, dass er anders fühlte und am liebsten
gar nicht hier gewesen wäre. Nur für einen Moment erwischte ich mich, wie ich
mir wünschte, Alex wäre hier. Aber sofort im nächsten Augenblick überkam mich
Panik wegen meines Wunsches und der Vorstellung, es hätte wahr werden können. Ich
war noch nicht bereit, Josh völlig aus meinem Leben zu verbannen, auch wenn ich
mich damit selbst quälte, wollte ich ihn noch in meiner Nähe wissen. Ich wollte
ihn keinesfalls loslassen.
Als ich am nächsten Morgen aufstand,
ging ich mit gemischten Gefühlen Richtung Wohnzimmer. Ich wollte ihn wiedersehen,
fürchtete mich aber zeitgleich vor einer neuen Welle des Schmerzes, den sein
Anblick und seine Abwehrhaltung mir gegenüber auslösten. Dennoch setzte ich
mutig einen Schritt vor den anderen. Als ich ins Wohnzimmer ging, war das Sofa
wie die anderen Morgen, die ich mit Josh erlebt hatte, leer.
In mir keimte die Hoffnung auf,
dass er mir gleich eine Tasse Kaffee reichte. Als er tatsächlich aus der Küche kam
und zwei Tassen in der Hand hatte, schaute ich ihn an und brachte ein kleines
Lächeln zustande.
Doch er ging mit der Tasse
nicht in meine Richtung, sondern in Richtung Esstisch und stellte sie dort für
mich ab.
Die kleine Regung der Hoffnung brachte
mit einem Mal in mir zusammen. Um nicht in Tränen auszubrechen, griff ich nach
der Tasse Kaffee.
„Danke“, murmelte ich. Er
quittierte es mit einem Nicken und einem gequälten Gesichtsausdruck. Ich trank
meinen Kaffee am Tisch.
Josh ging zum Sofa, offenbar um
eine Distanz zwischen uns zu bringen.
Ich war dankbar, als er den
Fernseher einschaltete, um die unerträgliche Stille zwischen uns zu beenden.
Nach einer Weile machte ich mir ein Brot und aß dieses am Tisch. Erst danach
traute ich mich langsam, zum Sofa zu gehen. Ich setzte mich vorsichtig, fast so,
als wäre er ein scheues Tier, das ich nicht aufschrecken wollte, neben ihn.
Dabei achtete ich darauf, nicht zu nah an ihn heranzurücken.
Er reagierte darauf nicht und
schaute weiterhin auf den Fernseher, als wäre ich gar nicht da.
Ich atmete ganz flach und saß
steif auf der Couch. Um was es bei der Sendung ging, die er sich ansah, wusste
ich nicht. Fast wie von selbst, sagte ich was und war selbst überrascht, als
ich meine Stimme hörte.
„Alex schaut ständig
irgendwelche Kampfsendungen. Aber seitdem er mir das Kämpfen beigebracht hat,
schaue ich sie sogar selbst gerne.“
Als Josh meine Stimme hörte,
zuckte er merklich zusammen.
Ich wusste nicht, warum ich
diesen Quatsch gesagt hatte. Vielleicht weil ich das Schweigen nicht mehr
ertragen konnte.
„Er hat dir also das Kämpfen
beigebracht“, sagte Josh mehr zu sich selbst als zu mir, und ich wusste auch
nicht, was ich darauf antworten sollte.
Daher verfielen wir erneut ins
Schweigen, bis Josh das Wort ergriff.
„Machst du es gerne? Also das
Kämpfen?“, fragte er und schaute mich neugierig an.
Im ersten Moment war ich von
seinem direkten Blick so erstaunt, dass ich nicht sofort antwortete und leicht
verwirrt war. „Ja, irgendwie schon. Es gibt mir Selbstvertrauen“, sagte ich
wahrheitsgetreu.
Josh quittierte meine Antwort
mit einem Nicken.
Da ich das Gespräch noch nicht
für beendet ansehen wollte, war ich nun an der Reihe, ihn etwas zu fragen. „Kannst
du auch kämpfen?“
Daraufhin guckte er mich
verwundert an, als hätte ich eine unsinnige Frage gestellt. „Nein, das ist
nicht meine Art, Probleme zu lösen.“
Bei seiner Antwort fiel mir auf,
dass es vielleicht wirklich unsinnig gewesen war. Ich quittierte, wie er zuvor
bei mir, seine Antwort nun auch mit einem Nicken. Nach einer Weile versuchte
ich es erneut mit einem Gespräch.
„Wo warst du eigentlich die
vergangenen Tage?“ Es war zum einen die Neugier und zum anderen der Versuch,
das Schweigen zu beenden, die mich zu einem weiteren Gesprächsversuch zwangen.
Ohne mich anzusehen, erwiderte
er: „Ich war in meiner Welt. Bei den Machthabern, um zu erfahren, was
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