Die Welt in mir (German Edition)
sie
wissen. Aber viel ist dabei nicht rausgekommen. Letztendlich ist Alex weitergekommen
mit seinem Informanten.“
„Ja, das wird Alex ganz gewiss
freuen. Er war etwas bedrückt, dass er zuvor nichts erfahren konnte“, ich musste
ein wenig lächeln.
Josh schaute mich skeptisch und,
auch wenn es kaum möglich war, wütend an.
Ob ich seinen Ausdruck richtig
interpretierte, konnte ich nicht sagen, denn ich hatte ihn noch nie wütend
gesehen. Das passte gar nicht zu ihm.
Bevor ich nachhaken konnte,
platzte Alex herein. Offensichtlich war Schichtwechsel.
„Na, habt ihr mich vermisst?“, zerschnitten
Alex' Worte die angespannte Stimmung.
„Kann ich nicht behaupten“,
Josh sprang im nächsten Moment auf, griff seine Jacke und stürmte hinaus. Ohne
einen Abschied verließ er die Wohnung. Beinahe erwartete ich die knallende Tür,
doch er ließ sie, anders als Alex, nicht in die Angeln knallen, sondern schloss
sie ordnungsgemäß.
So ganz hatte ich gerade nicht
verstanden, was hier vor sich ging. Warum war Josh so sauer gewesen oder hatte
ich mir das nur eingebildet? Aber er hatte doch deutlich gereizt auf Alex’ Auftauchen
reagiert oder hatte er es nur nicht erwarten können, mich zu verlassen? So ganz
wurde ich aus seinem Verhalten nicht schlau.
Auch Alex wirkte etwas
verdutzt. „Was ist dem denn über die Leber gelaufen?“ Damit bestärkte Alex mit
seinen Worten, dass auch er sich keinen Reim auf Joshs Verhalten machen konnte.
Ich zuckte nur mit den Schultern
und schüttelte den Kopf, um ihm zu signalisieren, dass auch ich nicht wüsste,
was mit ihm los war.
„Na dann beweg mal deinen Arsch
hoch, Kleine! Mal sehen, ob du heute besser drauf bist.“ Und noch bevor ich
mich erhoben hatte, begann Alex die Couch zur Seite zu rücken.
Ich sprang kichernd auf und
machte mich weiterhin kichernd auf den Weg zum Schlafzimmer, um mich
umzuziehen. Als ich an der Wohnungstür vorbeikam, meinte ich, ein Geräusch von sich
entfernenden Schritten zu hören. Aber ohne diesem Geräusch weitere Beachtung zu
schenken, lief ich weiter.
Zwar war ich auch heute noch
niedergeschlagen und deprimiert, dass Josh mich nicht so sehr mochte, wie ich ihn
und die Stimmung zwischen uns fast unerträglich war, dennoch konzentrierte ich
mich auf die Übungseinheit mit Alex. Das Training lenkte mich zumindest
kurzfristig von meinem Kummer ab.
Alex war mit meiner heutigen
Leistung allem Anschein nach zufrieden.
Ich gab alles und powerte mich
richtig aus, sodass ich nach dem Abendessen und einer wohltuenden Dusche, müde
und erschöpft ins Bett fiel.
Am nächsten Tag war ich zwar
ausgeruhter, aber innerlich fühlte ich mich immer noch verletzt. Ich stand auf
und ging ins Bad, bevor ich mich auf den Weg durch das Wohnzimmer zur Küche
machte.
Alex machte gerade Sit-ups, und
sein gewohnter Anblick gab mir ein gutes Gefühl und etwas Tröstendes.
Wenigstens zwischen uns beiden war alles vertraut und beim Alten. Während das
Verhältnis zwischen Josh seit seiner Rückkehr so anders geworden war, waren
Alex und ich mittlerweile zu Vertrauten geworden. In der Zeit von Joshs Abwesenheit
hatten wir eine echte Verbindung zueinander aufgebaut. Meist musste ich nicht
auf seinen Einfluss eingehen, um zu wissen, was er dachte. Joshs Verhalten war
mir weiterhin eher ein Rätsel. Ich wusste nicht genau, was vorgefallen war,
dass er seine Meinung zu mir geändert hatte oder ob ich mir tatsächlich alles
nur eingebildet hatte. Vielleicht war ich auch blind vor Liebe gewesen. Doch er
musste es doch auch gespürt haben. Dieses intensive Gefühl, wenn wir uns
berührt hatten. Wie konnte er jetzt nur so ablehnend sein?
Nach einem gemeinsamen
Frühstück, was für Alex und mich mehr als neu war, aber dennoch angenehm
entspannt, räumte ich die Wohnung auf und putzte ein wenig, was bereits mehr
als überfällig war. Während ich scheuerte und wienerte, vergaß ich die Zeit,
denn wieder einmal kreisten meine Gedanken nur um Josh. Aber nicht nur sein
seltsames Verhalten machte mir Kopfzerbrechen, sondern mit einigem
Unverständnis sah ich auch meinen Hang zur Selbstqual. Wäre es nicht besser
gewesen, wenn ich Josh freigegeben hätte und ihm sagen würde, dass er nicht bei
mir bleiben müsste, wenn er nicht wollte? Zweifelsohne wäre dies unglaublich
schmerzhaft gewesen, aber dann doch irgendwann vorbei, oder? Wie bei einem
Pflaster, das man mit einem Ruck abzog. Zwar tat es im ersten Moment höllisch
weh, doch irgendwann linderte sich der Schmerz.
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