Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Welt in mir (German Edition)

Die Welt in mir (German Edition)

Titel: Die Welt in mir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Neuberger
Vom Netzwerk:
von draußen hereinschien, umfing. Unweigerlich musste ich
denken, dass diese Wohnung einfach perfekt für ihn war. So gut und freundlich wie
er war, genauso sah seine Wohnung aus. Vom Wohnzimmer führte noch eine weitere
Tür weg.
    „Dort ist das Schlafzimmer“, sagte
Josh zur Erklärung. Er musterte mich genau, während ich seine Räumlichkeiten
auf mich wirken ließ.
    „Du kannst dort schlafen. Ich
nehme die Couch“, er deutete mit dem Finger auf das Ledersofa.
    Vergeblich versuchte ich,
höflich zu verneinen und zu erklären, dass ich auch auf der Couch schlafen
könne und ihn nicht aus seinem Bett vertreiben wolle.
    Doch diesmal war es Josh, der
keinen Widerspruch zuließ. Danach zeigte er mir noch das Bad, das eher
zweckdienlich, aber sauber war.
    „Möchtest du was trinken?“, fragte
Josh, und ich stimmte höflich zu.
    Ich sah ihm an, dass er sich
leicht unbehaglich fühlte, mich in seiner Wohnung zu haben. Aber auch ich hatte
es mir nicht ausgesucht, obwohl ich es genoss, in seinem Reich zu sein. So erfuhr
ich unwillkürlich mehr über Josh und wie er wohnte. Es war wunderbar, seine
Sachen anzusehen und zu berühren. Auch dass seine Wohnung nach ihm roch, fand
ich himmlisch. Ich konnte es kaum erwarten, in seinem Bett zu liegen. Bei dem
Gedanken musste ich grinsen.
    Josh machte sich derweil in der
Küche zu schaffen.
    Ich wollte endlich eine Antwort
auf eine Frage, die mir unter den Nägeln brannte. Ich brauchte Gewissheit über
etwas, was ich mir sowieso schon dachte.
    Ich ging zum Wohnzimmerfenster
und schaute hinaus. Da tatsächlich. Von hieraus hatte man einen Blick in mein
Wohnzimmer. Ich zog geräuschvoll den Atem ein. Obwohl ich es bereits geahnt hatte,
war die Gewissheit darüber doch erschreckend. Er konnte mich die ganze Zeit
über beobachten. Ein Jahr lang hatte er die Gelegenheit, von hier in mein
Wohnzimmer zu schauen. Wieso hatte ich denn nie die Vorhänge zugezogen? Oh
Gott, was hatte er nur alles gesehen? Ich war ein wenig erleichtert, dass er
nicht auch in mein Schlafzimmer schauen konnte. Da seine Wohnung ein Stückchen
höher lag als meine, hatte er einen perfekten Blick in mein Reich, während ich
von meiner Wohnung aus nicht in seine schauen konnte. Dies hätte ich bestimmt
getan, wenn ich gewusst hätte, wer mein Nachbar war.
    „Du hast es bemerkt, hmm?“,
holte mich Josh aus meinen Gedanken heraus.
    Ich drehte mich zu ihm und legte
meinen Kopf leicht schief. Was ausdrücken sollte, ob er seine Frage ernst meinte
oder glaubte, ich wäre so eine Idiotin.
    Er guckte mich etwas
zerknirscht an, als bereitete er sich darauf vor, dass ich explodierte.
    Aber obwohl mir beim Gedanken,
ständig von ihm beobachtet worden zu sein, nicht ganz wohl war, war ich
keineswegs sauer auf ihn. Er hatte schließlich nur seinen Job gemacht. Dennoch
hätte er mir auch sagen können, dass er direkt gegenüber wohnte. Dann hätte ich
mehr darauf geachtet, was ich machte. Wie oft er wohl hier am Fenster gestanden
hatte und zusah, wie ich mich in meinem Wohnzimmer aufhielt? Wie ich gegessen,
Fernsehen geschaut oder mit Alex trainiert hatte. Nun fragte ich mich auch, wo
Alex' Wohnung war. Ob er wohl auch so einen guten Blick in mein Reich hatte wie
Josh?
    „Wohnt Alex auch hier in der
Nähe“, versuchte ich, meine Frage beiläufig klingen zu lassen.
    Josh durfte trotzdem klar sein,
auf was ich hinaus wollte.
    „Nein. Er wohnt in der Nähe
deiner Arbeit“, entgegnete er leicht angespannt.
    „Das soll wohl so viel
bedeuten, wie er wohnt so, dass er einen perfekten Blick in mein Büro hat“,
konterte ich.
    Josh zuckte mit den Schultern,
was wohl zum einen signalisieren sollte, dass ich damit richtig lag und zum
anderen, dass das Thema damit beendet war. Was war zwischen den beiden
vorgefallen, als ich packte? Irgendwie machte es den Eindruck auf mich, als sei
er auf Alex nicht sonderlich gut zu sprechen.
    Bevor ich nachhaken konnte,
reichte mir Josh ein Glas, in dem ein lecker aussehender Cocktail war.
Vielleicht bekam ich irgendwann eine passendere Gelegenheit, ihn danach zu
fragen. Unseren ersten gemeinsamen Abend in seiner Wohnung wollte ich nicht
verderben.
    Wir verbrachten einen schönen
gemütlichen und entspannten Abend zusammen. Vermutlich lockerte auch der
Alkohol die Stimmung zwischen uns auf. Aber ich achtete darauf, nicht zu viel
von dem fruchtigen Cocktail mit dem Schuss Wodka zu trinken. Ich wollte an
meinem ersten Abend bei Josh keinen schlechten Eindruck machen oder durch einen
Vollrausch

Weitere Kostenlose Bücher