Die Welt ohne uns
Krankheitserreger verschiedener Tierarten für den Menschen entstehen könnten, so durch das SARS-Virus, an dessen Isolierung und Beschreibung er beteiligt war.
So grausig diese Szenarien auch sind, besonders zu einer Zeit, da die Hälfte der Menschheit in Städten lebt, die Mikroorganismen ideale Nährböden bieten, kann sich Ksiazek doch keinen Erreger vorstellen, welcher die ganze Art auslöschen könnte. »Es wäre ein beispielloser Vorgang. Wir arbeiten wirklich mit den bösartigsten Erregern, aber selbst bei denen gibt es Überlebende.«
In Afrika raffen immer wieder Horrorviren wie Ebola und Marburg Dorfbewohner ebenso wie Entwicklungshelfer und medizinisches Personal dahin. In allen Fällen ließ sich die Ansteckungskette schließlich einfach dadurch unterbrechen, dass man die Schwestern und Pfleger dazu brachte, Schutzmasken zu tragen und sich nach Kontakt mit Patienten die Hände mit Wasser und Seife zu waschen – Dinge, die in den Armutsgebieten häufig fehlen, wo solche Krankheiten meist ausbrechen.
»Hygiene ist der entscheidende Faktor. Selbst wenn jemand vorsätzlich versucht Ebola einzuschleusen, gibt es vielleicht ein paar sekundäre Fälle bei Familienangehörigen und dem Krankenhauspersonal, doch bei ausreichenden Vorsichtsmaßnahmen würde sich das Virus nicht weiter ausbreiten. Es sei denn, es mutiert zu einem lebensfähigeren Erreger. «
Hoch virulente Erreger wie das Ebola- und das Marburgvirus entwickeln sich in Tieren – in Verdacht stehen Flughunde – und werden von Mensch zu Mensch durch Kontaktinfektion übertragen. Da Ebola auch über die Atemwege eindringen kann, haben Forscher der US-Army in Fort Detrick, Maryland, untersucht, ob Terroristen eine Ebolabombe basteln könnten. Sie entwickelten ein Aerosol, das in der Lage war, das Virus wieder auf Tiere zu übertragen. »Aber es produzierte keine Teilchen«, sagt Ksiazek, »die klein genug sind, um durch Husten oder Niesen auf Menschen übertragen zu werden.«
Doch sollte ein Ebolastamm, Ebola-Reston, jemals mutieren, könnte es problematisch werden. Gegenwärtig tötet das Virus nur nichtmenschliche Primaten; man nimmt allerdings an, dass es im Unterschied zu anderen Ebolastämmen auf dem Luftweg übertragen wird. Auch das hoch virulente HIV, das gegenwärtig durch Blut- oder Samenflüssigkeit verbreitet wird, könnte, wenn es fliegen lernt, zu einem echten Artenkiller werden. Doch das ist unwahrscheinlich, glaubt Ksiazek.
»Möglicherweise ändert es den Übertragungsweg. Doch die gegenwärtige Methode ist für das Überleben des HIV von Vorteil, weil sie den Opfern Zeit lässt, es noch eine Zeit lang zu verbreiten. Es hat sich nicht umsonst in dieser Nische entwickelt.«
Selbst den tödlichsten, auf dem Luftweg übertragenen Grippeviren ist es nicht gelungen, alle Menschen auszulöschen, weil diese irgendwann immun werden und die Pandemie verpufft. Doch was wäre, wenn etwa Terroristen etwas genetisch zusammenbastelten, was sich schneller entwickelte, als wir Abwehrkräfte aufbieten könnten – vielleicht, indem sie genetisches Material in das wandlungsfähige SARS-Virus einbauten, sodass es sexuell und auf dem Luftweg übertragen würde, bevor jemand eingreifen könnte?
Es wäre zwar möglich, extreme Virulenz herzustellen, räumt Ksiazek ein, obwohl die Genmanipulation, wie die transgenen Pestizide zeigten, nicht in jedem Fall zu den erwünschten Ergebnissen führen würde.
»Es ist so, als züchtete man Moskitos, deren Fähigkeit eine Viruserkrankung zu übertragen, eingeschränkt ist. Werden diese laborgezüchteten Moskitos freigesetzt, sind sie nicht besonders konkurrenzfähig. Es ist also leichter gesagt als getan: Ein Virus im Labor künstlich zu erzeugen ist eine Sache, dafür zu sorgen, dass es die gewünschte Wirkung erzielt, eine ganz andere. Um ein ansteckendes Virus zu erhalten, brauchen Sie eine Anordnung von Genen, die dazu führt, dass das Virus eine Wirtszelle infiziert und dann eine Vielzahl neuer Viren produziert. Wer so etwas versucht, könnte sich dabei leicht umbringen. Da gibt es viel einfachere und weniger mühsame Möglichkeiten.«
Da unsere Verhütungsmittel immer noch nicht perfektioniert sind, kann uns im Augenblick der Gedanke an eine Verschwörung zur Sterilisierung der gesamten Menschheit wenig Angst machen. Von Zeit zu Zeit berechnet Nick Bostrom, Leiter des Future of Humanity Institute in Oxford, die (seiner Meinung nach unaufhaltsam zunehmende) Wahrscheinlichkeit, dass die menschliche
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