Die Welt ohne uns
Existenz enden könnte. Besonders beschäftigt ihn die Möglichkeit, dass die Nanotechnologie oder die künstliche Intelligenz zufällig oder absichtlich aus dem Ruder laufen könnten. In beiden Fällen kommt er jedoch zu dem Ergebnis, dass sowohl medizinische Geräte von Atomgröße, die durch unsere Blutbahn patrouillieren und Krankheiten ausschalten, bis sie sich plötzlich gegen uns wenden, als auch selbstreplizierende Roboter, die uns vom Planeten verdrängen könnten, »noch mindestens Jahrzehnte auf sich warten lassen werden«.
In seinem so fundierten wie pessimistischen Buch The End of the World stimmt der Kosmologe John Leslie von der University of Guelph in Ontario mit Bostrom überein. Allerdings gebe es, so warnt er, keine Garantie dafür, dass unsere gegenwärtigen Experimente in Hochenergiebeschleunigern nicht die Physik des Vakuums, in dem unsere Galaxie rotiere, zum Zusammenbruch bringen oder sogar einen neuen Urknall auslösen könnten – »versehentlich«, wie er als schwachen Trost hinzufügt.
All diese Philosophen und Forscher, die versuchen ethische Maßstäbe für ein Zeitalter zu finden, in dem Maschinen zwar schneller rechnen als Menschen, sich aber regelmäßig als mindestens ebenso fehleranfällig erweisen, stoßen wiederholt auf ein Phänomen, mit dem sich Denker früherer Zeiten noch nicht auseinanderzusetzen hatten: Zwar haben die Menschen offenkundig alle Seuchen und Meteoriten überlebt, die ihnen die Natur bislang schickte, doch unsere Eingriffe in die Natur mittels der Technik erfolgen auf eigene Rechnung und Gefahr.
»Die gute Nachricht lautet, dass uns die Technik noch nicht umgebracht hat«, sagt Nick Bostrom, der, wenn er nicht gerade seine Weltuntergangsdaten aktualisiert, untersucht, wie sich die menschliche Lebenserwartung verlängern lässt. »Doch wenn wir aussterben, wird es vermutlich eher durch neue Technologien als durch Umweltzerstörung geschehen. «
Für den Rest des Planeten würde das keine große Rolle spielen, denn egal, was der Grund wäre, müssten viele Arten zweifellos mit uns dran glauben. Die Wahrscheinlichkeit, dass außerirdische Tierpfleger uns entführten, aber alles andere unverändert ließen, ist nicht nur gering, sondern scheint auch eher ein Produkt narzisstischer Phantasien zu sein – warum sollte jemand nur an uns interessiert sein? Und warum sollten die Außerirdischen nicht Appetit auf die gleichen verlockenden Ressourcen bekommen, über die wir uns so gierig hergemacht haben? Unsere Meere, Wälder und Tiere könnten rasch erkennen, dass wir das kleinere Übel waren, wenn sie sich einer hoch entwickelten außerirdischen Zivilisation gegenübersähen, die aus dem gleichen Grund, der uns bewog, ganze Flüsse aus ihren Betten zu saugen, einen intergalaktischen Strohhalm in die Weltmeere tauchte.
»Definitionsgemäß sind wir die fremden Eindringlinge. Überall, mit Ausnahme Afrikas. Wo Homo sapiens hinkam, begann das Aussterben.«
Les Knight, Gründer von VHEMT – Voluntary Human Extinction Movement (Bewegung für das freiwillige Aussterben der Menschheit) –, ist ein nachdenklicher und ernsthafter Mann. Anders als die schrillen Propheten der Vertreibung des Menschen von einem geschändeten Planeten – etwa der Church of Euthanasia, mit ihren vier Säulen Abtreibung, Selbstmord, Sodomie und Kannibalismus sowie einer Internetanleitung zur Zerlegung eines menschlichen Körpers und Zubereitung einer passenden Grillsauce – empfindet Knight keine misanthropische Freude beim Gedanken an Krieg, Krankheit und Leid. Es ist nur so, dass er beim Durchrechnen bestimmter Aufgaben immer wieder zum gleichen Ergebnis kommt.
»Kein Virus könnte jemals alle sechs Milliarden Menschen erwischen. Wenn 99,99 Prozent daran sterben würden, blieben immer noch 650000, die von Natur aus immun sind und überleben. Tatsächlich dienen Epidemien zur Stärkung einer Art. In 50000 Jahren könnten wir leicht wieder dort sein, wo wir heute stehen.«
Auch der Krieg ist keine Lösung. »Millionen sind in Kriegen gestorben und trotzdem nimmt die Weltbevölkerung unaufhaltsam zu. Meist veranlassen Kriege Sieger und Besiegte gleichermaßen, die Bevölkerungslücken wieder aufzufüllen. Unter dem Strich ergibt das in der Regel eine Bevölkerungszu- und keine -abnahme. Abgesehen davon«, fügt er hinzu, »ist Töten unmoralisch. Massenmord kann niemals ein Mittel sein, um das Leben auf Erden zu verbessern.«
Obwohl er in Oregon lebt, hat seine Bewegung ihren Sitz
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