Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)
persönlicher Erfahrung kenne, ihr aber wohl.«
Sie ließ die Worte wirken, und Tom zuckte zusammen. »Ja, so geht sich brüsten. Sich beweihräuchern, eigentlich.«
Vik schüttelte bedauernd den Kopf. »Dies ist dein Tag, Böse Hexe.«
»Ich bin enttäuscht«, ertönte in diesem Moment eine Stimme.
Tom fuhr so schnell hoch, dass er fast rückwärts in einen Tomatenstock gefallen wäre. Vik stieß einen Schrei aus. Wyatt erstarrte lediglich wie ein flüchtendes Tier, das vom Lichtschein gleißender Scheinwerfer erfasst worden war, und glotzte Lieutenant Blackburn an, der nun hinter den Bäumen hervortrat.
»Hier habe ich gewartet«, sagte Blackburn und rieb sich dabei die Hände, »in gespannter Erwartung darauf, was für ein gemeines Programm Sie auf die beiden loslassen würden, aber es ging ruhmlos zu Ende, nicht mit einem Ausrufezeichen. Nun, einen Trost gibt es: Wenigstens kann ich jetzt den Gewinner dieses Wettbewerbs verkünden.«
Vik ließ die Schultern hängen. »Die Hannibal Division, oder?«
»Falsch, Mr Ashwan.« Auf seinem Gesicht lag ein hämisches Grinsen. Er stach mit beiden Daumen in Richtung seiner Brust. »Ich. Ich habe gewonnen. Es gibt nur einen Grund dafür, dass ich diese Kriegsspiele organisiert habe: Ich wollte, dass der schurkenhafte Hacker sich outet.«
Wyatt erschrak.
»Und Sie haben mich nicht enttäuscht, Ms Enslow, ganz und gar nicht. Nachdem Sie die ganze Zeit auf Nummer sicher gegangen waren – was hat Sie umgestimmt? Hat Sie der Wettbewerbsgeist gepackt? Haben die anderen Sie angespornt? Das hatte ich gehofft.«
»Sie ist es nicht …«, wollte Tom sie in Schutz nehmen.
»Tom, ist schon in Ordnung«, sagte Wyatt plötzlich. Resigniert zuckte sie mit den Schultern. »Ich hatte es satt, okay? Sie haben recht. Ich war es schon die ganze Zeit, Sir. Und was passiert jetzt mit mir?«
»Tja, dann wollen wir mal sehen.« Er verschränkte die Arme und schien darüber nachzudenken. »Eine geheime Datenbank gehackt, nicht zu reden davon, den Inhalt verändert zu haben … Ich bin mir ziemlich sicher, dass eines oder beides illegal ist. Ich könnte es General Marsh melden und Anklage erheben lassen. Wenn Sie verurteilt würden, würde Ihnen ganz sicher der Neuronalprozessor entfernt werden – in diesem Programm ist kein Platz für Straftäter. Sie haben den Prozessor aber schon zu lange – ihn zu entfernen, könnte eine Reihe Ihrer intellektuellen Fähigkeiten beeinträchtigen. Doch die meisten davon würden Sie nach einiger Zeit wiedererlangen. In Anbetracht Ihrer Jugend würde die Haftstrafe sicher nicht so lang ausfallen. Sie haben hier schlichtweg herumgewurstelt und nicht wirklich Verrat begangen, deswegen kämen Sie auch nicht in eine Haftanstalt für Schwerverbrecher. Und sobald Sie achtzehn werden, wird Ihr Strafregister gelöscht.«
Wyatt war wachsweiß geworden, und ihre Augen quollen hervor. Tom war, als würde ein Feuer in seiner Brust brennen. Er unterdrückte den Drang, auf Blackburn loszugehen und ihm in sein selbstgefälliges Gesicht zu schlagen.
»Alternativ«, sagte Blackburn, »könnte man Sie aus dem Programmierkurs nehmen, der sich ja ohnehin nicht in dem fortgeschrittenen Tempo bewegt, das Sie benötigen. Stattdessen könnten Sie diese Zeit nutzen, um eine Reihe kleinerer Softwareupdates durchzuführen, die ich für angemessen erachte.«
Wyatts Mund bewegte sich, ohne dass ihr ein Laut über die Lippen drang. Ihr hatte es die Sprache verschlagen.
»Sie haben die Wahl, Ms Enslow«, fügte Blackburn hinzu.
»Tja, Letzteres dann«, rief sie. »Das hätte ich sowieso getan, auch ohne die ersten Option.«
»Ja«, sagte er, »und ich hätte es Ihnen sowieso angeboten, auch wenn, sagen wir, jemand mir schon an seinem ersten Tag hier Ihre Identität preisgegeben hätte.« Sein Blick richtete sich auf Tom. »Ich hasse es zu sehen, wie eine solche Begabung verkommt.«
Tom starrte ihn nur an. Er begriff, dass er Wyatt ohne jeden Grund vor Blackburn geschützt hatte.
»Gehen Sie schon mal in mein Büro, Enslow. Wir werden Ihnen einen Stundenplan erstellen.«
»Sicher. Okay. Sicher.« Wyatt huschte an ihm vorbei und lief zur Tür.
Blackburn wartete, bis sie das Arboretum verlassen hatte. Dann wandte er sich Tom und Vik zu. Die beiden standen wie angewurzelt da.
»Mr Raines, wäre ich nachtragend, dann würde ich Ihnen dies jetzt unter die Nase reiben.« Er hielt kurz inne. »Eigentlich bin ich nachtragend. Das muss jetzt eine ganz bittere Erkenntnis für Sie
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