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Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)

Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)

Titel: Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. J. Kincaid
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der Schreibtisch rumpelte erneut, als die Schublade wieder zugeschoben wurde.
    »Hier, arbeiten Sie damit, Enslow. Initiieren Sie ein Programm, wie Sie es normalerweise tun würden. Es liefert Ihnen alle Informationen, die Sie in Bezug darauf benötigen, wie der Prozessor und die Physiologie der Person auf Ihre Codierung reagiert. Damit bleiben Sie bei dem Experiment auf der sicheren Seite und brauchen nicht andere Auszubildende als Versuchskaninchen zu benutzen. Ach ja, und hier ist noch etwas, das hilfreich sein könnte.«
    Etwas knallte auf den Schreibtisch, und Tom zuckte zusammen. Er schaute nach oben und fragte sich, was es war.
    »Ein Lehrbuch der Kognitionswissenschaften?«, ertönte Wyatts Stimme.
    »Ja, ja, ich weiß, es ist lästig, wenn man die Seiten eine nach der anderen lesen muss …«
    »Das macht mir nichts.«
    »Tut es wirklich nicht, nicht wahr?« In seiner Stimme schwang Anerkennung mit. »Nun, das Militär sieht keine Notwendigkeit, das hier in Ihre Upload-Einspeisung einzugeben. Dabei habe ich mich sehr bemüht, sie davon zu überzeugen, dass Menschen mit einem Computer im Gehirn etwas über diese Gehirne lernen sollten, nicht bloß über die Computer. Ein Teil der Forschung in diesem Buch hier ist veraltet, deshalb habe ich die entsprechenden Stellen durchgestrichen. Aber lesen Sie es. Dieses Buch hat mir den Weg gewiesen. Es ist eine klare, verständliche Einführung. Wollen Sie lernen, so zu programmieren wie ich? Dann müssen Sie damit anfangen, das menschliche Gehirn kennenzulernen.«
    Blackburn machte es sich auf seinem Sessel bequem, die Knie waren auf der Höhe von Toms Kopf. Tom drückte sich gegen die Rückseite des Schreibtischs und zog die Beine an die Brust, um zu verhindern, dass Blackburns Stiefel ihn berührten. Das Geräusch von umgeblätterten Seiten durchschnitt die Luft.
    »›Die Dopaminhypothese der Schizophrenie‹«, las Wyatt laut vor. Sie schwieg einen Moment und sagte dann zu ihrer Verteidigung: »Es ist genau auf dieser Seite aufgeschlagen. Es war nicht meine Absicht, es dort zu öffnen.«
    »Es hat sich genau dort geöffnet, weil ich mir dieses Kapitel ein Jahr lang fast jeden Tag durchgelesen habe. Dort habe ich angefangen. Als ich meinen Prozessor das erste Mal neu programmiert habe, versuchte ich, das Dopamin unter Kontrolle zu bekommen. Wie sich herausstellte, musste ich noch eine Menge mehr unternehmen, aber es war ein erster Schritt.«
    »Sie haben einfach so mit Ihrem eigenen Gehirn herumexperimentiert?«
    »Ich hatte ja nichts zu verlieren. Mein Verstand war dahin, meine Karriere vorbei, meine Frau …« Er hielt abrupt inne.
    Schweigen hing in der Luft. Tom spürte förmlich, wie Wyatt damit rang, ihn etwas zu fragen – so gut kannte er sie mittlerweile.
    »Wie ist das, verrückt zu sein?«, platzte Wyatt schließlich heraus.
    Wyatt, nein , dachte Tom und zuckte zusammen, überzeugt davon, dass Blackburn sie die Frage bereuen lassen würde.
    Eine endlose Zeit lang antwortete Blackburn ihr nicht. Tom hörte, wie er mit den Fingern auf den Schreibtisch trommelte. »Es kommt wirklich darauf an, Enslow. Wie ist das, taktlos, grob und unhöflich zu sein?«
    Wyatt schien auf dem falschen Fuß erwischt worden zu sein. »Oh! Es tut mir leid, ich wollte nicht …«
    Tom hörte sie durch den Raum tappen, und als sie sich in den anderen Sessel setzte, quietschte er. Er hoffte, dass sie sich nicht auf eine längere Unterhaltung einstellten.
    »Ich wollte nicht unhöflich sein«, sagte sie. »Meine Mom hat mal im Sommer ihren ehemaligen Schauspiellehrer einfliegen lassen, damit er bei uns wohnen und mir beibringen konnte, wie man mit Leuten redet, aber letztendlich hat sie mir bloß geraten, am besten gar nichts zu sagen, wenn jemand in der Nähe ist.«
    Blackburn gluckste. »Verständlich.« Er streckte die Beine aus, und seine Stiefel ruhten nun nur noch wenige Zentimeter vor Toms Hüfte. Um ihnen auszuweichen, verrenkte er sich unbeholfen. »Aber um auf Ihre Frage zurückzukommen. Verrückt sein ist wie … Damals fühlte es sich so an, als hätte ich einen sehr langen Moment der Erkenntnis.«
    »Ist es so, wie wenn man den Neuronalprozessor implantiert bekommt und hinterher einfach Dinge weiß , die man vorher nicht gewusst hat?«
    »Noch viel intensiver. Ich hatte das Gefühl, als könnten sich meine Gedanken direkt durch die Ebenen der Wirklichkeit arbeiten und erkennen, wie alles zusammenhängt. Damals glaubte ich, es sei der Prozessor, der mir dieses

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