Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)
weiter in Taktik als ich.«
»Aber?«
»Du hättest sie kamikazemäßig fertigmachen müssen«, platzte Tom heraus. »Die Gelegenheit dazu hattest du. Schalte Medusa aus, und alle anderen hätten unter Schock gestanden. Dann hättest du sie dir einen nach dem anderen vorknöpfen können.«
» Sie ?«
Sein Patzer ließ Tom zusammenzucken. »Aus einem bestimmten Grund halte ich Medusa für ein Mädchen.«
»Ich auch. Schon irgendwie witzig. Um ehrlich zu sein, kam es mir damals überhaupt nicht in den Sinn, sie zu rammen. Aber dir wäre es sehr wohl in den Sinn gekommen, nicht wahr?« Elliot betrachtete ihn nachdenklich und rieb sich dabei mit dem Daumen über das Kinn. »Da ist so etwas, das du an dir hast, Tom. Ich habe es immer wieder bei dir gesehen. Diese Art, wie du direkt zur Sache kommst. Du hast diesen Killerinstinkt. Und ich habe ihn letzten Endes nicht. Ich habe wohl keine Zähne und Klauen und auch nicht den Blutdurst.«
»Du meinst, du bist nicht bösartig wie ich.«
»So kann man es wohl auch sagen. Weißt du, warum ich wollte, dass du den Treueschwur leistest?«
Tom hatte Theorien darüber entwickelt. Ein Verlangen nach Macht, eine tiefsitzende Neigung, sich selbst in den Vordergrund zu stellen. Es erschien ihm nicht fair, jetzt mit so etwas anzukommen.
Elliot beantwortete seine eigene Frage. »Weil das genauso dazugehört, wenn du hier aufsteigen willst, wie deine Erfolge in der Schlacht. Der größte Killerinstinkt der Welt bringt dir nichts ein, wenn du nicht bereit bist, im gesellschaftlichen System mitzuspielen. Niemand hat es je zu Größe gebracht, ohne seinen Stolz zu unterdrücken, ohne mal jemanden anzulächeln, den man verachtet, ohne – ja – mitzuspielen, obwohl er schon die Vorstellung davon hasste.«
»Ich verstehe. Ich bin kein Teamspieler.«
»Das könntest du aber sein.« Elliot beugte sich zu ihm vor. »Das kannst du sein, Tom. Ein sehr wertvoller, effektiver Teamspieler. Genau die Art Spieler, die das Team zum Sieg führen würde. Aber du musst auch dieses andere Spiel lernen. Du musst lernen …«
»Anderen in den Arsch zu kriechen?«, rutschte es Tom heraus.
»So ist es. Anderen in den Arsch zu kriechen.«
Überrascht starrte Tom ihn an. Auf dem Bildschirm über ihnen tänzelten nach wie vor die Raumschiffe.
» Denken kannst du, was du willst, Tom, aber du kommst nirgends hin, wenn du nicht lernst, dich – bei seltenen Gelegenheiten – wie ein erbärmlicher kleiner Arschkriecher zu verhalten. So wie ich.«
Tom wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Ihm war es nie in den Sinn gekommen, dass Elliot sich vollkommen bewusst war, wie er auf andere wirkte.
Elliot fuhr fort. »Ich bewundere deine Integrität. Ich bewundere, wie du deinen Kurs hältst. Aber ich würde auch gerne sehen, dass du den Kurs bestimmst und nicht nur hältst. Ich möchte sehen, dass jemand mit deiner Kreativität, deinem Tatendrang wirklich etwas erreicht. Und das wirst du nicht schaffen, es sei denn, du lernst, dich zu verbiegen.«
Tom war einen Moment zu überrascht, um etwas zu erwidern. Dann erinnerte er sich daran, dass es gar keine Rolle spielte. Nicht wirklich. »Ich werde sowieso nichts erreichen.«
»Spielst du damit auf die Manager von Dominion Agra und den Beringer Club an?«
Tom zuckte zusammen.
Elliot lächelte. »Ich habe da so etwas flüstern gehört.Deine jüngste Unverschämtheit ist ein Hindernis auf dem Weg, einen Sponsor zu bekommen, das gebe ich zu.« Er stand auf. »Aber, Tom, es gibt noch vier andere Konzerne in der Koalition, die in indo-amerikanische Kombattanten investieren. Dominion Agra ist nicht der einzige Spieler am Tisch. Gib so früh die Hoffnung nicht auf.«
Verwirrt stand nun auch Tom auf. Das Gespräch war nicht so gelaufen, wie er es erwartet hatte. »Danke für den Ratschlag.«
»Nicht der Rede wert.« An der Tür hielt Elliot inne. »Tom, ich werde dich für den Mittleren Dienst empfehlen. Aber ich möchte, dass du darüber nachdenkst, was ich gesagt habe.« Er zwinkerte. »Und viel Glück.«
Verblüfft schüttelte Tom die Hand, die Elliot ihm entgegenhielt. Hatte er diesen Kerl womöglich völlig falsch eingeschätzt? Ihm drehte sich der Kopf, als er Elliots Stube verließ und wieder den Aufzug ansteuerte. Deshalb entging ihm, dass Karl auf einer Couch saß und sich seine Hausaufgaben herunterlud.
Karl zog hastig das Neuronalkabel heraus und sprang auf. »Lassie.«
Tom war nicht in der Stimmung für eine Auseinandersetzung. Er hoffte, dass der
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