Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)
Stiefel von sich. »Ja, vor allem für Blackburn. Jemand muss sich in den Turm gehackt und alle Identitäten in die Finger bekommen haben.«
»Glaubst du?« Tom wusste, dass er sich lieber nicht hoffnungsvoll anhören sollte. Wenn alles Blackburns Schuld war, gab es vielleicht keine Untersuchung.
»Entweder das, oder wir haben eine undichte Stelle.«
Eine undichte Stelle. Tom lief es kalt den Rücken hinunter. Falls Blackburn nicht dafür verantwortlich war, würde er wie ein Irrer nach diesem Maulwurf suchen. Das würde noch tausendmal schlimmer werden als seine Jagd nach der Person, die sich in die Personaldatenbank gehackt hatte. Das hier war Landesverrat .Tom ging ans Fenster und starrte düster auf das Dach des alten Pentagons. Er steckte in der Klemme. Seine Treffen mit Medusa waren so auffällig wie eine riesengroße rote Fahne.
Vik schlug ihm mit der Hand auf die Schulter, was ihn zusammenzucken ließ. »Kopf hoch. Denk an den Gipfel.«
»Was ist damit?«
Vik klang schadenfroh. »Der russisch-chinesische Geheimdienst hat die IP s und Namen der CamCo-Leut e in die Finger bekommen. Begreifst du nicht? Wenn sie erst einmal die Namen haben, lässt es sich nicht mehr abstreiten. Falls Elliot beim Gipfel im Kapitol vertreten wird, wird das Gesicht von Elliots Vertreter in allen Nachrichten gezeigt. Entweder blamieren wir uns beim Gipfel im Kapitol bis auf die Knochen, oder Elliot muss einen Vertreter bekommen, dessen Identität noch immer geheim ist und der für ihn kämpft. Einer von denjenigen unter uns, die nicht in der CamCo sind. Es wird Beförderungen geben.«
»Wir werden das nicht sein, Vik. Wir sind Rekruten. Viel eher kommt Nigel Harrison dran, weil er an erster Stelle auf der Warteliste zur CamCo steht.«
»Aber einer wird es eben sein. Die haben schon ewig niemanden mehr in die CamCo befördert.« Vik ließ sich wieder auf sein Bett fallen. Er schien überwältigt von der Vorstellung. »Stell dir das nur vor. Dein erster Kampf im All – gegen Medusa. Stell dir vor, gegen Medusa zu kämpfen .«
Tom musste sich total zusammenreißen, um nicht mit allem herauszuplatzen.
Mit einem Neuronalprozessor träumte man nicht. Man machte einfach zur vorprogrammierten Zeit die Augen auf und war anschließend hellwach. Doch als Tom um 05:13 die Augen aufschlug, wusste er, dass es zu früh war und etwas nicht stimmte.
Er schoss kerzengerade auf seinem Bett hoch und erkannte, was das Problem war: Lieutenant Blackburn, in voller Uniform, ragte über ihm auf und hatte das Kabel in der Hand, das er aus Toms Stammhirnport gezogen hatte. Hinter ihm warteten zwei bewaffnete Soldaten in der offenen Tür.
Tom bekam einen trockenen Mund. Er hatte daran gedacht, seine Treffen mit Medusa zu beichten, bevor jemand dahinterkam. Aber nun würde er keine Gelegenheit mehr dazu bekommen.
»Mr Raines, wissen Sie, warum ich mich zu dieser unchristlich Stunde hier zu Ihnen hinaufschleppen musste?«, fragte Blackburn. »Der Grund dafür ist der, dass jemand in einem Etablissement namens Beringer Club Wind von dem gestrigen Leck bekommen hat. Er hielt es für seine patriotische Pflicht, mich aus dem Bett zu werfen und darüber zu informieren, dass Sie neulich dort waren. Er behauptet, sie hätten dort mit einer Online-Bekanntschaft kommuniziert. Mit jemandem in China .«
Plötzlich ergab alles auf schreckliche Weise einen Sinn.
Dalton. Natürlich, es war Dalton. Dalton steckte hinter allem.
Tom hätte etwas zu seiner Verteidigung sagen sollen. Er hätte so ziemlich alles tun sollen – außer lachen, doch genau das tat er.
»Ist da etwas Lustiges dran?«, wollte Blackburn wissen.
Erschrocken über sich selbst, hielt er sich die Hand vor den Mund. »Nein, Sir.« Seine Stimme war nur gedämpft zu hören. Sein Gehirn hingegen fügte nach wie vor die Mosaiksteine zusammen, und dieser grässliche Impuls zu lachen, ging nicht weg.
Dalton hatte ihm vor einigen Monaten mehr oder weniger gesagt, dass die Mitglieder der CamCo bald ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt werden würden.
Dalton hatte ihndurch Karl warnen lassen, dass Rache anstand.
Nun erfüllte Dalton seine »patriotische Pflicht« und stellte Tom eine Falle. Dem Beringer Club musste es irgendwie gelungen sein, seine Kontakte mit Medusa über Netsend nachzuvollziehen. Der Maulwurf schien gefunden, und dazu kam noch belastendes Material über Tom ans Licht. Es war alles so typisch Dalton .
»Haben Sie auch nur die leiseste Ahnung, wie ernst die Situation ist, Mr
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