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Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)

Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)

Titel: Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. J. Kincaid
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»Eine Memografie erfordert eine ärztliche Zustimmung.«
    »Brauchen Sie dann sonst noch etwas?«, fragte Dr. Gonzales, während er erst die eine, dann die nächste und schließlich noch eine dritte Seite aufblätterte und unterschrieb. Der Stapel wuchs ständig an, und Tom fragte sich, warum so viele Dokumente für diese Sache nötig waren. »Soll ich jemanden wegen Inkontinenzversorgung mit nach unten schicken?«
    Tom schaute Blackburn scharf an. »Inkontinenzversorgung?«
    Blackburn schüttelte den Kopf. »Das wird nicht nötig sein.«
    » Inkontinenzversorgung? Ich dachte, Sie hätten gesagt, es handelt sich hier bloß um eine standardmäßige Ansicht!«
    Blackburn sah ihn prüfend an. »Ist es auch, Raines. Solange Sie Ihrerseits keinen Widerstand leisten, ist es bloß eine standardmäßige Ansicht. Aber manchmal, vor allem am Anfang der Untersuchung, neigen die Menschen dazu, Widerstand gegen den Memografen zu leisten. Eine Memografie geht ans Eingemachte. Sie bringt Dinge an die Oberfläche, die Sie womöglich nicht teilen wollen, Erinnerungen, an die Sie sich nur halb erinnern. Außerdem holt sie sehr persönliche Gedankenbilder an die Oberfläche.«
    »Persönliche Gedankenbilder«, wiederholte Tom, begreifend. »Zum Beispiel, äh, Tagträume.«
    »Ja.«
    »Und anderes, das so in diese Richtung geht.«
    »Ja«, sagte Blackburn ungeduldig.
    »Sie werden sie sehen«, wiederholte Tom.
    »Ja, Raines, und wenn Sie nicht darüber hinwegkommen, dann werde ich letztendlich eine Menge davon zu sehen bekommen. Also keine falsche Scham, zu unser beider Wohl.«
    In Toms Kopf dröhnte es. »Warum also dann Inkontinenzversorgung?«
    »Ausgedehnter Widerstand führt zu einer ausgedehnten Memografie«, erläuterte Blackburn. »Das Gerät ist darauf angelegt, nach Erinnerungen zu suchen, die Sie aktiv verbergen wollen. Wenn Sie Widerstand leisten, fängt es damit an, andere, nicht damit zusammenhängende Erinnerungen auszugraben, um so Ihre Widerstandsfähigkeit zu neutralisieren. Es baut auf systematische Art und Weise Ihren psychologischen Verteidigungsmechanismus ab. Theoretisch könnte es Ihr Gehirn zerstören. Aber darum geht es hier nicht. Wenn Sie keinen Landesverrat begangen haben, brauchen Sie nichts vor mir zu verbergen, und die Sache wird ganz schnell vorüber sein.«
    Nichtsdestotrotz nagte etwas an Tom. Und erst als sie die Krankenstation wieder verlassen hatten und den Flur entlang zum Aufzug gingen, wurde ihm klar, was es war. Blackburn wimmelte die bewaffneten Soldaten erneut mit einer Handbewegung ab und murrte dabei etwas von zu viel des Guten, sodass die Soldaten ihre Waffen abermals senkten und ein ganzes Stück hinter ihnen zurückblieben.
    Auf halbem Weg zum Fahrstuhl blieb Tom abrupt stehen.
    Er erinnerte sich an etwas, nämlich mit Yuri durch diese Flure gejoggt zu sein.
    Mit Yuri .
    Yuri, der eine neue Firewall bekommen hatte.
    Toms vage Besorgnis verwandelte sich in echten Schrecken. Er kannte Yuris und Wyatts Geheimnis. Er hatte keinen Landesverrat begangen, die beiden aber schon. Da er es wusste, würde es auch Blackburn bald wissen. Die Memografie würde das in seinem Gehirn zutage bringen.
    »Warten Sie. Ich will das nicht machen.«
    Blackburn drehte sich um. »Sie haben keine Wahl, Raines.« Er musterte ihn. »Mir ist klar, dass Sie Angst haben …«
    »Ich habe keine Angst«, protestierte Tom.
    »Gut. Das sollten Sie auch nicht. Und jetzt bringen wir diese Sache hinter uns.«
    »Ich will keine Memografie mitmachen, Sir!«
    »Sie haben keine Wahl«, sagte Blackburn so langsam, als erklärte er einem kleinen Kind etwas. »Wenn es um die nationale Sicherheit geht, haben Sie kein Recht, sich zu weigern.«
    Tom hörte sein Herz hämmern, so fest schlug es. Seine Unterarmtastatur trug er nicht mit sich, sodass er nun die nächstgelegene Wand nach einem Rechner absuchte. Vielleicht konnte er Wyatt ja über Netsend eine Warnung senden. Dann konnte sie Yuri wieder chiffrieren und vielleicht Beweise vertuschen oder so.
    »Kann ich vorher noch jemanden kontaktieren?«
    Blackburns Blick verengte sich. »Wen?«
    Darauf wollte Tom keine Antwort geben.
    »Allmählich machen Sie sich ernsthaft verdächtig, Mr Raines, ist Ihnen das klar?«
    Tom atmete schwer. Er schaute erst die Soldaten und dann Blackburn an. Eine Untergangsstimmung überwältigte ihn.
    »Okay, ich komme mit«, sagte Tom. Er machte Anstalten zu folgen, wartete jedoch nur darauf, dass Blackburn sich von ihm täuschen ließ und wandte sich

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