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Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)

Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)

Titel: Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. J. Kincaid
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könnten sich in diesem Moment Zugang zum Turm verschaffen.«
    »In diesem Moment?«
    »Ja, Raines. Deswegen machen wir einen Systemscan und sehen dann weiter. Hinterher benutzen wir den Memografen, um Ihre Begegnungen zu überprüfen, damit ich den Beweis dafür habe, dass Sie nicht absichtlich gehandelt haben. Verstanden?«
    Tom schluckte und musste sofort noch einmal schlucken. »J … ja, Sir.« Als er sich in Bewegung setzte und Blackburn in die Aufzugskabine folgte, schienen an seinen Füßen Zementblöcke zu hängen.
    In der Krankenstation legte ihm ein übernächtigt aussehender Dr. Gonzales eine Blutdruckmanschette um den Arm und begann, eine ärztliche Untersuchung bei ihm durchzuführen. Nach Blackburns Worten stand dann eine Memografie an.
    »Eine Memografie ist fast so etwas wie eine normale Ansicht der Erinnerungen«, erklärte Blackburn. Er stand über einen Computer in der Nähe gebeugt, der über ein Neuronalkabel mit Toms Stammhirnport verbunden war. Auf dem Bildschirm flimmerten Daten, Toms Scan war in Vorbereitung.
    Tom beobachtete diesen Bildschirm aus der Ferne. Während er darauf wartete, ob Blackburn etwas finden würde, lief ihm eine Gänsehaut über den Rücken.
    »Der Memograf wird die in Ihrem Prozessor indizierten Erinnerungen unter Verwendung eines alternativen Suchalgorithmus durchforsten«, fuhr Blackburn fort, den Blick auf den Bildschirm geheftet. »Dieses Mal steuern Sie das Gerät nicht. Es steuert sich selbst und sucht nach Erinnerungen und Gedankenbildern, die Sie zu verbergen suchen … Da! «
    Sein Ausruf ließ Tom zusammenfahren. Er sah, wie der Lieutenant hastig etwas auf der Tastatur eingab. »Und da ist es.« Seine Stimme klang triumphierend. »Das muss die Schadsoftware sein. Von mir stammt das jedenfalls nicht.«
    Toms Herz setzte aus. Er sprang auf und lief hinüber, weil er Medusas Verrat mit eigenen Augen sehen wollte. Dr. Gonzales fluchte, und Tom erkannte, dass er nach wie vor die Blutdruckmanschette trug, und das hinter ihm her schleifende Kabelgewirr einen Vorratskarton umgerissen hatte.
    Aber darauf konnte er jetzt keine Rücksicht nehmen. Er packte die Rückenlehne von Blackburns Stuhl und schaute dem Mann über die Schulter, mit dem Blick hektisch über die Daten auf dem Bildschirm huschend. Als er den verdächtigen Dateinamen flüchtig zu sehen bekam, machte sich Erleichterung in ihm breit. Er schüttelte den Kopf. »Das ist keine Schadsoftware, Sir.«
    »Raines, das hier ist eine komplexe Software. Ich nehme nicht an, dass Sie verstehen …«
    »Ich sage Ihnen doch, es ist keine Schadsoftware. Das hier stammt von Wyatt.« Er dachte sich rasch einen Grund dafür aus, dass es dort war. »Ich hatte Wyatt nach den Kriegsspielen darum gebeten, es für mich zu schreiben. Sie wissen schon, weil meine Programme doch total mies sind.«
    »Das kann man wohl sagen«, stimmte ihm Blackburn abwesend zu, während er das Programm studierte.
    »Ist das alles, was Sie gefunden haben?«, fragte Tom hoffnungsvoll. »Sonst ist da nichts?«
    Blackburn schaltete den Bildschirm aus. »Ja, das war’s.«
    Tom hätte am liebsten einen Freudenschrei ausgestoßen. Kein Honigtopf. Kein Verrat. Medusa hatte ihn nicht dazu benutzt, um den Turm auszuspionieren. Es war nicht seine Schuld. Er hüpfte zurück auf den Untersuchungstisch. Seine Erleichterung war so groß, dass er das Gefühl hatte, in die Stratosphäre hochschießen zu können. Dr. Gonzales nahm seine ärztliche Untersuchung wieder auf.
    »Also machen wir jetzt bloß dieses Memodingsbums, und dann kann ich wieder gehen?«, fragte er Blackburn, während Dr. Gonzales seinen Rücken mit einem Stethoskop abhorchte.
    »Wir klinken Sie an den Memografen, und danach können Sie Ihrer Wege gehen.«
    Tom grinste. Er konnte nicht anders. Das waren die besten Nachrichten, die er je gehört hatte. Davon war er überzeugt.
    Blackburns Blick verengte sich. »Aber wenn Sie glauben, ich würde Sie dafür, dass Sie ein solch unglaublicher Idiot gewesen sind, nicht zumindest unter eingeschränkte Bewegungsfreiheit stellen, dann werden Sie sich noch wundern.«
    Tom tat es mit einem Achselzucken ab. Eingeschränkte Bewegungsfreiheit war nichts im Vergleich zu zehn Jahren im Gefängnis.
    Dr. Gonzales richtete sich auf und riss die Blutdruckmanschette ab. »Er ist gesund, Lieutenant. Ich unterschreibe jetzt die Vollmachtsformulare.«
    »Vollmachtsformulare?«, wiederholte Tom.
    Blackburn langte hinter sich und holte einen Stapel Papiere heraus.

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