Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)
hing ein Arm nutzlos an seiner Seite herab.
Mit verstörtem Blick inspizierte er den Memografen. Dunkler Rauch stieg spiralförmig auf. Auf Blackburns Gesicht spiegelte sich Erkenntnis wider. »Das waren Sie, nicht wahr?« Sein Blick senkte sich auf Tom. »Sie haben sich in das Gerät eingeklinkt.«
Tom wusste es nicht. Im Moment wusste er gar nichts mehr, nur dass er müde und ihm übel war, und er wünschte, er hätte Blackburn umgebracht. »Wenn Sie es wieder einschalten, lasse ich Sie verbrutzeln!«
Den versengten Arm an den Körper gepresst, umkreiste Blackburn den Memografen. »Sie haben einen der Gelenkarme durchbrennen lassen, um mich aufzuhalten.« Er hielt inne, ein seltsames Lächeln auf den Lippen, während er einen Moment benötigte, um zu begreifen. »Wer hätte gedacht, dass Sie so etwas fertigbringen? Mein Gott, Raines.«
»Ich mache es wieder, das schwöre ich!«, schrie Tom ihn an.
Blackburn schien lediglich neugierig geworden zu sein. Er hob seinen unverletzten Arm und packte einen der noch intakten Gelenkarme. »Machen Sie. Ich berühre ihn. Sie können mich nicht verfehlen. Machen Sie es noch einmal.«
»Ich bluffe nicht! Ich töte Sie durch einen Stromschlag!«
»Und ich warte mit angehaltenem Atem.« Blackburn hörte sich nicht einmal sarkastisch an. »Machen Sie, Raines.«
Aber das konnte Tom nicht. Seine Brust war wie zugeschnürt. Er hatte das Gefühl, als würde er gleich zusammenbrechen, und lieber hätte er sich bei lebendigem Leib häuten lassen, als Blackburn dies sehen zu lassen.
»Sie sind ja krank.«
»Ja, diesen Spruch habe ich schon öfter gehört.« Blackburn ließ das Bein los und senkte seinen Arm an der Seite. »Wie ich sehe, können Sie das nicht auf Kommando tun. Das ist gut zu wissen, für morgen früh.«
SIEBENUNDZWANZIG
A ls Tom aufwachte, war er immer noch an den Stuhl gefesselt. Sein Schädel dröhnte, sein Kopf drohte zu zerplatzen. Nach der stundenlangen Memografie kamen ihm seine Gedanken verworren und seltsam vor. Matt starrte er Olivia Ossare an, die vor ihm stand, ihm die Riemen von den Handgelenken riss und vor sich hin murmelte. »Das ist barbarisch … bloß ein Kind.«
Seine Stimme klang kratzig. »Sie sind gekommen.«
»Tom!« Sie legte ihm ihre warme Handfläche unter das Kinn. »Alles in Ordnung mit dir?«
Er schloss die Augen, da dies einfacher war, als ihr eine Antwort zu geben. Sie half ihm aufzustehen. Mit schlotternden Knien ging er von dem Stuhl weg.
»Ist das hier vorbei?«, fragte er.
Ihr Griff um ihn verstärkte sich. »Ich arbeite noch daran, Tom. Im Moment kann man mit Lieutenant Blackburn nicht vernünftig sprechen. Ich habe ewig gebraucht, nur um hier hereinkommen und dich besuchen zu dürfen.«
Tom wurde schwarz vor Augen, und er geriet ins Schwanken. Behutsam ließ sie ihn zu Boden gleiten. Dort sackte er in sich zusammen und schlug mit dem Kopf gegen ihren Arm. Die Decke über ihm drehte sich wirr im Kreis.
Er spürte, dass sie ihm mit den Fingern durch das Haar strich. Während sie ihn am Kopf streichelte, blitzte in ihm die Erinnerung an seine Mutter auf, ganz dicht unter der Oberfläche. Er hielt die Augen geschlossen, während sich ein Kloß in seinem Hals bildete.
»Bitte machen Sie, dass das hier bald vorbei ist.«
Dass er laut gesprochen hatte, begriff er erst, als sie ihm sagte: »Ich tue mein Bestes. Ich habe versucht, mich mit deinem Vater in Verbindung zu setzen.«
»Mein Dad kann mir nicht helfen.«
»Doch, das kann er, Tom. Er kann das Sorgerecht für dich einklagen.«
Tom schlug die Augen auf. Er setzte sich so schnell auf, dass ihm wieder schwarz vor Augen wurde. »Sorgerecht?«
»Wenn dein Vater seine Zustimmung widerruft, hat das Militär nicht länger das Sorgerecht.«
Toms Kopf schmerzte. Ihm war, als müsste er sich übergeben. »Um das hier zu beenden, müsste ich den Dienst quittieren?« Sein Puls dröhnte ihm in den Ohren. »Aber der Neuronalprozessor soll nicht raus. Niemals.«
»Dein Gehirn wird letztendlich von ihm abhängig, aber er wurde dir ja erst vor fünf Monaten eingesetzt. Ich habe mit Dr. Gonzales gesprochen, und er meinte, es sei noch früh genug für eine stufenweise Entfernung. Mit deinem Freund Stephen habe sie etwas Ähnliches gemacht.«
Nein. Nein . Er wollte nicht dorthin zurück, wo er hergekommen war. Wollte nicht wieder der Verlierertyp Tom sein, der von Kasino zu Kasino zog, ohne Zukunft und ohne Vergangenheit, mit nichts, gar nichts …
Aber wenn er blieb, und
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