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Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)

Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)

Titel: Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. J. Kincaid
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gegenüber einem Lieutenant, der es wagte, so mit ihm zu reden, halbwegs angemessen war?
    Dann verließ Blackburn tatsächlich den Raum und ließ sie allein, so als wäre er von der Macht seiner Worte so überzeugt, dass er sich nicht die Mühe machen musste, sich weiter mit Marsh auseinanderzusetzen.
    »General!«, flehte Tom verzweifelt. »Bitte, General, kommen Sie …«
    Marsh stieß einen tiefen Seufzer aus und drehte sich um. »Tom, ich fürchte, Sie haben gerade mit angesehen, wie mir die Hände gebunden wurden.«
    Mit nacktem Unglauben starrte Tom ihn an. Marsh ging aus dem Raum und ließ Tom allein auf dem Stuhl gefesselt zurück. Minuten vergingen, während denen Tom in den menschenleeren Raum starrte und sich im Stich gelassen fühlte.
    Dann vernahm er Blackburns bedächtige Schritte und schloss die Augen, weil er es nicht ertragen hätte, ihn anzusehen. Blackburn schaltete den Memografen nicht sofort wieder ein. Zuvor schnallte er Tom einen Arm los und gab ihm Wasser, doch Toms Arm zitterte so stark, dass er nicht in der Lage war, das Glas zu halten. Daher schnallte Blackburn ihn wieder fest und hielt das Glas für ihn.
    Tom kam ein verrückter Gedanke. Je länger er Wasser trinken würde, desto mehr Zeit würde er herausschinden, bevor die Memografie weiterging. Daher bat er um mehr, immer mehr. Selbst als sein Magen sich anfühlte, als platzte er gleich, bat er um mehr.
    »Es reicht jetzt. Sonst wird Ihnen noch schlecht«, sagte Blackburn schließlich und weigerte sich, ihm ein weiteres Glas zu reichen.
    Das gab den Ausschlag. Wird Ihnen noch schlecht … Das war auf einmal das Komischste, was er jemals gehört hatte. Tom fing an zu lachen – ein wildes, hysterisches Lachen, das seinen ganzen Körper durchschüttelte. Er lachte, bis ihm der Magen schmerzte, bis ihm die Augen tränten, bis ihm wirklich schlecht wurde, und selbst dann konnte er erst aufhören, als die Strahlen sich wieder in seinen Kopf bohrten.
    Blackburn stand nur da und beobachtete ihn, rieb sich immer wieder mit der flachen Hand über den Mund und nahm Toms Gehirn auseinander.
    Tom kam in einer kleinen, verschlossenen Zelle, die einen Blick auf den Memografen gewährte, wieder zu sich. Er befand sich in der Mitte des Raumes. Das summende elektrische Licht über ihm und die hellen scharfen Strahlen verursachten eine Reizüberflutung in seinem Kopf. Vor seinem inneren Auge verschwammen Bilder wie Gespenster. Er griff auf die einzige Möglichkeit zurück, die ihn wieder zu Verstand kommen lassen konnte und stieß mit der Faust immer wieder gegen die Wand, bis der Schmerz, der in seinen Knöcheln explodierte, sein Bewusstsein beherrschte und das an den Wänden verschmierte Blut ihm wieder die Augen öffnete.
    Jemand glitt durch die Tür, und eine sanfte, aber feste Hand umklammerte sein Handgelenk. Olivia Ossare packte ihn am Arm, drängte ihn mit sanfter Gewalt dazu, sich auf das Bett zu setzen, und bot ihm ein Glas Wasser an. Gierig stürzte Tom es hinunter, sich nur halb bewusst, dass Olivia währenddessen seine blutigen Knöchel inspizierte. Er fühlte sich so seltsam, so absolut seltsam, als ob er im Begriff stand, aus der Haut zu fahren.
    Er bekam gar nicht mit, dass er an der Granitwand zusammensackte. Erst als er spürte, wie ihre Finger ihm wieder durch das Haar fuhren, kam er allmählich zu sich. Tom presste die Augen noch stärker zusammen, denn obwohl er nicht verstand, warum ihre Berührung so beruhigend war, befürchtete er, das Gefühl könne wieder verschwinden, wenn er die Augen aufmachte.
    »Ich glaube, ich bin bereit für Plan B«, gestand Tom, als er schließlich wieder sprechen konnte, sich aber matt und leer fühlte. Viel mehr würde er nicht ertragen können. »Bitte finden Sie meinen Vater. Bitte holen Sie mich hier raus.«
    »Tom«, flüsterte sie, »das habe ich schon.«
    Nachdem sein Vater gerichtliche Schritte ergriffen hatte, um Tom aus dem Turm herausholen zu können, durfte Blackburn ihm kein Haar mehr krümmen und kein einziges Gerät mehr bei ihm anschließen. Als Olivia mit den Militärpolizisten ankam, stand Blackburn mitten in der abgedunkelten Memografenkammer und folgte Tom selbst dann noch mit seinen Augen, als er aus seiner Zelle geführt wurde. Mittlerweile lümmelte sich Tom in Olivias Büro und hörte zu, wie sie sich mit General Marsh und einem Militäranwalt über Rechtsfragen stritt. Sie redeten über seinen Kopf hinweg. Er wollte aber auch gar nichts mehr davon hören.
    Was es zu bedeuten

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