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Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)

Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)

Titel: Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. J. Kincaid
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Lafayette-Raum, nur dass dieses Mal Rekruten, Mitglieder des Mittleren und Gehobenen Dienstes sowie Mitglieder der CamCo zusammen unterrichtet wurden. Es war der einzige Kurs, an dem alle Stufen gemeinsam teilnahmen. Vik erklärte ihm, dies liege daran, dass Programmieren der schwierigste Kurs und fast jeder gleichermaßen schlecht darin sei.
    Tom setzte sich mit Vik, Yuri und Beamer auf die gleiche Bank, auf der sie am Vortag während der zivilen Kurse gesessen hatten. »Programmieren ist also voll übel, hm?«
    »Kann man nicht anders sagen.« Vik wuchtete seine Füße auf die Rückenlehne der Bank vor ihnen. »Es ist nicht erlaubt, sich die Arbeit vom Neuronalprozessor abnehmen zu lassen. Klar, der Prozessor übernimmt ein paar Sachen. Zum Beispiel erinnert er sich für dich an die Regeln von Syntax und Semantik. Aber es liegt dann an dir , alles zusammenzusetzen wie ein Puzzle. Du musst dein Gehirn einsetzen und den Code selbst schreiben. Das ist nervtötend und grässlich.«
    »Sprich für dich selbst, Viktor. Ich freue mich darüber, wenn ich mein Ge…« Yuri erschlaffte und kippte neben Tom einfach um.
    Vik warf Tom einen belustigten Blick zu, während er sich damit abmühte, sich den leblosen Körper vom Leib zu halten. »Die Computersprache Zorten II ist spezifisch für indo-amerikanische Neuronalprozessoren und daher geheim, sodass Yuris Neuronalprozessor ihn in den Schlummermodus schaltet.«
    Es gelang Tom und Beamer, Yuri zwischen ihnen beiden so abzustützen, dass er keinen von ihnen zerquetschte.
    »Woran erinnert er sich denn anschließend?«, wollte Tom von Vik wissen.
    »Ich habe ihn mal gefragt, was er von diesem Kurs hält, und da hat er angefangen, etwas von Zwergen und Fraktalen herumzufaseln. Ich glaube, er ist einfach so chiffriert, dass er hinterher nicht einmal realisiert, dass er chiffriert ist.«
    Die Tür des Vorlesungssaals glitt auf, und das Stimmengewirr verebbte. Als Tom aufschaute, sah er einen imposanten Mann mit kurzem dunkelblondem Haar und einem Falkengesicht mit großen Schritten zum Podium gehen. Seinem Profil zufolge handelte es sich um:
    Name: James Blackburn
    Dienstgrad: Lieutenant
    Einheit: 0-3, US Air Force, Aktiver Dienst
    IP: 2053:db7:lj71::008:ll3:6e8
    Sicherheitsstatus: Topsecret LANDLOCK -10
    Er begrüßte sie mit den Worten: »Tja, Leute, nach eurem letzten Klassenstreich habe ich mich vor Lachen ausgeschüttet.«
    In Toms Gehirn gab es einen Ping: Der Morgenkurs hat begonnen.
    »Ich musste zweimal Ihre Firewallprogramme durchforsten, um mir sicher zu sein.« Blackburn stützte sich mit den Ellbogen auf dem Podium ab, wobei seine breiten Schultern den Tarnanzug fast sprengten. »Bei Gott, zuerst glaubte ich, das wären die echten Programme. Aber dann erkannte ich, nein, das sind auch ohne Neuronalprozessoren die besten und hellsten Köpfe in den USA . Das konnten sie nicht ernst meinen mit einem so lachhaften, kümmerlich geschriebenen Code. Also alle Achtung, da haben Sie mich drangekriegt. Und wo sind jetzt die richtigen Programme? Sie können sie jetzt abgeben.«
    Blackburn wartete und trommelte dabei mit den Fingern auf das Podium. Trotz seiner lockeren Worte lag ein grimmiger, fast wütender Ausdruck auf seinem Gesicht. Tom sah sich um, um vielleicht einen Hinweis auf das zu bekommen, was hier vor sich ging. Sämtliche Gesichter, in die er blickte, waren auf verschiedene Weise erwartungsvoll angespannt, so als wüssten alle, dass der milde Ton ihres Ausbilders trügerisch war.
    Nach einer Weile schaute Blackburn nach oben ins Leere. »Das ist ja komisch. Sieht so aus, als hätte ich hier … nichts. Wollen Sie mir sagen, dass das Ihre richtigen Programme waren? In diesem Fall müssen wir an dieser Stelle kurz über einige Grundsätze sprechen, Kinder. Fangen wir mit dem ersten Grundsatz an. Hören Sie zu? Hier ist er: In Ihrem Gehirn befindet sich ein Computer.«
    Er ließ diese Worte in der Luft schweben und warf einen Blick in den Raum.
    »Muss ich mich wiederholen?« Dieses Mal stieß er bei jedem Wort mit dem Finger in Richtung seiner Schläfe. »In Ihrem Gehirn befindet sich ein Computer. Können Sie mir erklären, warum ich hier in den Wind rede, um Ihnen das Programmieren beizubringen? Nein, das tue ich nicht, um kostbare Stunden damit zu verbringen, in dieses Meer von glücklichen, leuchtenden Gesichtern zu schauen. Ich tue es, damit Sie lernen, Ihren Neuronalprozessors zu beherrschen.« Seine Stimme verlor ihren milden Ton, sein Ärger wurde deutlich.

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