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Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)

Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)

Titel: Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. J. Kincaid
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Definition von Krieg? Ich brauche nichts Tiefschürfendes, bloß eine schnelle Antwort in einem Satz.«
    Schweigen. Dann erwiderte eine Auszubildende des Mittleren Dienstes, die Toms Prozessor als Lisa Sanctus identifizierte: »Krieg ist ein gewaltsamer Konflikt, um einen Konflikt zu lösen.«
    »So ist es, Ms Sanchez. Dieser Krieg entspringt einem Konflikt über die Verteilung der Besitztümer im Sonnensystem. Jede Seite hat ihren Anspruch darauf erhoben, und beide Seiten versuchen, diesen Anspruch mittels Gewalt durchzusetzen. Zweite Frage: Warum, glauben Sie, sind Ihre Identitäten geheim? Weiß es jemand?«
    Eine Kombattantin der Alexander Division, die Toms Prozessor als Emefa Austerley identifizierte, reckte ihren schwarzen Arm. »Sicherheitsgründe, Sir.«
    »Warum?«
    »Um uns zu schützen.«
    »Wovor?«
    Dieses Mal gab es keine Antwort. Tom schaute sich um, während er selbst darüber nachdachte. Es war ja nicht so, als würden sie getötet, falls ihre Identität ans Licht kam. So etwas passierte nicht mehr.
    »Um euch vor gewalttätigen Übergriffen zu schützen«, sprang Blackburn ein. »Und ich weiß, was ihr jetzt alle denkt: In diesem Krieg tötet niemand. Das haben wir hinter uns gelassen, nicht wahr? Selbst als Kombattanten setzt ihr beim Kampf nicht euer Leben aufs Spiel – die Schlacht findet Tausende Meilen entfernt statt. Warum euch also vor gewalttätigen Übergriffen schützen? Nigel Harrison, mir scheint, Sie haben etwas dazu beizutragen.«
    Ein schmächtiger, dunkelhaariger Junge sagte: »Krieg verändert sich im Laufe der Zeit. Man sollte es also besser so formulieren: Bis jetzt tötet niemand in diesem Krieg . «
    Blackburn schnippte mit den Fingern und deutete auf ihn. »Na, da haben wir es doch – verleiht dem Jungen einen goldenen Stern. Bis jetzt tötet niemand in diesem Krieg . Die Gewalt ist noch nicht bis zu Ihnen vorgedrungen . Seien wir ehrlich, warum sollten die Russen und die Chinesen versuchen, Sie umzubringen? Sie wissen, dass wenn sie einen unserer Kombattanten töten, wir uns daranmachen werden, einen der ihren zu töten – und dann haben die beiden Konzerne, die diese Kombattanten sponsern, eine Menge Geld für ein paar tote Kids verschwendet. Wie viele Kombattanten gibt es auf der ganzen Welt, so um die vierzig oder ein paar mehr? Ihr seid wertvoll. Es rechnet sich nicht, den Tod mit einzuplanen … Was passiert also in ein paar Jahren, wenn irgend so ein Discount-Neuronalprozessor auf den Markt geworfen wird und es vierhundert von Ihnen gibt? Was, wenn es viertausend werden? Kleiner Hinweis, Leute: Ihr Aktienkurs sackt in den Keller. Ihr werdet entbehrlich.«
    In der ersten Reihe musste Elliot Ramirez etwas gesagt haben, das Tom jedoch nicht hatte verstehen können. Blackburn wirbelte herum und trat ihm gegenüber. »Wie war das, Ramirez? Sagen Sie es lauter.«
    »Ich sagte, das klingt sehr zynisch, Sir«, wiederholte Elliot.
    Blackburn kicherte trocken. Er ließ sich mit ausgestreckten Beinen auf dem Rand der Bühne nieder und heftete seinen Blick auf Elliot. »Wussten Sie, dass das Militär in den 1950er-Jahren, in der Anfangszeit der Nukleartechnologie, Soldaten in der Nähe von Kernwaffentests stationiert hat? Die Soldaten haben eine gewaltige Strahlendosis abbekommen. Und die Zivilbevölkerung, die windabgewandt des Testgeländes lebte, ebenfalls. Hat man das aus Unwissenheit heraus getan? Nein, Mr Ramirez. Das geschah absichtlich – damit wir etwas über Strahlenschäden in Erfahrung bringen konnten. Gleiches gilt für Senfgas, Dioxin, PCP , Nervengas, LSD , was immer Sie wollen, eine nichts ahnende Gruppe von Niemanden bekam eine Dosis davon verpasst, weil irgendein hohes Tier sie für entbehrlich hielt. Bei mir war es das Gleiche – einer von dreihundert Soldaten, die vor sechzehn Jahren einen Neuronalprozessor implantiert bekamen und entweder daran starben oder den Verstand verloren. Menschen sind entbehrlich. Punkt. Der einzige Unterschied zwischen den 1950er-Jahren und heute besteht darin, dass es heute Milliarden mehr von uns entbehrlichen Menschen gibt. Falls Sie glauben, Sie hätten einen Wert außer dem, was unter dem Strich für irgendjemanden dabei finanziell herausspringt, dann sollten Sie langsam aus Ihrer Traumwelt erwachen.«
    Ein bleischweres Schweigen hing in der Luft. Blackburn ließ seine Worte noch eine Weile nachwirken, dann sprang er auf.
    »Ich weiß, dass man Ihnen von klein auf beigebracht hat, Vertrauen in etwas zu haben –

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