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Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)

Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)

Titel: Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. J. Kincaid
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Mitte. Unterwürfig ließen die anderen Wölfe den Schwanz hängen. Das Alphatier bellte wie wild, peitschte dann herum und jagte auf diesen vom Wind herangetragenen Geruch zu, auf die Süße der Beute mit ihrem frischen, pulsierenden Blut und ihrem zarten Fleisch. Das Rudel verwandelte sich in eine graue, über die Ebene hinwegschießende Woge und folgte mit gestreckten Schwänzen seinem Anführer.
    Der warme, satte Geruch von Beute waberte durch die Luft, und seine zunehmende Anziehungskraft war die einzige Zeiteinheit. Sie hielten sich im Wind, sodass die eisigen Böen den Geruch zu ihnen trugen, jedoch dem Opfer nicht verrieten, dass sie sich näherten.
    Schließlich fielen sie über ihre Beute her. Der Elch hob seinen massigen Kopf. Er wusste, dass sie ihn umzingelt hatten. Er sprang vor und wollte davongaloppieren, doch der Alphawolf fletschte die Zähne und schnitt ihm den Fluchtweg ab. Das Beutetier wusste, dass es ihnen nicht entkommen konnte. Als das Alphatier auf den Elch zuhielt, drehte dieser sich und beugte seine gewaltigen Schaufeln, bereit, es zu durchbohren. Doch der Alphawolf sprang instinktiv beiseite.
    Nun umringte der Rest des Rudels den Elch, biss mit knirschenden Zähnen zu. Gebell und Geheul und dazu das Gebrüll des mächtigen Tieres erfüllten die Luft. Hufe hämmerten herab, und der blutige Geruch des ersten getöteten Wolfs – Beamer – rief in Tom etwas Menschliches hervor.
    Zwei weitere Wölfe wurden Opfer dieser mächtigen Schaufeln, doch der Alphawolf umkreiste seine Beute weiter und hinterließ kleine klaffende Wunden am Körper dieses großartigen Wesens, das einfach zu stark war, um von so einer kläglichen Attacke zu Fall gebracht werden zu können.
    Tom hielt sich zurück.
    Er ignorierte den Ruf seines Instinkts, der von ihm forderte, sich dem nutzlosen Angriff anzuschließen, und ignorierte auch das Unterprogramm, das ihn zwingen wollte, sich dem Plan des Alpharüden anzuschließen. Stattdessen schaute er zu, so wie Tom, der Junge, es in den VR -Hallen getan hatte. Als er dann seine Chance witterte, zögerte er nicht. Er sprang in das Gewühl, flog dicht über die Köpfe der anderen hinweg, bewegte sich schneller, als sich ein Mensch hätte bewegen können, und schoss nach vorn, um seine Zähne in der Kehle des Elches zu versenken. Mit einer fließenden Bewegung riss er an Knorpel und Fleisch und warf sich im gleichen Moment beiseite. Warmes Blut bespritzte ihn, aber er befand sich außer Reichweite, bevor die tödlichen Hufe ihm das Gehirn hätten zerschmettern können.
    Es war vorbei. Das mächtige Tier taumelte, während ihm dunkles Blut aus der Wunde am Hals herausschoss. Es sackte auf die Knie, erhob sich mit großer Anstrengung noch einmal, doch nun rissen weitere Wölfe an seinen Sehnen, seinen Hinterhänden, seinem weichen, verletzlichen Bauch. Tom leckte über das frische Blut auf seinen Lippen, fühlte sich so lebendig und gefährlich in diesem Augenblick, dass er gar nicht wollte, dass die Simulation endete.
    Plötzlich vernahm er ein leises Grummeln. In der eisigen Luft braute sich Gefahr zusammen.
    Tom bemerkte, dass Elliot auf ihn zuhielt, die Beine stocksteif, den Wolfsschwanz nach vorn geringelt, die Ohren angelegt, die gezackten Zähne gebleckt. Er reagierte damit auf seinen offenen Ungehorsam. Toms Instinkt warnte ihn, und Elliots zu Schlitzen verengte, auf ihn gerichtete Augen und sein gesträubtes Fell verrieten ihm, was er vorhatte. Tom bewegte sich nicht. Aus Elliots Kehle quoll ein grimmiges Knurren hervor.
    Tom verstand den Befehl. Instinkt und Parameter in seinem Gehirn drängten ihn dazu, dem Alphatier zu gehorchen, doch das Blut auf seinen Lippen schmeckte süß, und schon allein die Vorstellung, herumzurollen und seinen Bauch und seine Kehle zu entblößen und eine Pose der Unterwürfigkeit einzunehmen, widerstrebte ihm bis ins Mark, selbst wenn er dafür zerrissen werden sollte. Ein Gefühl der Macht durchfuhr ihn. Er konnte das Alphatier besiegen, davon war er überzeugt. Er konnte das Rudel für sich beanspruchen, es in Besitz nehmen. Er spürte ein Kribbeln, als sich an seinem ganzen Körper das Fell sträubte. Seine Lippen rollten sich zurück, und nun bleckte auch er die Zähne, während das Geheul in seiner Kehle anschwoll.
    Der andere Wolf stellte sich auf die Hinterbeine und hob in einer absolut menschlichen Geste eine Pfote über den Kopf. Und auf diese Weise beendete Elliot die Simulation.
    Tom öffnete die Augen und blickte auf die

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