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Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)

Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)

Titel: Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. J. Kincaid
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    Elliot nahm Tom die Kabelspule aus den Händen und wickelte sie mit einer anmutigen, fließenden Handbewegung ab. »Nun, Tom, weißt du schon viel über Angewandte Simulationen?«
    »Ich weiß genug«, erwiderte Tom. »Wir steigen in eine Gruppensimulation ein, arbeiten als Team zusammen, führen irgendeinen Auftrag aus. Es spielt sich alles nur im Gehirn ab, so wie Fitnessübungen ohne Konditionstraining.«
    »Nicht ganz, Tom. Bei Fitnessübungen werden dir falsche Bilder vorgegaukelt, aber du bist dir deines Körpers trotzdem bewusst. Bei Angewandte Simulationen bekommst du, entsprechend der vorgegebenen Simulation, sensorische Informationen direkt aus deinem Neuronalprozessor. Dir wird die Art und Weise vermittelt, wie sich der Neuronalprozessor mit Kampfmaschinen kurzschließt. Das Einklinken fühlt sich an, als wäre man in einem neuen Körper. Vielleicht erinnerst du dich nicht an dich selbst, vielleicht weißt du nur, was deine Figur in der Simulation weiß, das hängt von den Parametern des Programms ab. Manch einer findet das bei den ersten Malen erschreckend, weil es eine Erfahrung totalen Eintauchens ist. Der Schwerpunkt liegt auf Teamwork.«
    »Hört sich super an.«
    »Das sagst du, aber ich wette, du bist nervös.«
    »Bin ich nicht, wirklich.«
    »Oh, natürlich nicht.« Elliot bedachte ihn mit einem wissenden Blick, der Tom überhaupt nicht gefiel. »Also, Tom, wenn man sich das erste Mal einklinkt, kann das gruselig sein. Ich begleite meine Rekruten dabei gern persönlich.«
    »Ich werde schon klarkommen, Sir.«
    Trotzdem ging Elliot hinüber auf die andere Seite des Feldbetts. »Beug dich mal vor.«
    Tom stützte sich mit den Händen auf dem Rand der Matratze ab und neigte den Kopf. Eine Hand umklammerte seine Schulter, um ihn stabil auszurichten. Tom biss die Zähne zusammen. Elliot war so nah, dass Tom seinen heißen Atem in seinem Nacken spürte.
    »Du kannst es mir sagen, wenn du Angst bekommst oder dir unbehaglich zumute wird. Das kommt ziemlich häuf…«
    »Das bekomme ich schon hin«, unterbrach ihn Tom. »Sir«, fügte er dann hinzu.
    Das Kabel schloss sich an den Port an seinem Stammhirn an, und die Welt verdichtete sich zu Schwärze. Mit einer schockierenden Jähheit schwand sämtliches Gefühl aus seinen Gliedmaßen.
    »Das ging jetzt aber schneller, als ich …« Toms Stimme verschwamm mitten im Satz.
    Den letzten flüchtigen Blick, den er durch seine eigenen Augen erhaschte, war der von einer nach unten wegdriftenden Welt, während er selbst das Bewusstsein verlor.
    Und dann war Tom nicht mehr Tom.
    Blendende Helligkeit umgab ihn von allen Seiten. Unter einem grauen Himmel drängte sich eine eisige Tundra. Frostiger Wind stach ihm in die Augen, auf die Haut, und doch fühlte es sich perfekt für ihn an, anregend.
    Ein seltsames Gefühl durchzuckte ihn, seine Muskeln, seine Sehnen. Blut, Lebenskraft, Leben. Er machte einen Sprung nach vorn, trat mit seinen Pfoten auf kalten, harten Schnee, und die Gerüche, die in seine Nase drangen, überwältigten ihn. Sein Sehvermögen nahm eine untergeordnete Rolle ein, und er konnte nur noch dastehen und die verschiedenen Gerüche im Wind auf sich einwirken lassen.
    Der erdige Geruch von Freunden.
    Ein scharfer, schwerer Geruch von Beute.
    Das verwirrte ihn. Er hob die Schnauze in den Wind und sog die Luft tief ein, während der reizende, verlockende Geruch seine Aufmerksamkeit weckte. Doch da lag noch etwas anderes in der Luft.
    Gefahr.
    Er wühlte mit der Schnauze im eisigen Boden und überprüfte ihn. In seinem Kopf tauchte ein Bild auf. Es war der muffige, weiße Pelz eines Raubtiers mit blutverkrusteten Pfoten, ein leises Brüllen.
    Die Gefahr ist für den Moment vorbei. Ein massiges Raubtier. Es pirscht sich über den Schnee an. Jetzt ist es weg.
    Hingerissen nahm er weitere Gerüche in sich auf. Eis … Metall … Erde … Mensch …
    Ein Heulen.
    Der Ruf seiner Freunde durchschnitt die Luft. Unwillkürlich stürzte er auf sie zu, jagte über die schneebedeckte Ebene, getrieben von einem unstillbaren Verlangen, zu diesem Geräusch beizutragen. Der Geruch von Familie wurde stärker in seiner Nase, und dann befand er sich inmitten der anderen Wölfe seines Rudels und warf den Kopf zurück, während sich der Laut tief aus seiner Kehle erhob. Das Heulen schien den Himmel über ihnen zu durchdringen und erfüllte das Tal, während ein nie gekanntes Gefühl der Gemeinschaft in ihm aufstieg.
    Der größte und stärkste Wolf stürmte in ihre

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