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Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)

Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)

Titel: Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. J. Kincaid
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Chemikalie. Deshalb entrichten Ihre Familien neben der Wasserrechnung jedes Jahr eine Nutzungsgebühr an Harbinger. Ganz gleich, wie sich die globale Situation darstellt, die Nachfrage nach den Grundnahrungsmitteln besteht immer. Dominion und Harbinger sind die beiden Unternehmen in der Welt, die nach dem Großen Zusammenbruch aufblühten.«
    Tom hatte das alles von Neil bereits gehört. Obwohl sie sich im Dritten Weltkrieg auf gegnerischen Seiten befanden, unterstützte Dominion Agra Harbingers Patent, und Harbinger unterstützte Dominion Agras Patent. Das sei auch selbstverständlich, behauptete sein Dad. Dominion Agra könne Kritik an seinem Monopol auf Nahrungsmittel so zurückweisen, indem das Unternehmen auf den anderen Missetäter wies – das Unternehmen mit dem Monopol auf Wasser. Sie rechtfertigten gegenseitig die Existenz des jeweils anderen. Und außerdem sei es ja nicht so, als ob irgendein Mächtiger der Welt wirklich ihre Monopole brechen wolle. Jeder Politiker sei darauf bedacht, nach dem Ausscheiden aus dem Staatsdienst einen Job in einem Koalitionskonzern zu ergattern.
    »Und das«, sagte Cromwell, »führt uns nun zu dem, was vor dreiunddreißig Jahren im Mittleren Osten geschehen ist. Dieser Konflikt schwelte schon lange. Es war das letzte Aufbäumen der Massen gegen die Zentralisierung globaler Macht. Während sich die Macht überall sonst immer mehr in den Händen einer weltweit agierenden Geschäftswelt konzentrierte, verlief die Entwicklung im Mittleren Osten in die entgegengesetzte Richtung. Traditionelle autoritäre Führer wurden von parlamentarischen Regierungen abgelöst. Diese Regierungen weigerten sich, die Patente von Dominion Agra oder Harbinger anzuerkennen. Da sich der Widerstand auf der Straße formierte – es war eine gesellschaftliche Weigerung, nach den gleichen Regeln zu spielen wie der Rest der Welt –, wurde beschlossen, das Problem auch auf der Straße anzugehen. Mit Neutronenbomben.«
    Den Rest kannte Tom. Es war der letzte Einsatz gewesen, bei dem die Militärs der Vereinigten Staaten und Chinas zusammengearbeitet hatten. Sie überzogen den Großteil des Mittleren Ostens mit einem Bombenteppich aus Neutronenbomben, Massenvernichtungsmitteln, die Menschen töteten, Gebäude jedoch intakt ließen. Sämtliche regionalen Ressourcen blieben intakt, verfügbar, um auf dem freien Markt veräußert zu werden – sobald jemand imstande war, die 1,3 Milliarden Leichen wegzuräumen, die einem die Sicht verdarben. Angeblich waren Dominion Agra und Harbinger die ersten Unternehmen, die in der Region neue Niederlassungen gründeten.
    Es habe zwar Proteste gegeben, erzählte ihm Neil, doch sie seien schlichtweg auf taube Ohren gestoßen. Die meisten Menschen hätten auf den Genozid mit einer eher lahmen Empörung reagiert, die sich bald in Apathie oder Schuldzuweisungen verwandelt habe. Jeder habe die Schuld einem anderen in die Schuhe geschoben. Die wenigen Leute in öffentlichen Ämtern, die darauf hinwiesen, Dominion Agra und Harbinger hätten ihre Länder dazu angestachelt, ein Verbrechen gegen die Menschheit zu begehen, seien rasch durch großzügig finanzierte Politiker ersetzt worden, die gewillt waren, wegzusehen.
    Es sei wieder einmal etwas gewesen, über das sich jeder aufgeregt habe, bei dem aber niemand einen Finger rührte, um etwas dagegen zu unternehmen. Für gewöhnlich brachte sein Dad es immer dann zur Sprache, wenn er inmitten der morgendlichen Pendler wütend herumschwadronierte, während sich die Leute in aller Regel an ihm vorbeidrängten und versuchten, ihm aus dem Weg zu gehen. Tom fragte sich plötzlich, wo sein Vater wohl in diesem letzten Monat untergekommen und ob es ihm gelungen war, in den vergangenen Wochen ein paar Spiele zu gewinnen. Zum ersten Mal wurde ihm plötzlich klar, dass er keinerlei Möglichkeit hatte, es herauszufinden.
    »Wir sind nicht hier, um über Ethik zu diskutieren«, fuhr Major Cromwell fort. »Das ist nicht unser Job, das überlasse ich den Philosophen. Wir sprechen hier über Taktik, und ich bitte Sie, die Bombardierungen einmal unter rein taktischen Gesichtspunkten zu analysieren: Der Widerstand ging vom gemeinen Volk aus, und das Ziel der Neutronenbomben war das gemeine Volk. Die Waffen passten zur Natur des Konflikts. Sie zerstörten die Infrastruktur nicht, sodass einer Wiederbesiedlung nichts im Wege stand. Eines der Gründungsziele der Koalition der multinationalen Konzerne war es tatsächlich, dem Mittleren Osten als

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