Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)
versprechen ließ, dich nicht in den Räumen der Machiavellis zu schlagen, oder?«
Tom drückte gleich mehrfach auf den Fahrstuhlknopf. »Klar erinnere ich mich daran. Hör zu, ich muss jetzt auf die Krankenstation.«
Ihm kam nun wieder vor Augen, wie Heather und Nigel einander angeschaut hatten, als er ihnen erzählt hatte, er werde von Karl verfolgt. Heather hatte ihn fortgeschickt, damit sie allein reden konnten – in Wirklichkeit jedoch, damit sie Karl herbeirufen und Tom diesem ausliefern konnte.
Heathers Hand strich ihm vom Handrücken aus bis fast hinauf zur Schulter. Tom überlief eine Gänsehaut. »Ich komme dich dann später besuchen, um mich zu vergewissern, dass alles mit dir in Ordnung ist«, säuselte sie ihm ins Ohr.
Normalerweise sorgte ihre Anwesenheit dafür, dass er das Gefühl hatte zu zerschmelzen. Doch nun war ihm, als wären sie von einer Art Nebel umgeben, der das, was sie normalerweise mit ihm machte, abschwächte. Vielleicht pulsierte sein Gesicht auch einfach noch zu sehr von den Schlägen, als dass Heather ihre übliche Wirkung auf ihn entfalten konnte.
Er bewegte sich so, dass ihre Hand von ihm abrutschte und trat in den Aufzug. »Das brauchst du nicht«, erwiderte er. »Es geht mir super.« Bevor sie noch ein Wort sagen konnten, glitten die Türen zu.
Nachdem Krankenpfleger Chang seine blutende Nase mit Verbandsmull tamponiert hatte, erzählte ihm Tom von der Sache mit dem CA. Prompt huschte ein besorgter Ausdruck über das Gesicht des Mannes.
»Was ist denn?«, fragte Tom bestürzt. »Was bedeutet das?«
»Nichts, gar nichts«, erwiderte der Krankenpfleger hastig und ließ Dr. Gonzales ausrufen. »Schauen wir uns mal Ihre Schultergelenke an.«
Toms Gelenke hatten schon geschmerzt, bevor Karl ihm freundlicherweise fast die Arme ausgekugelt hatte. Als Chang nun Toms Bewegungsradius testete, konnte dieser nicht einmal mehr die Arme hinter die Schultern heben. Chang verabreichte ihm ein Schmerzmittel. Als er ein paar Minuten später in einer kegelförmigen Maschine lag, die seine Knochendichte maß, hatte Tom fast schon wieder vergessen, warum er hierhergekommen war. Er hatte sich gerade den blutigen Mull aus der Nase gezogen, als Olivia Ossares Stimme ihn aufschreckte.
»Tom, wie geht es dir?«
Überrascht spähte er zu ihr hinüber. Er hatte gar nicht gewusst, dass sie auch an Wochenenden arbeitete. Sein Neuronalprozessor blendete ein:
Name: Olivia Ossare
Zugehörigkeit: Sozialdienst der Vereinigten Staaten
Sicherheitsstatus: Confidential LANDLOCK -3
Seit seinem ersten Tag im Turm hatte er nicht mehr mit Olivia gesprochen. Allerdings hatten die anderen Auszubildenden von ihr erzählt. Ihm selbst hatte sie erklärt, sie sei wegen der Kids hier, um sie moralisch zu unterstützen und so. Doch Tom hatte mittlerweile begriffen, dass eigentlich kein Mensch zu ihr ging. Und falls doch, dann sprach er definitiv nicht darüber.
Unter den Auszubildenden kursierte ein Witz, ein Spruch, mit dem sie sich über Leute, die als Weichei galten, lustig machten.»Oh, wenn es dir hier nicht gefällt, warum gehst du dann nicht zur Sozialarbeiterin und heulst dich bei ihr aus, Rekrut?«
Es beschämte ihn, Olivia nun mit besorgtem Gesicht vor sich zu sehen. Er knüllte den Mull in seiner Hand zusammen und schaute zur Tür in der Hoffnung, dass niemand vorbeikam und glaubte, sie wäre hier, weil er mit ihr reden musste.
»Prima. Es wird gerade meine Knochendichte gemessen oder so, aber das ist keine große Sache.«
Sie zog ihre schwarzen Augenbrauen zusammen. »Der Pfleger hat mir gesagt, dass du dir die Bänder angerissen hast. Und dein Gesicht ist … Tja, was ist passiert?«
»Oh. Ja, also ich bin gestolpert. Es ist wirklich nichts.«
»Der Neuronalprozessor hat die Aufgabe, dir zu helfen, das Gleichgewicht zu bewahren.«
»Hat dieses Mal nicht geklappt.«
Er hoffte, damit die Befragung zu beenden. Aber sie blieb hartnäckig. »War bis jetzt alles in Ordnung?«
»Alles super«, antwortete Tom.
»Nein, nicht super«, fiel ihm jemand ins Wort. Dr. Gonzales kam auf ihn zu, während er Toms Laborberichte studierte.
Name: Alberto Gonzales
Dienstgrad: Lieutenant, Medical Doctor
Einheit: US Air Force 0-3, Aktiver Dienst
Sicherheitsstatus: Topsecret LANDLOCK -8
Tom blinzelte den Text weg, während der Arzt ihn informierte: »Sie weisen Zeichen von Überanstrengung an den Gelenken und zu geringer Dichte in Ihren Knochen auf. Außerdem ist Ihr Kalziumspiegel zu niedrig. Sie müssen ein
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