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Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)

Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)

Titel: Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. J. Kincaid
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war ihr Prozessor, aber es war sein Gehirn .
    Er schloss die Augen und versuchte, das Echo der Worte seines Vaters auszublenden: Für die bist du bloß ein Ausrüstungsgegenstand …

ZEHN
    S eit Tom im Turm des Pentagons lebte, gab es etwas Neues in seinem Leben. Etwas, das er bisher noch nicht kannte.
    Routine.
    In seinem Neuronalprozessor befand sich ein Verhaltenskodex, der ihn darüber informierte, was er zu tun und zu lassen hatte. Er wusste, dass er sich wochentags spätestens um 20:00 im Turm einzufinden hatte, an Wochenenden um 23:00. Er wusste, dass ein GPS -Signal seinen Aktionsradius verfolgte, um zu überwachen, dass er sich nur innerhalb der Grünen Zone, zwanzig Meilen um den Turm, bewegte. Sogar die Architektur des Turms war durchdacht und nach einem ausgeklügelten System angelegt. Jedes Fünftel des Turms war durch die Buchstaben A, B, C, D und E aufgeteilt, die Räume von unten nach oben durchnummeriert, je weiter man sich von den Aufzügen im Zentrum entfernte.
    Wochentags fand um 07:00 der Morgenappell statt. Zweimal im Monat wurden die männlichen Alexander Rekruten damit betraut, eine Stunde früher als üblich aufzustehen. Sie formierten sich an der Tür zur Kantine, um in Abständen von fünf Minuten bis zum Beginn des Morgenappells die Uhrzeit auszurufen. Die Nächte waren traumlose Zeiten, die damit erfüllt wurden, alles Material herunterzuladen, das für den Unterricht des folgenden Tages benötigt werden würde.
    Die einzige wirkliche Freizeit gab es an den Abenden, und die verbrachte er mit Vik, Yuri, Beamer und immer häufiger auch mit Wyatt.
    Als Toms Schultern verheilt waren, verlegte er sich wieder darauf, VR -Simulationen durchzuspielen. Doch im Verlauf der Zeit verbrachte er immer weniger Stunden damit, sich in Videogames zu stürzen. Die Welt des Turms verschlang ihn, eine Welt, in der eines Tages die Gefechte real sein und die Siege wirklich etwas bedeuten würden. Eine neue Lieblingstätigkeit nahm seine Freizeit zunehmend in Anspruch: Er schaute sich Medusas Schlachten immer und immer wieder an.
    Dass er sich praktisch jede Aktion des russisch-chinesischen Kämpfers bereits eingeprägt hatte, spielte keine Rolle. Er genoss es, die Gefechte des ultimativen Kriegers jedes Mal aufs Neue mitzuerleben, so als würde er den Achilles des modernen Zeitalters zum ersten Mal sehen. Wenn ihn der Unterricht der zivilen Lehrkräfte langweilte, rief er die Medusa-Clips auf. Wenn Elliot langatmige Reden hielt, brauchte er gar nicht so zu tun, als amüsiere er sich, denn er spielte Medusa-Dateien ab. Wenn er mit seinem Neuronalprozessor hätte träumen können, davon war er überzeugt, dann hätte er die Schlachten auch noch im Schlaf nachvollzogen.
    Auch der Alltag im Turm entwickelte sich gut. Zwar schwebte nach dem Hühnerdebakel der Dschingisse noch eine Weile das Schwert des Damokles in Gestalt von Karl über ihm. Doch Karl wurde nicht aktiv, fast so, als hätte er Angst davor, eine weitere Demütigung zu riskieren.
    Auch Elliot Ramirez ging nie offen gegen Tom vor, obwohl er immer vorwurfsvoll dreinblickte, wenn er ihn ansprach. Eine Weile fragte Tom sich, ob Elliot Karl auf ihn gehetzt hatte, kam aber zu dem Schluss, dass es nicht so gewesen sein konnte. Elliot war nicht der Typ, der Rache nahm. Das Schlimmste, was Elliot jemals tat, bestand darin, spitze Kommentare über Leute abzugeben, die keine Teamspieler waren.
    Was Wyatt anging, so verschaffte sie sich Zugang zu den internen Überwachungskameras des Turms, um die Aufnahmen von ihr herauszuschneiden, falls einer der Dschingisse Blackburn die Geschichte des rätselhaften Computervirus steckte. Doch konnte sie dem Verlangen nicht widerstehen, einen kurzen Videoclip mit den Dschingishühnern aufzuheben – so bearbeitet, dass keiner von ihnen beiden auf den Bildern auftauchte. Sie zeigte ihn Vik und Yuri, woraufhin Vik die glänzende Idee kam, Karls erhabensten Moment seines Lebens in die Einspeisung der Hausaufgaben einzuschmuggeln.
    Wyatt war daraufhin so sauer, dass sie sich eine ganze Woche lang weigerte, mit Vik zu sprechen. Vik meinte zu Tom, es sei seine bisher tollste Woche überhaupt gewesen. Tom fiel jedoch auf, dass Vik ständig versuchte, Wyatt etwas zu entlocken. Und an dem Abend, an dem er sie endlich so genervt hatte, dass sie ihn anschnauzte, war er bester Stimmung.
    Wenig später hatte Wyatt noch mehr Grund, wütend zu sein, denn der Clip landete schließlich bei Blackburn. Er überraschte sie alle, indem er ihn

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