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Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)

Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)

Titel: Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. J. Kincaid
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Seine Wangen brannten, und er versuchte, sich auf den Bildschirm zu konzentrieren, doch es fiel ihm schwer. Blackburn bereitete den Klauenapparat vor und stülpte diesen Tom direkt über den Kopf. Indem er kurz auf eine Taste drückte, richtete Blackburn schmale blaue Lichtstrahlen aus den Klauenspitzen auf Toms Schläfen aus. Instinktiv zuckte dieser zusammen, spürte jedoch lediglich ein Kitzeln auf der Haut.
    »Es wird nicht wehtun«, versicherte ihm Blackburn, während er auf seiner Handgelenktastatur etwas eintippte. »Starren Sie einfach weiter auf den Bildschirm.«
    Tom richtete sein Augenmerk auf die Schlangenlinie, die dort angezeigt wurde. Sie flackerte und ließ ihn an eine Schlange, eine Spinne oder etwas Ähnliches denken. Während er Blackburn immerfort auf seiner Unterarmtastatur tippen hörte, machte er sich langsam Sorgen. Doch Tom hielt seinen Blick weiter auf die Linie geheftet. Ihm kam eine Erinnerung in den Sinn. Das Wochenende, das Neil im Krankenhaus verbrachte und als Tom im Haus seines Kumpels Eddie bleiben musste. Er öffnete einen Wandschrank und stieß auf einen Haufen Skorpione. Eddie schrie auf, doch Tom lachte nur und zertrampelte sie und …
    »Da haben Sie es«, sagte Blackburn triumphierend.
    Tom zuckte zusammen, überrascht von der Erinnerung.
    Blackburn schnippte mit seinen Fingern und wies ihn an, sich wieder der Klasse zuzuwenden. »Dieses Ding hier ist ein Memograf. Für die Mehrzahl der Leute hier im Raum, die nie darauf hoffen können, einmal zu verstehen, wie so etwas eingesetzt werden kann, ist es ein großer, glänzender, bewundernswerter Gegenstand. Für die wenigen unter Ihnen, die eines Tages Zorten II und Klondike beherrschen werden, ist es eine schlagkräftige psychologische Waffe. Ihr Neuronalprozessor indiziert all Ihre Erinnerungen, neue wie alte. Dieses Gerät kann diese Erinnerungen abrufen. Und wenn man erst einmal Erinnerungen abrufen kann, dann öffnen sich einem ganze Welten von Anwendungsmöglichkeiten. Eine davon werde ich Ihnen jetzt vorführen.«
    Während er sprach, machte er weitere Eingaben.
    Toms Blick blieb auf die Wellenlinie gerichtet, die plötzlich aussah wie ein Skorpion, und seine Erinnerung glitt zurück in die Zeit, als er diesen Wandschrank geöffnet hatte und die Skorpione herausgekrabbelt kamen. Sie waren an seinen Beinen unter seiner Jeans hinaufgeklettert und hatten ihn gestochen. Er schrie auf und landete am Ende in der Notaufnahme, und er erinnerte sich an den Geruch von Antiseptikum in dem Krankenhaus und an den Schmerz und das Gift, das gebrannt hatte wie Feuer, überall auf seinen Waden …
    Blackburns Stimme riss Tom aus der Erinnerung heraus, »Und jetzt heben Sie eine Hand, Raines.«
    Tom schaute ihn kritisch an. »Warum?«
    »Tun Sie es.«
    Tom hob die linke Hand.
    »Guter Junge. Jetzt die Handfläche nach oben.«
    Tom drehte den Handteller, und Blackburn legte ihm etwas auf die Haut.
    Er fühlte ihn, noch bevor er ihn sah. Fühlte die winzigen, spitzen Beinchen, den Chitinpanzer. Er merkte, dass ihm das Blut aus den Wangen wich, ihm wurde übel, kalter Schweiß klebte auf seinem Körper, und seine Gliedmaßen zitterten. Sein Herz dröhnte ihm schneller und schneller in seinen Ohren, und er hatte das Gefühl, als bekäme er keine Luft mehr und müsse ersticken. Entsetzt fokussierte er den Skorpion, der auf seiner Hand lag.
    »Nicht bewegen.« Blackburn lehnte sich zurück, um sein Gesicht zu beobachten.
    »Wwwas …«
    »Ganz still bleiben, sonst könnte er Sie stechen.«
    Tom schnappte nach Luft, und kalter Schweiß lief ihm den Rücken hinab. Er konnte sich nicht bewegen. Konnte es einfach nicht. Obwohl er damals noch ein kleiner Junge gewesen war, spürte er, wie nun erneut Panik in ihm aufkam. Ihm wurde schwarz vor Augen. Er hielt das nicht länger aus. Er würde schreien. Das hier war noch viel schlimmer als das Virus, das ihm Angst vor dem Podium eingeflößt hatte. Er, Tom, würde hier vor aller Augen hysterisch oder ohnmächtig werden, und sie würden über ihn lachen, lachen.
    »Erzählen Sie der Klasse doch mal, wie Ihnen zumute ist, Raines?«, schlug Blackburn vor. »Seien Sie ehrlich.«
    Tom funkelte Blackburn an, kochend vor Wut. Er wusste, was Blackburn wollte. Aber er würde hier nicht vor all seinen Freunden wie ein erbärmlicher Schwächling auftreten. Das würde er nicht . Eher würde er sich die Augen ausstechen.
    Und so ergriff er den Skorpion mit der rechten Hand und zerdrückte den Körper, so fest er

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