Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)
sie ständig geballt in den Taschen stecken zu lassen.
Er entspannte sich erst, als er sicher war, dass Dalton Prestwick fort war. Hätte er noch ein Wort über Neil gesagt …
Tja, wenn er einer Führungskraft von Dominion Agra in die Fresse geschlagen hätte, hätte er keine Chance mehr gehabt, es jemals in die CamCo zu schaffen.
ELF
E ines Freitags ließ Elliot sie in Angewandte Simulationen eine Meditationsübung absolvieren. Dabei sollten sie sich vor ihrem geistigen Auge ein weißes Licht vorstellen, das mit etwas interagierte, das er ihre Chakren nannte. Danach ließ er sie im Kreis Platz nehmen.
»Also, in den vergangenen Simulationen haben wir unser Augenmerk darauf gerichtet, offensiv vorzugehen. Hungrige Wölfe, die einen Elch attackieren. Die griechischen Götter, welche die nordischen Götter angreifen. Terminatoren, die Raubtiere jagen. Heute aber werden wir einen Tempowechsel einlegen. Die kniffligsten Weltraumschlachten finden nicht statt, wenn wir uns in der Offensive befinden. Unser wichtigstes Anliegen ist es, jene Bereiche des Sonnensystems zu bewahren, die wir uns bereits gesichert haben. Da gibt es Bohrplattformen, die verteidigt werden müssen, Satellitenbasen, die geschützt werden müssen, Patrouillen um Schiffswerften … Wir werden Teamwork als defensive Maßnahme üben. Daher möchte ich, dass ihr euch darauf vorbereitet, in die Rolle der Angegriffenen zu schlüpfen, Zielobjekt der Aggression zu sein.«
Die Simulation erwachte um sie herum zum Leben. Tom sah sich mit Schild und Schwert eine gewaltige, von Mauern umgebene Stadt bewachen. Der Informationsfluss in seinem Neuronalprozessor verschaffte ihm einen Überblick über das Szenario: Das hier war die antike Stadt Troja; sie befanden sich mitten im Trojanischen Krieg und verteidigten sich gegen die Armee der Griechen – ein gewaltiges Heer von Soldaten, die sich auf das sandige Feld jenseits der Stadtmauern ergossen und wie Ameisen über die fernen Strände krochen.
Toms erster Impuls war es, hinunterzusteigen und außerhalb der Mauern anzugreifen, doch Elliot hatte dies vorausgesehen – da er ihn mittlerweile kannte. »Tom. Verteidigung. Du erinnerst dich?«
Toms Blick schnellte über das Heer von glänzenden Helmen, blitzenden Schwertern, klirrenden Rüstungen, das sich in einem Sicherheitsabstand formierte. »Aber sie greifen doch nicht an. Wie sollen wir Defensive spielen, wenn es keine Offensive gibt?«
»Der Trojanische Krieg dauerte neun Jahre lang«, gab Elliot zurück. »Die Trojaner haben die Griechen nicht tagtäglich angegriffen.«
»Sollen wir dann hier bloß drei Stunden herumstehen?«
»Betrachte es als eine Lektion darin, sich in Geduld zu üben.«
Elliot war in die Rolle von Hektor geschlüpft, dem großartigsten Krieger der Trojaner, einem Königssohn, der sich ganz nach Belieben durch die Stadt bewegen konnte. Aus Tom hatte er eine Schildwache gemacht und ihn auf diese Weise an die Mauern gebunden. Beamer war ebenfalls eine Schildwache.
Das war Elliots Rache für sein Verhalten bei der Simulation am Mittwoch gewesen, mutmaßte Tom. Dabei waren sie ein Schwarm Piranhas gewesen. Beamer hatte beschlossen, ein Krokodil anzulocken, das sich in der Nähe befunden hatte. In der Hoffnung, gefressen zu werden, hatte er mit der Schwanzflosse gewackelt – »Von einem Kroko bin ich noch nie abgemurkst worden«, erklärte er Tom hinterher. Tom sah, wie Beamer gefressen wurde und beschloss, dem Krokodil in sein verletzliches Auge zu beißen. Dabei lenkte er dieses direkt auf Elliot zu. Der ältere Junge wurde mit einem einzigen Bissen verschlungen.
Positiv betrachtet, war es Tom gelungen, dem Krokodil ein Auge auszureißen und dieses zu verschlingen, bevor auch er gefressen wurde.
Beamer kam schweißnass zu Tom geschlurft. »Mein Gott, ist das langweilig.« Mit gewaltigem Getöse ließ er seinen schweren Bronzeschild fallen. »Willst du mit mir Selbstmord begehen? Wir könnten bis drei zählen und uns dann gegenseitig erdolchen.«
»Nee. Gegenseitiger Selbstmord ist mir zu sehr wie Romeo und Julia . Ich warte, bis Elliot nicht hinguckt, und springe dann runter, um gegen die Griechen zu kämpfen.« Tom sah über die Schulter, doch Elliot – als Hektor in seinem Sessel im Schatten sitzend – beobachtete sie wie ein Falke.
Unter ihnen hatte sich die Armee der Griechen neu formiert. Tom beugte sich neugierig vor und beobachtete, dass sich eine kleine Einheit von Soldaten entfernte. Sie huschten zur Mauer und
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