Die Weltenzerstörer - 18
Sagte Keral nicht so etwas wie „Wahnsinn der Veränderung’? Oh, zum Teufel, was nützt dieses ganze Projekt, wenn wir einem solchen Fall gegenüber hilflos sind?”
„Ich werde mit Keral sprechen, und dann müssen wir eben das tun, was wir können”, antwortete David.
Er wußte nicht, weshalb er die Frage an Keral bis zum Abend hinausschob. Er fand Keral in seiner Wohnung, und er sah blaß, in sich gekehrt und ungeheuer bedrückt aus. Alles, was der erste menschliche Kontakt in seinem Leben an Freundschaft und Zuneigung geschaffen hatte, schien auseinanderzubrechen. Es war so schrecklich - Conner in seiner Trostlosigkeit wegen Missy; Regis, der von Ängsten fast aufgezehrt wurde; Jason, der an seiner Sorge um seine menschlichen und nichtmenschlichen Freunde fast zerbrach. Eine ganze Welt schien sich in Agonie zu verlieren.
„Wie geht es deinen. Händen, Keral?” fragte er.
„Sie heilen. Was ist mit Missy?”
„Sie schläft. Ich hoffe, sie wird gesund aufwachen. Wir könnten es mit Hormonen versuchen, aber ich wage es nicht.”
„Es war der Kontakt mit mir, der das auslöste”, sagte Keral.
„Du wolltest ihr doch nur helfen; wenn sie nicht in diesem Wahnsinnszustand gesesen wäre, hätte sie es auch gewußt.”
„Nein. Ich glaube, es war der Kontakt mit mir, der sie in den großen Wechsel schickte. Ich verstehe es wahrscheinlich selbst nicht ganz, fürchte ich. Ebensogut hätte ich es sein können.”
David horchte auf und wagte ihn nicht zu unterbrechen.
»Du mußt verstehen, daß ich die zahllosen Jahre meines Lebens immer geglaubt habe, ich sei das letzte Kind meines Volkes. Alle anderen unserer Rasse sind zu alt, um Kinder zu gebären. Zum erstenmal in meinem Leben bin ich unter jungen Menschen, unter… möglichen Partnern. Und deshalb weiß ich, daß ich ebenso dem großen Wechsel entgegengehen kann wie Missy.”
„Glaubst du, daß du biologisch auf Missy ansprichst?” fragte David behutsam. Das wäre vielleicht die einfachste Lösung, wenn diese beiden Letzten ihrer Rasse auch ihre Erneuerer wären.
„Nein”, erwiderte Keral. „Ich könnte nicht. Ich weiß, das ist einer der Gründe für das Aussterben meiner Rasse und doch … Der Geschlechtstrieb ist bei uns zu gering, die Sensivität zu groß. Ich kann Missy nicht verurteilen, denn sie hatte ein hartes Leben zu führen. Sie tut mir leid, und das Mitleid macht mich ganz krank. Aber sie ist eben das, was sie ist, und ich kann nicht mit ihr in Kontakt kommen.”
„Unter Telepathen scheint das natürlich zu sein”, antwortete David. „Ein sexueller Kontakt mit einem Menschen, der nicht die innerste Intimität teilen kann, scheint kaum möglich oder nicht erträglich zu sein. Ich selbst hatte eine höllische Zeit, und meine eigenen Erfahrungen mit Frauen beschränken sich auf ein paar Experimente. Ich ließ es dann sein. Bei Conner muß es noch viel schlimmer gewesen sein - bis er Missy fand. Ihre Berührung konnte er ertragen.
Wenn man Regis mit Linnea sieht, dann ahnt man, was Telepathen einander geben können. Es ist so klar, daß und wie sehr sie einander lieben. Unter Telepathen wird Sex zu einer Angelegenheit, die offen vor einem liegt. Keral, es macht dir doch nichts aus, wenn wir über diese Dinge sprechen? Gott helfe mir, ich weiß nicht einmal sicher, ob du ein Mann oder eine Frau bist!”
Keral sah ihn ruhig an. „Wie in meinem Volk - beides. Wir verändern uns, wie die Gelegenheit es erfordert. Und wenn wir einen körperlichen Kontakt aufnehmen, muß das Gefühl sehr tief sein, sonst ist eine Zeugung nicht möglich. Oh, unser Volk hat vieles ausprobiert, auch künstliche Besamung. Unsere Frauen oder die Angehörigen unserer Rasse in ihrer weiblichen Phase haben sich sogar unter Drogeneinfluß mit Angehörigen anderer Rassen gepaart in der verzweifelten Hoffnung …”
„Und könnt ihr euch nicht mit anderen Rassen paaren?”
„Nicht absichtlich, obwohl man sagt, die Comyn hier auf Darkover haben Chieri-Blut in sich. Es gibt eine Legende, daß eine Frau unseres Volkes … Du hast ja Missy gesehen …” „Ja, sie hat sich verändert. Sie war in ihrer weiblichen Phase. Und doch meinst du …” „Der Kontakt mit Conner mag die Veränderung ausgelöst haben. Die erste Berührung eines Mannes, der ihren Geist, ihre Gefühle erreichen konnte, riß sie aus dem neutralen Zustand, den wir emmasca nennen. In der neutralen Phase kann sie passiv mit jedem sexuellen Kontakt haben, aber Conner berührte ihr Innerstes und wühlte sie
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