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Die Weltenzerstörer - 18

Die Weltenzerstörer - 18

Titel: Die Weltenzerstörer - 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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David wunderte sich über seine abgrundtiefe Verzweiflung. Er schloß die Tür, um das dunkle, viel zu ausdrucksvolle Gesicht auszuschließen.
Missy sah schrecklich aus. Vorsichtig legte er die Decken zurück, um ihr alle nur mögliche ärztliche Versorgung angedeihen zu lassen. Da schlug sie die Augen auf, und ihr Blick war kalt und hart wie Stahl.
„Nein”, flüsterte sie mit blutleeren Lippen. „Rühr mich nicht an. Rühr mich nicht an!” „Ist schon gut, Missy”, sagte Jason. „Hier tut dir keiner was zuleide. Ich muß deine Verletzungen sehen, um sie behandeln zu können, damit du keine Narben zurückbehältst. Hast du Schmerzen?”
Als er die Decke zurückschlagen wollte, flog Jason in einem Funkenschauer durch die Luft, schrie, prallte an die gegenüberliegende Wand, fiel zusammen und blieb bewegungslos liegen.
„Rührt mich nicht an!” fauchte Missy.
Verblüfft, entgeistert rappelte sich Jason auf. „He, Missy, ich tu dir doch nichts!” David stand neben dem Bett und nahm einen Tornado wirbelnder Gedanken auf. „Kind, es ist doch alles vorüber”, redete er ihr ruhig zu. „Wir wollen dir helfen. Wenn du lieber eine Ärztin haben willst, brauchst du’s nur zu sagen.” Als er ihren Körper berührte, zuckte er zurück wie von einem schweren elektrischen Schlag, der ihn nahezu lahmte. Die Tür ging auf, und Keral trat ein. „Ich glaube, ich weiß, was mit Missy geschehen ist”, sagte er. „Sie ist aus meinem Volk. Ihr versteht es vielleicht nicht. Laßt mich ihren Geist berühren.”
Wenn sie nicht weiß, was die an ihr vorgegangene Veränderung bedeutet, wenn sie nie erfahren hat, daß sie geschehen kann…
„Missy, hör mich”, flüsterte er. „Ich bin nicht dein Feind. Ich bin einer deines eigenen Volkes… Öffne deinen Geist und dein Herz für mich und höre mir zu, dann kann ich dir helfen. Du brauchst keine Angst zu haben, verirrten Vögelchen .’. .”
Missy holte tief Atem. Und dann explodierte der ganze Raum. Keral schrie und schlug nach den Flammen, die unter seinen Händen zuckten; der Wagen mit dem Verbandszeug stürzte um, die Instrumente landeten klirrend auf dem Boden. Glas brach. Jason schrie vor Zorn und fassungsloser Verblüffung.
Keral zog sich zurück. „Holt Desideria. Ich kann sie nicht erreichen. Sie ist die einzige, die mit ihr fertig werden kann.”
Jason winkte Desideria heran und wandte sich an Regis. „Wie behandelt man einen verrückt gewordenen Poltergeist? Du mußt es wissen, Regis.”
„Ich habe noch nie einen solchen Fall gehabt”, antwortete Regis. „David, sieh nach Keral, er ist verletzt. Desideria, kannst du sie beruhigen?”
    „Laß mich helfen, Großmutter”, bat Linnea, die am Rande der Gruppe stand. „Zwei Wärterinnen müßten doch mit einer Irren fertig werden, und wenn nicht, dann taugen sie nichts.”
Desideria und Linnea traten auf das Bett zu und blieben ein paar Schritte von Missy entfernt stehen. Sie verschränkte ihre Hände, und ein zwischen ihnen schwingender Strom war für alle im Raum deutlich zu spüren. Missy zitterte und wehrte sich gegen die vereinte Kraft der beiden Frauen - und unterlag. Sie beruhigte sich so, daß ihr Jason ein Sedativ spritzen konnte. Dann schloß Missy die Augen und begann tief und schläfrig zu atmen. Als sie fest schlief, gelang es Jason endlich, sie auszukleiden. Das Mitleid mit ihr war überwältigend. Kein Wunder, daß die Veränderungen an ihr sie fast zum Wahnsinn getrieben hatten. Jetzt überwog einwandfrei das Männliche; ein wenig unterentwickelt zwar, doch deutlich vorhanden. .Armes Ding, dachte er. Kein Wunder, daß sie das so erschreckt hat. Sie tut mir unendlich leid. Wie soll ich Conner erklären, daß seine Freundin kein Mädchen mehr ist?
„Das ist ja eine höllische Sache”, stellte Jason Stunden später fest. Missy schlief noch unter dem Einfluß des starken Beruhigungsmittels. David überflog die Seiten des medizinischen Berichts in seiner Hand. Die Hormonproduktion schien völlig außer Kontrolle geraten zu sein, pendelte dauernd zwischen weiblich und männlich hin und her. „Sind denn alle Chieri so?” fragte Jason. „David, du bist doch Kerals Freund. Vielleicht bringst du ihn dazu, die ganze Geschichte dieser Rasse zu erzählen. Sagte er nicht so etwas, daß seine Rasse vor menr als tausend Jahren in den Raum ging, um den Verfall aufzuhalten? Und wenn Missy eine von.den Versprengten seiner Rasse ist, dann hat sie vermutlich gar keine Ahnung von dem, was mit ihr vorgeht.

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