Die Weltenzerstörer - 18
wir ein wärmeres Plätzchen finden als das hier.”
Später wunderte er sich über dieses Erlebnis. Sie hatte nichts von ihm verlangt, und sie wußte nicht, warum. Vielleicht hatte sie daran gedacht, daß er sie auf sein Schiff schmuggeln könnte. Das hatte sie schon mindestens zehnmal getan.
Sein Mund auf dem ihren war fordernd und verzweifelt gewesen. Sie hatte sich auf dem Bett zurückgelegt und ihm stillschweigend erlaubt, sie zu entkleiden.
„Du verdammtes, perverses Luder!” schrie er dann plötzlich. „Ich wußte, daß Darkover voll ist von diesen lausigen Bastarden, aber gesehen habe ich noch keinen.”
Missys Herz gefror in eisiger Angst. Im fleckigen Spiegel erkannte sie dann voll unbarmherziger Klarheit die Wandlung, die mit ihr vorgegangen war.
Nein, das war unmöglich! Keral muß es mir angetan haben…
Ihre Brüste waren noch da, wenn auch zusammengeschrumpft, und darunter unübersehbar, unmißverständlich vorhanden, wenn auch klein und unterentwickelt, männliche Geschlechtsorgane …
Missy schrie vor Angst, vor Entsetzen. Sie schrie, als der Mann sie mit Fäusten ins Gesicht schlug. Sie verstand die Beleidigungen nicht, die er ihr entgegenschrie. Sie wehrte nur schwach die brutalen Schläge ab, die auf sie niederprasselten. Ihre Lippen brachen auf, sie spürte, wie unter seinem Tritt eine Rippe knirschte.
Und dann wurde Missy irr.
Sie hatte immer gewußt, daß sie stärker war als eine gewöhnliche Frau, und sie hatte sich in ihrem abenteuerlichen Leben immer wirksam verteidigt. Jetzt wurde sie, da sie ihr eigenes Blut roch, zum Berserker. Wie eine wütende Tigerin ging sie den Marin an. Ein Schlag von ihrem starken Arm warf ihn durch den Raum. Sie heulte und krallte sich in ihn ein: eine Bank flog von selbst um und traf ihn am Kopf, aber er fing sie auf und schlug damit nach Missy. Sie brach zusammen.
Dann war ein Hämmern an der Tür, und vier Männer in der schwarzen Lederkleidung der Spaceforce traten die Füllung ein. Ihnen bot sich ein ungewöhnliches Bild - ein nackter Mann, ein nacktes Wesen, das blutete und beim ersten Hinsehen wie ein Mädchen ausschaute. Sie nahmen beide mit ins Gefängnislazarett des Raumhafens.
Und dort machte man eine Entdeckung, die dieselbe Verwirrung hervorrief wie bei dem jungen Raumoffizier.
„Wir haben hier vermutlich eine aus Ihrer Gruppe stammende Person”, wurde Jason Allison verständigt. „Und wir werden damit nicht fertig. Bitte, kommt sofort und holt ihn oder sie ab, ehe das Wesen hier alles kurz und klein schlägt oder in Brand setzt.”
„Oh”, sagte Jason nur und wußte, daß man Missy gefunden hatte.
Mein Volk … Keral… Wie geht es dir unter den Fremden ?
Nicht gut. Aber einer von ihnen ist meinem Herzen teuer.
Ich habe viel gelernt, doch ich bin einsam und verzweifelt. Lange kann ich das Leben zwischen Wänden nicht mehr ertragen. Was soll ich tun, wenn der große Wechsel oder der Wahnsinn über mich kommt, vor dem ihr mich gewarnt habt? Ich habe Angst, aber ich will nicht sterben. Nein, ich will nicht sterben …
9.
Jason war mit einem Sedativ, das stark genug gewesen wäre, eine ganze Herde aufsässiger Elefanten zu beruhigen, zu Missy gegangen und blieb bei ihr. Das muß Regis ausbügeln, dachte er, denn es fällt in seine Zuständigkeit. Den Bericht der Raumhafenpolizei hatte er sich mit steinernem Gesicht angehört.
Die an Missy eingetretene Veränderung bestürzte ihn. Noch immer war sie von atemberaubender Schönheit, aber ihre Haut war rauher geworden, auch fleckig. Die Augen hatten ihren Glanz verloren, doch das kam vom Schock. Die auffälligste Veränderung war jedoch nicht greifbar, nur zu spüren. Vorher hatte Missy aus jeder Pore Sexualität und Sinnlichkeit ausgestrahlt, das war jetzt spurlos verschwunden.
Sie war anscheinend entsetzlich geschlagen und getreten worden, und das hatte ihr selbstverständlich sehr zugesetzt. Im Gefängnis berührte man sie nicht einmal; sogar der Arzt vermied es.
Zum Glück hatte sie ihm noch nie Feindschaft entgegengebracht. Es waren Keral und David, die sie haßte. Er hatte gehofft, sie unbemerkt in das Krankenhaus bringen zu können, aber versuche es einmal einer mit Telepathen um sich herum! Sie waren alle da: Regis mit grauem, verängstigtem Gesicht, Conner verzweifelt. Conner verstand er, und er sandte ununterbrochen seinen Hilferuf aus. Sie braucht mich. Keiner ist sonst da, der sich um sie kümmert. Für euch ist sie nur ein Fall, wie ich einer war.
Wie kann er sich so an sie klammern?
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