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Die Weltgeschichte der Pflanzen

Die Weltgeschichte der Pflanzen

Titel: Die Weltgeschichte der Pflanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Seidel
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präsent.
    Weitere Baumharze mit Duftnoten sind Mastix, das vom Mastix-Strauch ( Pistacia lentiscus ) gewonnen wird. Pistazienbaum und Mastix-Pistazienstrauch sind sehr alte Mittelmeernutzpflanzen. Mastix ist nicht nur ein Räucher- und Würzmittel; durch Zugabe von Mastix wurde Wein haltbarer gemacht, und Raki-Schnaps enthält Mastix. Das Harz wird auch als Klebstoff, für die Herstellung von Geigenlack oder Firnis für Gemälde verwendet.
    Neben einigen anderen Baumharzen wie Elemi (von einem philippinischen Balsambaumgewächs) und Guajak (von einem tropischen amerikanischen Jochblattgewächs) ist das Benzoeharz von Bedeutung.
    Benzoe fließt wie Gummimilch aus den Bäumen verschiedener Styrax -Arten, ursprünglich aus Sumatra, und duftet angenehm vanillig. Benzoe war schon im antiken Orienthandel ein begehrtes Produkt. Die Araber nannten es luban ğawi (»Weihrauch aus Djawa«, aus Java). Die Katalanen übernahmen von den Arabern das Produkt und das Wort. Die erste Silbe lu hielten sie für einen Artikel. Der fiel weg, so entstand katalanisch benjuí ; daraus wurde französisch benzoin . Entfällt nur noch das o , so hat man das deutsche Wort »Benzin«.
    In der Tat stammt es indirekt von dem Wort für das Benzoeharz ab. Benzoeharz enthält Benzoesäure, die in den Anfängen der chemischen Wissenschaft in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Schlüsselrolle spielte. Zunächst nannte man sie »Benzin«, später »Benzol«, den einfachsten aromatischen Kohlenwasserstoff. Das frei gewordene Wort wurde dann für das bekannte Kohlenwasserstoffgemisch aus Erdöl verwendet. Benzoesäure wird in der Lebensmittelindustrie sehr häufig gebraucht, um Lebensmittel haltbar zu machen. Die Angabe findet sich auf vielen Packungen.
    Benzoe, das Harz, enthält neben Benzoesäure auch Zimtsäure-Ester und Vanillin, verströmt einen dementsprechend warmen und süßen Geruch und wirkt als Duft »orientalisch«. In den orthodoxen Kirchen wird mehr Benzoeharz als Weihrauch verwendet, und das Luftreinigungsmittel Papier d’Armenie ist ebenfalls damit getränkt.
Patschuli
    Pflanzenduftstoffe werden schließlich auch aus anderen Pflanzenteilen gewonnen wie Blättern und Wurzeln.
    Der Indische und der Javanische Patschulibaum ( Pogostemon cablin und Pogostemon heyneanus ) sind Lippenblütler aus Indien und Südostasien. Auch die Minzen, Lavendel, Basilikum und Salbei sind Lippenblütler. Patschuliblätter liefern schwere, balsamische, holzige Düfte, die man als »orientalisch« wahrnimmt. Sie sind klassischer Bestandteil dementsprechender Parfüms.
    Lorbeerblätter und Tabakblätter zählen ebenfalls zu den Ausgangsprodukten für Parfümöle. Auch die aus der Osttürkei stammenden Veilchen sind berühmte Duftblumen, das Öl liefern heute aber die Blätter, nicht die Blüten.
    Bei den Wurzeln spielen die Rhizome verschiedener Irisarten eine Rolle, die kurioserweise auch Veilchenwurzeln genannt werden. Eine Pflanzenwurzel, die sogar Parfüms ihren Namen gegeben hat, ist das tropisch-asiatische Süßgras Vetiver. Vetiver ist verwandt mit Zuckerrohr und Mais. Seine Wurzeln bilden ein dichtes Geflecht im Boden. Das Öl kann verhältnismäßig leicht extrahiert werden und dient ebenfalls als Ingredienz vieler Parfüms.
    Der beliebte würzige »Heu«-Duftstoff ist Cumarin. Waldmeister enthält Cumarin, in der Parfümherstellung nimmt man für diese (Herren-)Duftnote die Tonkabohne, den Samen des Tonkabaums, einer Pflanze der Karibik und des angrenzenden tropischen Südamerika. Man kann sie auch als Gewürz verwenden, indem man sie sparsam reibt wie die Muskatnuss. Der Geschmack ist vanillig. Allure von Chanel ist eine Duftkomposition mit deutlichem Tonkabohne- beziehungsweise Cumarin-Anteil.
    Größter Duftstoffhersteller der Welt ist heute die Firma Givaudan mit Sitz in der Nähe von Genf. Das Unternehmen macht einen Umsatz von über vier Milliarden Schweizer Franken. Solche großen Duftstoffhersteller beliefern keineswegs nur die Parfümeure der bekannten Marken mit den gewünschten Essenzen, sondern vor allem die großen Nahrungsmittel- und Körperpflegemittelkonzerne. Waschmittel, Spülmittel, Putzmittel, Kosmetikartikel, Bodylotion, Zahnpasta, Seifen, Duschgels, Shampoos, Weichspüler (»aprilfrisch«) – alles soll individuell riechen und einen angenehmen und appetitlichen Duft haben; natürlich appetitlich, denn industriell hergestellte Lebensmittel werden mit Duftstoffen aromatisiert. Pudding, Marmelade, Tiefkühlpizza,

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