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Die Weltgeschichte der Pflanzen

Die Weltgeschichte der Pflanzen

Titel: Die Weltgeschichte der Pflanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Seidel
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Westafrika, ihrer botanischen Heimat, wurde dieÖlpalme schon lange genutzt, ehe sie 1443 von dem portugiesischen Seefahrer Gil Eanes als erstem Europäer »entdeckt« wurde. Das war am Anfang jener Zeit, als sich die Portugiesen auf Veranlassung von Prinz Heinrich dem Seefahrer weiter auf den Atlantik hinauswagten als alle anderen Europäer und in Richtung Süden an der afrikanischen Küste entlangfuhren. Man glaubte ja zunächst, wegen der zunehmenden Hitze würde die See irgendwann zu kochen anfangen oder man würde von der Erdscheibe fallen. Eanes war es erstmals gelungen, über ein gefürchtetes Kap im Süden Marokkos hinauszugelangen. Fünfzig Jahre später wagte sich Kolumbus erstmals über den Atlantik und stieß unverhofft auf Amerika. 1497/1498 fand dann der Portugiese Vasco da Gama den richtigen Seeweg nach Indien um Afrika herum, das Hauptziel all dieser Bemühungen. Mit diesen beiden Schiffsfahrten war das Kolonialzeitalter eröffnet.
    Vermutlich durch Sklaventransporte gelangte die Ölpalme während der frühen Kolonialzeit nach Südamerika, wo sie allerdings nie zu einer derart bedeutenden Anbaupflanze wurde wie in Asien. Der ungeheure plantagenmäßige Anbau von Ölpalmen vor allem in Indonesien und Malaysia ist recht jungen Datums. Die Kolonialmächte Großbritannien und Niederlande verpflanzten sie erst kurz vor dem Ersten Weltkrieg aus Afrika nach Asien.
    Die hoch aufragenden, weithin sichtbaren Palmengewächse mit der charakteristischen Krone aus fächerförmigen Blättern sind für die »Abendländer« ein Inbegriff für Tropen und (sub-)tropische Landschaft und im Zeitalter von Massentourismus und Werbung das unentbehrliche optische Signal für »warme Länder« und das sprichwörtliche Bacardi-Feeling. Das beginnt von Mitteleuropa aus gesehen schon am Gardasee und im Tessin. Es erstreckt sich von dort aus rund um den Globus.
    Von der Fächerform ist der Name abgeleitet: Lateinisch palma bezeichnet die flache Hand mit den ausgestreckten Fingern (im Gegensatz zur Faust). Genauso im Englischen: palm . Die Übernahme in die Sprachen (nord-)europäischer Länder, wo die Pflanze gar nicht bekannt war, erfolgte im Frühmittelalter. In der Ostererzählung der Bibel spielen die Palmzweige bei Jesu Einzug in Jerusalem eine namhafte Rolle. Das waren allerdings die Zweige der Dattelpalme.
Dattelpalme
    Palme ist nicht gleich Palme. Palmen liefern nicht nur Öl, obwohl dies weltwirtschaftlich mittlerweile das bedeutendste Palmprodukt ist. Auch sehr viele verschiedene essbare Früchte kommen von der Palme: Datteln von der Dattelpalme, Kokosnuss von der Kokosnusspalme, Betelnuss von der Betelpalme, die Sagopalme ist in den Tropen ein wichtiger Stärkelieferant, aus dem Fladenbrot gebacken wird (Sago bedeutet in einer der Papuasprachen »Brot«).
    Dattelpalmen ( Phoenix dactylifera ) werden in ihrer orientalischen Heimat nur wegen ihrer süßen Früchte angepflanzt. Datteln sind, anders als die Früchte der Ölpalme, Beeren. Die für den Orient charakteristische, anspruchslose Dattelpalme gedeiht auch in sehr trockenem Klima, benötigt allerdings Grundwasser. Daher ist die Dattelpalme gerade in unseren Augen die typische Oasenpflanze. Palmgärten werden im Nahen Osten seit Jahrtausenden angelegt, eine Pflanze liefert bis zu 100 Jahre lang Erträge. Jericho und das Jordantal waren beispielsweise im Altertum berühmt für ihre Palmenhaine, ja Palmenwälder. Wegen ihrer langen Geschichte als Kulturpflanze lässt sich die botanische Heimat dieses Phoenix nicht mehr genau ermitteln; möglicherweise liegt der Ursprung rund um den Persischen Golf. In Afrika ist der Baum bis an die Atlantikküste verbreitet, in Asien bis nach China und Sumatra.
    Die Dattelanbauländer liegen alle im Nahen und Mittleren Osten, angeführt von Ägypten und Iran sowie auf der Arabischen Halbinsel und in Nordafrika. Also genau dort, wo man sie vermutet und wo die Karawanen von Oase zu Oase zogen.
Kokospalme
    Nur die Kokospalme stammt aus Asien! Ihre botanische Heimat sind die Sundainseln, das Inselarchipel zwischen Malaysia, Indonesien, Neuguinea und der Nordspitze Australiens. Da Kokosnüsse im Meer weit schwimmen, kann man von einer frühen Verbreitung ohne menschliches Zutun ausgehen. Die sehr kälteempfindliche Kokospalme ist die Tropenpalme schlechthin. In Indien war sie auf jeden Fall schon nach der indoarischen Einwanderung bekannt. Die griechischen Soldaten Alexanders des Großen waren die ersten Europäer, die sie dort zu Gesicht

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