Die Weltgeschichte der Pflanzen
bekamen.
Angeblich erinnerte das Innere der Schale mit ihren drei Öffnungen und ihrer Behaarung portugiesische Seefahrer an ein Affengesicht oder ein Schreckgespenst. Solche Popanze werden im Portugiesischen coco genannt. »Kokos« ist also kein einheimischer Pflanzenname, sondern derjenige, den die Europäer verwenden.
Das verbreitetste »Kokos«-Wort in den Sprachen Südostasiens und vor allem in den verschiedenen Sprachen Indiens ist – in etlichen Abwandlungen – naral oder nariyel ; das Sanskrit-Wort lautet narikela ; es ist als Fremdwort in das Sanskrit entlehnt, da die um 1500 v. Chr. aus dem Norden auf den indischen Subkontinent einwandernden Indoarier vorher keine derartigen Palmen gesehen hatten. Ein ähnlicher kultureller Vorgang wie die Übernahme der vielen vorgriechischen Pflanzennamen aus der Mittelmeerwelt durch die Griechen (von Anis bis Zypresse).
Der botanische Name Cocos nucifera bedeutet »Nuss hervorbringender Kokos«.
Kokosnuss, vielleicht noch Kokosfett und Schuhabstreifer aus Kokosfaser, sind fast die einzigen Nutzungen des Baumes, die außerhalb der Tropen bekannt sind, aber in den Tropen wird praktisch alles verwertet: Stämme als Bauholz (Haus, Schiff, Möbel), Palmwedel als Abdeckmaterial wie bei uns Schilf, Fasern zu allerleiFlechtwerk, Lebensmittel, Fette, Öle. In Indonesien, den Philippinen und Indien werden die meisten Kokosnüsse geerntet.
Die Frucht des Baumes ist botanisch korrekt eine Steinfrucht, keine »Nuss«. (Auch Pfirsich, Kirsche, Mandel und Olive sind solche Steinfrüchte.) Sie werden aus der Höhe der Palmwipfel übrigens nicht nur von Menschen, sondern auch von speziell dressierten Affen geerntet. Bei der Ernte sind die Früchte außen glatt und grün wie eine Olive; erst unter dieser ledrigen Schicht liegt die Faserschicht und unter dieser die harte innere Schale.
Das weiße Fruchtfleisch, in getrocknetem Zustand Kopra genannt, enthält annähernd 40 Prozent Fett. Wenn der Wasseranteil im Fruchtfleisch verdunstet ist, verdoppelt sich der Fettanteil im Kopra. Das frische, aromatische Fruchtfleisch kann roh gegessen werden. Den Geschmack kennt man aus der Weihnachtsbäckerei, von »Raffaello« und von der Kokosmilch in Cocktails wie Piña Colada; Kokosmilch ist aber nicht das Kokoswasser, sondern geriebenes oder püriertes Kokosfleisch mit Wasser und eventuell noch etwas Kokosfett. In der asiatischen Küche ist sie eine grundlegende Zutat: Fleisch und Gemüse werden oft darin gekocht, zusammen mit anderen Gewürzen entstehen dementsprechende Soßen.
Aus dem Kopra wird das Fett beziehungsweise das Öl gepresst. Die Philippinen sind der mit Abstand größte Kokosölerzeuger, für die dortigen Kleinbauern ein mühsames, kaum lohnendes Geschäft. Kokosöl ergibt das typische Kokosküchenfett zum Braten und Backen in der asiatischen Küche.
Aus den Faserbündeln unreifer Kokosfrüchte lassen sich Garne spinnen, die man zu Matten, Körben und Seilen weiterverarbeitet. Mit den Fasern reifer Kokosfrüchte kann man das nicht machen, da sie bereits zu stark verholzt sind. Vor der Verarbeitung müssen die Fasern ähnlich wie beim Flachs »geröstet«, also längere Zeit in Wasser gelagert werden.
Auch in Amerika gibt es einheimische Palmengewächse, sie sindaber mit den hier behandelten Gattungen und Arten nicht direkt verwandt und haben keine nutzbaren Früchte.
Übrigens hat die Redewendung »Jemanden auf die Palme bringen« nichts mit den Palmengewächsen zu tun. Die Redensart geht zurück auf das verballhornte jiddische Wort baal allim (»gewalttätiger Mann«). Solche Kerle sind leicht reizbar und werden schnell wütend. Aber sie kletterten nie auf Palmen.
Gelb blühende Landschaften
Raps
Intensiv gelb leuchtende Rapsfelder prägen in West- und Mitteleuropa zunehmend die Agrarlandschaften. Rapsanbau ist im Vormarsch. Allerdings nicht wegen der schönen Gelbfärbung der Landschaft, sondern wegen des Öls.
Der Raps ist in unseren Breiten die bedeutendste Ölfrucht. In den Samen steckt circa 40 Prozent Öl, das immer schon für technische Zwecke, zum Beispiel als Schmieröl, verwendet werden konnte. Das war bereits in den Anfangszeiten der Eisenbahn so. Für die Ernährung wollte man es lieber nicht nehmen. Bei Tieren und Menschen verursachen bestimmte bittere Inhaltsstoffe nämlich Verdauungsstörungen und organische Schäden. Zur Ernährung wurde Raps daher nur in Notzeiten, etwa während des Krieges, für die Margarineherstellung verwendet.
1960 entdeckte
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