Die Weltgeschichte der Pflanzen
Rosen, Jasmin, Vanille, Tonkabohne und Moschus.
Das ursprüngliche Chanel No. 5 von Ernest Beaux aus dem Jahr 1921 war eine klassische Rosen- und Jasminöl-Rezeptur. Der Flakon aus dem Jahr 1924 ist ein Design-Klassiker. Chanel No. 5 zählt seit 90 Jahren zu den meistverkauften Parfüms der Welt.
Jasmin
Pflanzliche Duftstoffe werden aus Blüten, Früchten, Gewürzen, Rinden und Harzen sowie bei einigen Pflanzen aus Blättern und Wurzeln gewonnen.
Unter den Blütenessenzen spielt Jasmin stets eine außergewöhnliche Rolle. Der stark duftende, weiß blühende Strauch ( Jasminium officinale ), ein Ölbaumgewächs, wuchs ursprünglich an den Südhängen des Himalaja bis in große Höhen. In Persien erhielt er den uns geläufigen Namen yasmin (»duftendes Öl«). Auch in China wurden daraus Duftöle hergestellt. Jasminöl kann nicht durch Wasserdampfdestillation gewonnen werden, sondern nur durch Enfleurage oder Ausziehen mit Alkohol und anschließende Destillation, weswegen es sehr kostbar ist.
Vom Iran gelangte Jasmin über den Kaukasus ins Mittelmeergebiet.
Weitere in der Parfümherstellung wichtige Blüten sind Pelargonien, Storchschnabelgewächse aus der südafrikanischen Kapregion, Maiglöckchen, Hyazinthen, Bitterorangenblüten und die Blüten des südostasiatischen Ylang-Ylang-Baums. Ylangöl steckt übrigens auch in Chanel No. 5.
Bergamotte
Teeliebhaber, die Earl Grey trinken, kennen den spritzig-aromatischen Duft und sogar das Geschmacksaroma dieser Zitruspflanze. ( Citrus bergamia ). Sie ist eine Kreuzung des 17. Jahrhunderts aus der großen Zitronatzitrone und der Bitterorange und wird praktisch nur in Kalabrien angebaut. Aus der gleichen Kreuzung war viel früher in China die Zitrone entstanden. Bergamotte zeichnet sich durch ganz feine Bitternoten aus. Schon Johann Maria Farina hat Bergamottöl für sein Eau de Cologne verwendet.
Die Bezeichnung geht zurück auf die berühmte antike StadtPergamon in Kleinasien (italienisch: Bergama ). Von dort kam eine Birnensorte, die in Italien Bergamotta genannt wurde; wegen der äußeren Ähnlichkeit wurde die Bezeichnung auf die neue Frucht übertragen, die eine glattere Schale als andere Zitrusfrüchte hat.
Aus allen anderen Zitruspflanzen – Zitrone, Orange, Limone, Pampelmuse – werden ebenfalls Parfümöle gewonnen, stets aus den Blüten oder aus den Schalen, nicht jedoch aus dem Fruchtfleisch.
Unter den Früchten liefern ansonsten auch die bekannten Obst beeren Parfümöl sowie die grünen Granny-Smith-Äpfel.
Kardamom
Grüner Kardamom ( Amomum cardamomum ) ist ein Ingwergewächs, beheimatet an der Koromandelküste in Südindien und in Ceylon. Das ausgesprochen wohlriechende Gewürz gilt nach Safran und Vanille als das drittteuerste, gleichwohl ist es ein wesentlicher Bestandteil der orientalischen Küchen nicht nur Indiens, sondern auch der arabischen Welt und Mittelasiens von Persien bis nach Usbekistan. Die Araber und Inder verwenden Kardamom-Samen sogar zum Würzen von Kaffee und Tee. Sie werden gerieben oder gemahlen.
Neben Kardamomöl und Muskatnussöl kommen – je nach Rezeptur – auch Öle aus Gewürzen wie Anis, Ingwer, Koriander, Nelken, Piment, Rosmarin, Vanille, Zimt ins Parfümfläschchen.
Sandelholz
Auch die Rinden einiger Bäume liefern wertvolle ätherische Öle. Der kostbare indische Sandelholzbaum ( Santalum album ) stammt aus derselben Region Südindiens und Ceylons wie das Kardamom. Die Sandelholzgewächse bilden eine eigene Pflanzenfamilie, die überwiegend in den Tropen vorkommt, aber die Mistel gehört auch dazu.
In Asien wird Sandel auch als Möbelholz genutzt, die Chinesen und Inder räuchern sehr viel damit. Nach Europa kommt es nur wegen des Sandelöls. Da die Ausbeute beim Auslösen sehr gering ist, ist es kostbar und gleichzeitig wegen seiner Duftnoten sehr begehrt.
Weitere Parfüm-Baumrinden sind Zeder und Wacholder.
Benzoe
Noch wirkungsvoller und weitverbreiteter für Räucher- und Duftstoffe als die Baumrinden sind die Baumharze. Weihrauch und Myrrhe sind durch ihre Erwähnung in der Bibel im Zusammenhang mit der Geburtsgeschichte Jesu die bekanntesten Harze, und an dieser Legende von den drei morgenländischen Reisenden und ihren Geschenken erkennt man, welche Wertschätzung diese geradezu heiligen, kostbaren Gaben in den orientalischen Kulturen genossen. Anknüpfend an uralte kultisch-rituelle Traditionen ist das Weihrauchverbrennen in der katholischen wie in der orthodoxen Liturgie auch heute noch
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