Die Weltgeschichte der Pflanzen
Joghurt, Cornflakes, Säfte, Spirituosen, Lutschbonbons – im Supermarkt gibt es fast nichts, was nicht aromatisiert ist.
Duftriesen wie Givaudan, International Flavors & Fragrances in New York, Firmenich oder Symrise in Holzminden sind meist auchdie eigentlichen Hersteller all der Armani-, Boss-, Chanel-, Dior-, Lancôme-, Ralph-Lauren-, Saint Laurent-Parfüms, treten aber hinter den bekannten Markennamen diskret zurück.
Auch in der Aromatherapie werden zunehmend synthetische Duftstoffe eingesetzt. Naturstoffe enthalten oft reizende oder giftige Substanzen. Wie bei vielen Dingen, die wir uns einverleiben, kommt es eben auf die richtige Dosierung an. Schon die antiken Kulturen verwendeten Duftaromen für die Heilbehandlung. Dieses lange vergessene Verfahren wurde erst Anfang des 20. Jahrhunderts in Frankreich wiederentdeckt.
Von der Palme geholt
Palme
Keine andere Pflanze liefert so viel Öl wie die Ölpalme, weil die Anbauflächen entsprechend groß sind: 50 Millionen Tonnen im Jahr 2010. Der Rohstoff steckt in Gebäck, Fertigpizza, Speiseeis, Waschmitteln, Kosmetika wie Lippenstift und Wimperntusche. In Asien mit seinen riesigen Bevölkerungsmassen ist Palmöl ein häufig verwendetes Bratfett.
50 Millionen Tonnen Palmöl entspricht der Erdölförderung von Aserbaidschan, das unter den Erdölförderländern an 21. Stelle steht. Russland und Saudi-Arabien fördern jeweils zehnmal so viel Erdöl.
Indonesien und Malaysia sind heute die mit Abstand größten Palmöl-Erzeuger, ja sie sind beim Palmöl regelrechte Marktbeherrscher. Allerdings stammt die Ölpalme, wie bereits der botanische Name Elaeis guineensis sagt, nicht aus Asien, sondern aus Afrika. Für den plantagenmäßigen Anbau dieses stark nachgefragten erneuerbaren Rohstoffs wird in den großen Anbauländern viel Regenwald durch Brandrodung vernichtet: Am Palmöl klebt Blut von Tigern, Orang-Utans und Nashörnern. Auf der anderen Seite wollen die bevölkerungsreichen Schwellenländer dank ihrer Produkte und Rohstoffe am Welthandel und Weltwohlstand teilhaben. Schutz des Regenwaldes kontra Produktionssteigerung: Das ist das Dilemma vieler Volkswirtschaften in den tropischen Ländern, auch beim Anbau von Kakao oder Zuckerrohr oder was auch immer stark nachgefragt wird. Der Ruf nach verstärkter Verwendung erneuerbarer Energien geht eindeutig zu Lasten der Regenwälder in den Tropen und zu Lasten von Getreide in den gemäßigten Breiten – nicht nur beim Palmöl.
Der dramatische Palmöl-Boom der letzten Jahre, vor allem in den beiden Hauptanbauländern, führte dazu, dass Palmöl das lange Zeit als Pflanzenöl mengenmäßig führende Sojaöl mittlerweile übertroffen hat. Bisher wurde Palmöl als Rohstoff hauptsächlich für die industrielle Lebensmittelherstellung sowie für die Produktion von Wasch- und Reinigungsmitteln sowie Kosmetika verbraucht. Allein der Unilever-Konzern, der diese ganze Produktpalette anbietet, bezieht jährlich 1,5 Millionen Tonnen Palmöl. Nun kommt der steigende Verbrauch von Agrardiesel hinzu. Der von der Politik angepeilte Anteil an Biodiesel kann mit dem bisschen Raps, der in der EU wächst, bei Weitem nicht erreicht werden. Daher gehen 90 Prozent der enorm gesteigerten Palmölmengen aus enorm regenwald-gerodeten Anbauflächen nach Europa.
Der direkte Zusammenhang zwischen Ökoaktivismus in der westlichen Welt und Umweltzerstörung in den Schwellen- und Entwicklungsländern ist selten so deutlich wie bei der Ölpalme. Nicht nur werden die Regenwälder für den Ölpalmenanbau zerstört. Ist die Ölpalme »erschöpft«, ist das Land anschließend für jede weitere landwirtschaftliche Nutzung unbrauchbar.
Anders als bei den Ölsaaten (Soja, Raps, Sonnenblume) wird bei Palme (und Olive) das Öl nicht aus den Samenkörnern, sondern aus dem Fruchtfleisch gewonnen.
Jede Ölpalme hat 3000 bis 6000 Früchte, die in Form und Größe Pflaumen ähneln. Es handelt sich, wie bei den Pflaumen, um Steinfrüchte. Aber ansonsten besteht natürlich keine weitere Ähnlichkeit. Das Öl bildet sich im Fruchtfleisch erst kurz vor der Reife. Der Ölgehalt bei der Ernte liegt bei annähernd 50 Prozent.
Ansonsten verhält es sich für die Ölgewinnung ähnlich wie bei der Olive, die ja auch eine Steinfrucht ist: Das ölhaltige Fruchtfleisch wird ausgepresst, auch der Kern beziehungsweise der Stein kann ausgepresst werden. Das Verfahren ist denkbar einfach und auch im großen industriellen Maßstab leicht zu bewerkstelligen.
Im tropischen
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