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Die Weltgeschichte der Pflanzen

Die Weltgeschichte der Pflanzen

Titel: Die Weltgeschichte der Pflanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Seidel
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zeigt, dass es als drängend empfunden wurde.
    Gebraucht wurde Papier damals in erster Linie von den Staatskanzleien und Gerichten, den Universitäten und für die Produktion von »Fliegenden Blättern«: Flugblätter, Pamphlete und die Vorformen der »Zeytungen«. Gedruckte Bücher blieben bis indie Goethezeit nur eine Sache für die Oberschicht. Bauern und Kleinbürger hatten kaum Umgang mit Papier. Sie kannten allenfalls Bibeln, die sehr populären Bauernkalender, sowie Briefe und Akten, also die handschriftliche Verwendung von Papier und – Spielkarten. Spielkarten waren seit Gutenbergs Zeiten eines der wichtigsten Papierprodukte.
    Im 18. Jahrhundert suchten insbesondere französische Erfinder und Naturforscher nach neuen Möglichkeiten, auch aus anderen Materialien, vor allem aus Holz, Papier herzustellen. Die besten Vorschläge stammten von dem vielseitigen René-Antoine Ferchault de Réaumur (1683-1757), auf den die Réaumur-Temperaturmessung zurückgeht. Er hatte sich von Wespennestern inspirieren lassen und machte schon den Vorschlag, Makulaturpapier zu verwenden. Aber technisch brauchbare Methoden wurden erst seit etwa 1850 in Deutschland, England und den USA entwickelt.
    Hand in Hand mit dieser Entwicklung von Papiermaschinen ging die ständige Verbesserung der Druckmaschinen. Beides zusammen führte im 19. Jahrhundert zu dem ungeheuren Aufschwung des Zeitungswesens.
    In der Papierherstellung werden drei große Gruppen unterschieden: Grafische Papiere zum Schreiben, Drucken, Kopieren; Verpackungspapiere; Tissue-Papiere, also Toilettenpapier, Küchenkrepp, Servietten, Papiertaschentücher.
    Das Patent für das erste Papiertaschentuch (»Tempo«) wurde 1929 den Vereinigten Papierwerken Nürnberg erteilt. Im gleichen Jahr wurde in den USA die Firma an der Börse eingeführt, die seit 1924 Kleenex herstellt. Die VP Nürnberg gehörte schon seit 1935 dem Versandhaus-Quelle-Inhaber Schickedanz und ist heute Teil des weltgrößten Tissue-Papierherstellers, der schwedischen Svenska Cellulosa Aktiebolaget.
    Die größten Papierherstellländer sind die USA , China und Japan, gefolgt von Europa mit Deutschland an erster Stelle. Europa ist weltweit führend bei den grafischen Papieren.
    Heute mehren sich die Anzeichen für ganz unterschiedliche Entwicklungen beim Werkstoff Papier, auch wenn es vielleicht noch zu früh ist zu sagen, die Zukunft des Papiers stehe am Scheideweg.
    Der Papierbedarf nimmt trotz elektronischer Medien und Kunststoffverpackungen weltweit zu. Wegen der E-Mails wird deutlich weniger Briefpost versendet. Andererseits werden so viele E-Mails ausgedruckt. Weil sie so leicht zu erstellen sind, ist die Zahl solcher Mitteilungen explosionsartig gewachsen. Früher hätte man sich erst gar nicht die Mühe gemacht, längere Mitteilungen zu schreiben, oder man hätte sich mit einem kleinen Notizzettel begnügt. Heute wird alles auf DIN-A 4-Format ausgewalzt, meist noch mit standardisierten Vertraulichkeitshinweisen, Adresshinweisen und dergleichen, sodass statt ein paar Zeilen Text mindestens zwei Blatt Papier aus dem Drucker laufen, von denen mindestens eins sofort im Papierkorb landet – ganz zu schweigen von den Dateianhängen.
    All das hilft natürlich der Papierindustrie.
    Andererseits werden die früher mit Abstand auflagenstärksten Druckaufträge, nämlich Versandhauskataloge (Quelle, Ikea, Neckermann) und Telefonbücher heute schon beträchtlich weniger produziert. Auch Landkarten, Straßenkarten und Stadtpläne nehmen rapide ab. Nun stellen auch noch die Encyclopaedia Britannica und der Brockhaus ihr Erscheinen ein.
    Dieses Papier hätten wir schon mal gespart.

Der Genuss der Nuss
Kastanie
    Kastanien kamen erst in der Neuzeit nach Europa. Der niederländische Botaniker mit dem Gelehrtennamen Clusius (Charles de l’Écluse, 1526-1609) – einer der ersten Pflanzenforscher und Pflanzensystematiker, der in Österreich in adeligen Diensten stand, – brachte 1576 Rosskastanien aus ihrer Heimat auf dem Balkan nach Wien. Clusius, der Verbindungen mit Gelehrten in ganz Europa unterhielt, spielte auch bei der Verbreitung der Tulpe und der Kartoffel eine Schlüsselrolle. Er hat große Bedeutung für die Botanik als Wissenschaft .
    Die Gegend rund um den Ohridsee an der Grenze von Albanien und Mazedonien gilt als die engere Heimat der Rosskastanie. Der Name kastanon ist ein altmediterranes Wort und nicht etwa griechischen Ursprungs. Trotz der großen räumlichen Nähe fällt auf, dass bei den

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