Die Weltgeschichte der Pflanzen
antiken Griechen, bei denen es sonst zu jedem Pflänzchen mythologische Geschichten und Legenden gibt, über diesen imposanten Baum nichts dergleichen vorkommt.
Die Verbreitung der Kastanie über den Balkan begann während der Zeit der Osmanen. Diese schätzten die Früchte, die Kastanien, angeblich als Pferdefutter, daher »Rosskastanie« und der botanische Name Aesculus hippocastanum (»Pferdekastanie«; aesculus war bei den Römern die Bezeichnung für die »Steineiche«).
Ohne den Eingriff des Menschen hätte sich die Kastanie nicht ausgebreitet. Das liegt sicherlich an den allseits bekannten, schweren Samenfrüchten, die kein Wind und kein Tier weit forttragen könnte.
Die riesige Rosskastanie wurde rasch ein Fürstenbaum. DerSonnenkönig Ludwig XIV . ließ sie seit 1615 in Schlossgärten und Alleen anpflanzen. Das wurde in ganz Europa nachgeahmt, wie alles, was damals am französischen Hof Mode war. Auch über Bierkellern wuchs die Rosskastanie nicht von selbst, sondern weil die Flachwurzler mit den üppigen Kronen reichlich Schatten spendeten. Das in den darunterliegenden Kellergewölben lagernde Bier sollte kühl bleiben.
Rosskastanie (ein Seifenbaumgewächs) und Edelkastanie (ein Buchengewächs) sind botanisch nicht miteinander verwandt. Nur die Früchte ähneln sich äußerlich. Einer der wenigen Verwandten der Rosskastanie in nördlicheren Breiten ist der Ahorn. Ansonsten findet man Seifenbaumartige eher in den Tropen.
Edelkastanie
Edelkastanien oder Esskastanien sind die einzige europäische Gattung der Kastanien innerhalb der Familie der Buchengewächse. Edelkastanien sind ursprünglich Mittelmeergewächse; ihre engere botanische Heimat dürfte rund um die Ägäis und am armenischen Südabhang des Kaukasus liegen. Verbreitet wurde sie durch den Menschen schon in der Antike rund um das Mittelmeer. Die Römer brachten sie schließlich in die Gebiete nördlich der Alpen. Durch die Edelkastanie, nicht erst durch die Rosskastanie, gelangte auch das Wort wie so viele andere Pflanzennamen aus dem Lateinischen ( castanea, castinea ) ins Deutsche (althochdeutsch kestin und mittelhochdeutsch kastane ).
In den Mittelmeerländern sind die essbaren Maroni der Edelkastanie beliebt und werden zur Erntezeit im Herbst und Frühwinter als heiße Maronen an jeder Straßenecke verkauft. Außerdem findet man sie als marron glacé dort auf den Tresen selbst der anspruchsvollsten Konditoreien. In der Vergangenheit waren Maronen in Bergregionen Italiens oder Südfrankreichs, rund um die Süd- und Westalpen, ein Hauptnahrungsmittel, ein Brot der Armen.
Walnussbaum
Der »welsche« Baum stammt, wie der Name bereits andeutet ( wal , »welsch«) aus dem Mittelmeerraum; »welsch«, »walch«, »wal« sind alles Abwandlungen des gleichen Wortes. (Schon die alten Germanen verwendeten es; zunächst als Bezeichnung für einen bestimmten Keltenstamm, dann für die Kelten allgemein, dann besonders für die romanisierten Kelten Galliens und schließlich für die romanischen Völker nach dem Zerfall des Römischen Reiches.) Die Walnuss ist also die »welsche Nuss«.
In Anatolien überstand der Walnussbaum die Eiszeiten und breitete sich von dort nicht nur über den Balkan und das Mittelmeer nach Europa aus, sondern auch östlich bis zum Himalaja. Ausgerechnet im waldarmen Kirgisistan finden sich im dortigen Tianshan-Gebirge die größten Nussbaumbestände der Welt.
Walnussbäume beginnen frühestens zehn Jahre nach der Anpflanzung reichlich Früchte zu tragen. Die Nüsse gelten als sehr gesund. Deren Genuss begann im Mittelmeergebiet ähnlich früh wie bei der Edelkastanie schon vor der Sesshaftigkeit der ersten Ackerbauern. Die Jäger und Sammler konnten sie ja sammeln. Beide Baumarten wurden in der Antike gezielt angepflanzt. Spanische Missionare brachten Walnüsse in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach Kalifornien (das erst kurz zuvor von Mexiko an die USA abgetreten worden war). Hier wurde der Walnussanbau in großem Stil betrieben. Kalifornien erntet heute zwei Drittel der Weltproduktion.
Wenn von Nussbaumfurnieren die Rede ist, sind Walnussbäume gemeint. Wegen ihrer Maserung zählen sie zu den begehrten einheimischen Laubbaum-Edelhölzern. Eigens zur Holzverarbeitung werden Walnussbäume aber kaum angepflanzt, das Holz ist dementsprechend selten und wertvoll.
Haselstrauch
Nur wenige Pflanzen hatten die rund zweieinhalb Millionen Jahre währenden Eiszeiten überlebt. Vor deren Einsetzen war das Klima in den Breiten
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