Die Weltgeschichte der Pflanzen
Malabarküste, bis zu den Indus-Zuflüssen an den Ausläufern des westlichen Himalaja. Ganz unbestritten ist das allerdings nicht. Nach einer anderen Theorie stammt Sesam aus dem Sommerregengebiet des tropischen Afrika und gelangte von dort sehr früh nach Indien undChina. Auch das würde das frühe Vorhandensein der Pflanze in Mesopotamien erklären, denn ansonsten blieben Sesamanbau und Sesamgebrauch offenbar bis in die Zeit der Spätantike auf Indien beschränkt. Heute sind China und Indien die größten Anbauländer, dicht gefolgt von Myanmar (Burma). Auch einige afrikanische Staaten spielen eine nennenswerte Rolle beim Sesamanbau, allen voran Sudan, Äthiopien und Uganda.
Ob das Krümelmonster in der ebenso lehrreichen wie erfolgreichen amerikanischen Vorschulserie Sesamstraße , die seit 1973 auch in Deutschland ausgestrahlt wird, mit Vorliebe Sesamkekse verzehrt, lässt sich nicht feststellen. Dazu vertilgt es sie einfach zu schnell. Aber der Titel des Fernsehprogramms, dessen Vorarbeiten weit in die Sechzigerjahre zurückreichen, knüpft in der Tat an Ali Babas Zauberspruch mit dem Sesam an. Man wollte damit zum Ausdruck bringen, dass sich den kleinen Zuschauern dadurch eine »neue Welt auftut«; die »Straße« ist einfach der Schauplatz, die Bühne des Alltags, wo sich immer wieder für die Kinder interessante Dinge ereignen – also bewusst keine Höhle. Ein wesentlicher Teil des immensen Erfolgs verdankt sich den Puppen, die Jim Henson (1936-1990) kreiert hat, der auch der geniale, leider zu früh verstorbene Schöpfer der Muppet Show ist.
Große kleine Bohne
Soja
Auch die kleine Hülsenfrucht Glycine max ist ein Welternährer. Zusammen mit dem Reis bildet sie die Haupternährungsgrundlage für die großen asiatischen Bevölkerungsmassen.
Glycine ist ein Schmetterlingsblütler wie unsere Acker- und Saubohnen oder die grünen Gartenbohnen aus der Neuen Welt. Es enthält sowohl wertvolles Protein – das sogar als Fleischersatz dient – als auch sehr viel Pflanzenöl. Unter den Saatenölen ist es wirtschaftlich noch bedeutsamer als Sonnenblumen- und Rapsöl. Und mit keiner anderen Pflanze lässt sich ein derart hoher Flächenertrag an pflanzlichem Eiweiß erzielen.
Was Weizen und Kartoffel für die westliche Welt sind, ist der Reis für Asien. Da Europäer sehr viel Fleisch und damit tierisches Protein essen, betrachten sie Proteinpflanzen wie Bohnen, Erbsen und Linsen nur noch als »Beilagen«. In Asien ist dagegen der Fleischkonsum (noch) nicht ganz so hoch, weshalb in Indien die Linsen und in Ostasien Soja als Proteinlieferant an erster Stelle rangieren.
Das bekannteste Produkt in der westlichen Welt ist die Sojasoße, von der auch die bei uns geläufige Bezeichnung für die Bohne stammt: Das japanische Wort shoyu bedeutet »Sojasoße«. In der ostasiatischen Küche ist sie das wichtigste Gewürz, sozusagen ein Gewürzgrundnahrungsmittel wie Salz und Pfeffer oder bei uns Maggi und in England die Worcestersoße. (Worcestersoße entstand im 19. Jahrhundert übrigens auf der Grundlage der Sojasoße.)
Um Sojasoße herzustellen, setzt man halbgar gekochten Sojabohnen und gedünstetem Reis oder Weizen einen Reisedelschimmelpilz zu, rührt um, würzt nach einigen Tagen mit Salz,rührt erneut. Dann muss die graue Brühe mindestens ein halbes Jahr lang lagern; allmählich nimmt sie die charakteristische dunkelbraune Farbe an. Je länger die Lagerzeit, desto besser die Qualität. Mittlerweile gibt es allerdings auch chemische Schnellverfahren.
Auch Tofu findet man häufig in den Supermärkten und vor allem in den Bio-Läden: Wässriges Sojapüree, die Sojamilch, wird mit Bittersalz zum Gerinnen gebracht, wodurch das Eiweiß ausfällt und eine Art Quark entsteht. (Auch Quark ist ein Gerinnungsprodukt – von Kuhmilch). Wie bei der Käseherstellung wird dieser Sojaquark so lange gepresst, bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist. Man verwendet Tofu frisch (man kauft ihn eingeschweißt im Supermarkt); anders als Käse reift er nicht mehr nach.
Das bei uns häufig als Sojasprossen bezeichnete Gemüse sind meistens Sprossen der Mungbohne. Die Sprossen der beiden Pflanzen ähneln sich zwar, aber Sojasprossen von Sojabohnen werden bei uns so gut wie gar nicht angeboten. Die asiatische Küche verwendet hingegen echte Sojasprossen.
Sojabohnen wurden im nördlichen China, wo die Pflanze beheimatet ist und wild vorkommt, schon während der Jungsteinzeit gesammelt, aber nicht angebaut. Die Kultivierung
Weitere Kostenlose Bücher