Die Weltgeschichte der Pflanzen
gleicht dem eines trockenen Sherry und nicht einem Pils.
Im Mittelalter, während der Zeit der Shogune, war die handwerklich sehr aufwendige Sake-Herstellung ein Staatsmonopol, über das sich die Regierung Einnahmen sicherte. Obwohl für dasBrauen von Sake nur Wasser, Reis und ein Schimmelpilz verwendet werden, sind die Geschmacksnuancen und die Spannbreite der Qualitäten sehr unterschiedlich. In Japan gibt es circa 1.800 Sake-Brauereien mit einer Fülle von verschiedenen Produkten, von Großbrauereien bis zu Premium-Herstellern, die man mit französischen Wein-Châteaus vergleichen kann.
In den Riten der japanischen Shinto-Religion spielte und spielt Sake als Trankopfer eine bedeutende Rolle. Der Shinto-Kult ist in seinen Ursprüngen wie so viele andere frühe Kulte eng mit dem Reisanbau verknüpft: Es ging um gute Ernten, den Schutz der Götter und ein harmonisches Einvernehmen zwischen Himmel und Erde. Dementsprechend hat Sake seinen Platz bei zeremoniellen und feierlichen Anlässen – wie in unserem Kulturkreis Wein und Champagner.
Sesam, öffne dich!
Sesam
Simsim , öffne dich! Mit dieser Zauberformel öffnet sich im arabischen Original des berühmten Ali-Baba-Märchens aus Tausendundeine Nacht die Räuberhöhle. Nachdem sein neidischer Bruder Kasim dem plötzlich reich gewordenen Ali Baba die Formel entlockt hat und in die Zauberhöhle eingedrungen ist, ist er drinnen so überwältigt von der Pracht der Schätze, dass er das Codewort vergisst. Er versucht die Formel mit allerlei anderen Getreidenamen zu wiederholen, aber simsim fällt ihm nicht ein. Kasim kann nicht mehr entkommen. Es erging ihm so wie heute manchen Leuten, die vor dem Geldautomaten stehen und sich nicht mehr an ihre PIN erinnern. Als die Räuber in die Höhle zurückkehren, vierteilen sie den vorwitzigen Kasim.
Sesam, arabisch simsim , wird in Ägypten, im Nahen Osten und in Ostafrika mehr als Getreide denn als Ölsaat angesehen. Die Menschen essen dort den Brei, oder man backt ihn mit Mehl zu Teigwaren. Mitteleuropäische Orientreisende, Basarbesucher und Markthallenbesucher kennen Hummus, zubereitet aus Kichererbsen und Sesam, sowie die Sesam-Süßspeise Helva (türkisch) oder Halawa (arabisch), auch Türkischer Honig genannt. Es ist eine Art orientalisches Marzipan mit viel Zucker oder Honig sowie einigen Nusszutaten in einer Grundmasse aus Sesam-Mus. Von den Sesambrötchen wissen wir, wie klein die ölreichen Sesamsamen sind. Da Sesam in der westlichen Küche keine bedeutende Rolle spielt, ahnt man kaum, wie wichtig dieser in den orientalischen und asiatischen Küchen ist und um was für eine bedeutende und altehrwürdige Ölpflanze es sich handelt.
Sesam ( Sesamum indicum ) gehört zur Pflanzenfamilie der Sesamgewächse. Es sind ausgesprochene Tropen- und Subtropenbewohner rund um den Indischen Ozean, also von Afrika und Madagaskar über Indien und Indonesien und weiter bis nach Australien und Japan. Die Pflanze wächst krautartig, ganz oberflächlich gesehen könnte man sie auf den ersten Blick mit Basilikum verwechseln. Genutzt werden nur die Samenkörner, die in einer Fruchtkapsel sitzen. Der Ölgehalt der Samen liegt bei über 50 Prozent. Aus einer Tonne Samen lassen sich 300 Liter Öl pressen. Werden die Samen vor dem Pressen geröstet, bekommt das ansonsten geschmacksneutrale Öl einen nussigen Geschmack. Es handelt sich um ein hochwertiges, teures Speiseöl und ein Ausgangsprodukt für die pharmazeutische und kosmetische Industrie.
Was der mediterranen Küche das Olivenöl, ist der asiatischen Küche das Sesamöl. In der Indus-Kultur wurde Sesam schon sehr früh angebaut, vor über 5000 Jahren – neben Weizen, Erbsen, Datteln und Baumwolle. Also schon lange bevor dort so erstaunliche Städte wie Mohenjo-Daro und Harappa errichtet wurden.
Der in der westlichen und arabischen Welt gebräuchliche Name ist allerdings nicht indischen Ursprungs, sondern stammt aus dem Akkadischen, aus einer der ältesten Hochkulturen Mesopotamiens. Man weiß, dass Sesam schon im frühen Altertum ins Zweistromland gelangte, möglicherweise eben aus Indien. Akkadisch šamaššammu bedeutet »Ölpflanze«. Davon leiten sich auch die Wörter in den semitischen Sprachen ab, wie simsim . In Indien selbst gibt es verschiedene, ganz anders lautende Wörter für die Sesampflanze; das verbreitetste ist til . Das chinesische Wort lautet ha mu .
Die Heimat des Sesams liegt wohl auf dem indischen Subkontinent, vor allem am westlichen Rand der südlichen
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