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Die Weltgeschichte der Pflanzen

Die Weltgeschichte der Pflanzen

Titel: Die Weltgeschichte der Pflanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Seidel
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Vollends durchgesetzt hatte sich die Verwendung von Hopfen erst in der Renaissance. Mit dieser Zäsur in der Geschichte des Bieres, die in den Reinheitsgeboten seit dem 15. Jahrhundert deutlich zum Ausdruck kommt, wurden alle anderen Zusätze zurückgewiesen, weil sie sich als untauglich erwiesen hatten. Erst das Hopfenbier wurde das Bier, das wir heute kennen. Auch die stabile Schaumbildung kommt nur durch den Hopfen zustande.
    Hopfen ist eine Kletterpflanze, die 50 Jahre alt werden kann. Für das Bier werden die weiblichen Dolden verwendet (botanisch korrekt handelt es sich um Ähren). Nach der Ernte müssen diese sehr rasch gedarrt werden, damit sich die Inhaltsstoffe nicht verflüchtigen. Die Dolden oder Hopfenpellets werden in der Sudpfanne mitgekocht und generell gilt: Je früher sie zugesetzt werden, desto bitterer oder herber wird das Bier. Die Wirkstoffe sitzen in winzigen Harzkügelchen unter den grünen Deckblättern, ihre antibakteriellen Eigenschaften waren schon dem römischen Naturenzyklopädisten Plinius in der Antike bekannt, und man sah in ihm in erster Linie eine Heilpflanze. Immerhin schrieb bereits Hildegard von Bingen um 1160: »Mit seiner Bitterkeit hält er gewisse Fäulnisse von den Getränken fern, denen er beigegeben wird, so dass sie um so haltbarer sind.«
    Das Hopfenaroma kommt vom Hopfenöl, das über 200 verschiedene chemische Verbindungen enthält.
    In Mitteleuropa gibt es zwei bedeutende Hopfenanbaugebiete: die Hallertau in Bayern südlich von Regensburg zwischen Donau und Isar, aus der rund 90 Prozent der deutschen Hopfenernte stammen, und das Gebiet um die böhmische Stadt Saaz an der Eger unweit von Karlsbad. Dieses Anbaugebiet ist für die tschechischen Biere das, was die Hallertau für die bayerischen Biere ist. Noch während des ersten Bieraufschwungs in Bayern seit dem Dreißigjährigen Krieg, also in der Barockzeit, bezogen die bayerischen Brauereien den Hopfen überwiegend aus Böhmen. Da die Regierungen im damaligen Wirtschaftssystem des Merkantilismusvon »Importen« unabhängig sein wollten, versuchte die kurfürstliche Regierung im 18. Jahrhundert, den Hopfenanbau in Bayern zu fördern, vorerst aber ohne Erfolg. Die Bauern zogen nicht mit, denn sie wollten keine neuen Anbaupflanzen. Die Hallertau entwickelte sich dann erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zur führenden Hopfenregion. In Norddeutschland wird, anders als im Mittelalter, heute kein Hopfen mehr angebaut.

Schwarz wie der Teufel, heiß wie
die Hölle und süß wie die Liebe
Kaffeebohne
    »Ich hatte eine Farm in Afrika, am Fuße der Ngongberge« lautet der berühmte Romananfang in Jenseits von Afrika. Das Buch von Karen (Tanja) Blixen wurde mit Meryl Streep und Robert Redford sehr erfolgreich verfilmt. »Hundert Meilen nördlicher lief der Äquator durchs Hochland«, erzählt sie weiter, »aber die Farm lag in einer Höhe von über zweitausend Meter. Da spürt man tagsüber die Höhe, die Nähe der Sonne, aber die Morgenfrühe und die Abende sind klar und friedvoll, und die Nächte sind kalt.«
    Das ist das geeignete Klima für den Kaffeestrauch. Karen Blixens Farm war eine Kaffeeplantage in Kenia. Mit dem Anbau des empfindlichen Kaffeestrauchs hatte sie nicht immer Glück. Natürlich geht es in dem Roman und im Film vor allem um eine Liebesgeschichte und nicht hauptsächlich um den Kaffeeanbau, aber der Film zeigt quasi nebenbei auch einige Probleme des Anbaus der empfindlichen Sträucher. Nachtfröste zur Blütezeit, zu viel Regen, zu wenig Regen. Alle Bauern und Farmer haben bei jeder Art von Pflanzenanbau mit klimatischen Widrigkeiten (und Schädlingen) zu kämpfen, aber der Kaffeestrauch ist eine besonders empfindliche Pflanze. Mit 2000 Höhenmetern lag Karen Blixens Farm vielleicht auch etwas zu hoch. Bis zu 1.500 ist eher üblich.
    Kaffee ist nach dem Erdöl das zweitwertvollste Welthandelsgut aus Entwicklungs- und Schwellenländern. Für den Kaffeedurst der entwickelten Industrieländer des Nordens, zu denen mittlerweile auch China zählt, wo der Kaffeekonsum in der jüngeren Vergangenheit rasant angestiegen ist, werden ungeheure Mengen vonKaffeebohnen angebaut. Daher zählt natürlich auch die Kaffeebohne zu den sogenannten Cash Crops: Pflanzen, die nicht nur für die Eigenversorgung (mit gelegentlichen Überschüssen) angebaut werden, sondern von vornherein für den Weltmarkt. In den tropischen Ländern sind das Kaffee, Kakao, Zuckerrohr, Banane, Orange, Baumwolle, Koka, Mohn und Indischer

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