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Die Weltgeschichte der Pflanzen

Die Weltgeschichte der Pflanzen

Titel: Die Weltgeschichte der Pflanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Seidel
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Hopfen aus Saaz und dem örtlichen kalk- und salzarmen Wasser. Das alles bei kalter, langsamer Gärung. So entstand das hopfenbittere, goldgelbe Bier, welches so viel Anklang fand, dass die Pilsener Brauart heutzutage der Standard bei der Bierherstellung ist. »Pilsener Urquell« wurde 1898 eine geschützte Marke, aber bereits 1874 in die USA exportiert; kurz vor dem Ersten Weltkrieg war ein Bierausstoß von einer Million Hektoliter erreicht. Die darauf begründete Firma wurde nach dem Zweiten Weltkrieg verstaatlicht, 1994 reprivatisiert und gehört heute zu dem englisch-amerikanischen Brauereikonzern SAB Miller, dem zweitgrößten Brauereikonzern der Welt. (Die größte heutige Biermarke in Deutschland, »Krombacher«, hat einen jährlichen Ausstoß von circa 4,5 Millionen Hektoliter.)
    Mitverantwortlich für die flächendeckende Einführung der Pilsener Brauart war die Erfindung der Kältemaschine durch Carl von Linde. Linde hatte verschiedene herkömmliche Kühlsysteme miteinander verglichen und die Ergebnisse 1873 auf einem Brauerkongress in Wien vorgetragen. Der Münchner Brauer Sedlmayer übernahm daraufhin die Kosten für die Entwicklung einer Kältemaschine durch Linde. In den Siebzigerjahren des 19. Jahrhunderts entwarf Linde laufend verbesserte Prototypen, die alsbaldvon Brauereien eingesetzt wurden. 1879 gründete er die Linde AG , die gleich zu Anfang dank der Brauerei-Nachfrage erfolgreich war.
    Außer in Wirtshäusern und Kneipen trinkt man Bier in den Biergärten, zumal in Bayern. Sie entstanden mit dem Aufkommen der untergärigen Brauart, als man die dafür notwendigen Temperaturen sicher nur in Kellergewölben erreichte und das noch im Spätwinter als Märzenbier für den Sommer gebraute Bier über den Sommer kühl lagern musste. Dafür wurden an geeigneten Stellen wie Flussufern oder sonstigen Abhängen große Gewölbe unter die Erde gebaut, die Bierkeller. Die Erdoberfläche über den Kellern bestreute man mit Kies und bepflanzte sie mit schattenspendenden Bäumen, hauptsächlich Kastanien. Alsbald richteten die Brauer dort schlichte Ausschanke ein, wo die Bürger den Vorteil wahrnahmen, noch frisches, gekühltes Bier »in Minuto zu verschleißen«.
    1872 gab es in Deutschland über 14000 Brauereien. Im Jahr 2010 waren es noch 1325. Trotz vieler Fusionen ist der Biermarkt in Deutschland immer noch stark regional geprägt. Die weltweit größte Anzahl von Brauereien in einer einzigen Region gibt es in Oberfranken: 200 Brauereien. In vielen anderen Ländern ist die marktbeherrschende Stellung ganz weniger Bierkonzerne viel ausgeprägter.
    Weltweit sind die drei größten Brauereikonzerne: Anheuser-Busch InBev in Belgien (deutsche Marken: Beck’s, Diebels, Hasseröder, Spaten, Franziskaner Weissbier, Löwenbräu, ferner Budweiser und Stella Artois), SAB Miller (Grolsch, Pilsener Urquell), Heineken in Amsterdam (deutsche Marken: Hacker-Pschorr [49 Prozent], Kulmbacher, Paulaner; österreichische Marken: Gösser, Kaiser, Zipfer).
    Zu den bekanntesten deutschen Marken zählen ferner Bitburger, Erdinger, Flensburger, Krombacher, Radeberger (ein Dr. Oetker-Unternehmen mit weiteren Marken, darunter Binding, Dortmunder, Henninger, Jever, Stuttgarter Hofbräu), Veltins, Warsteiner.
    Die führenden europäischen Länder nach Pro-Kopf-Verbrauchsind Tschechien, Deutschland und Österreich. Der Pro-Kopf-Verbrauch erreichte in den Achtziger- und Neunzigerjahren einen Höhepunkt, seitdem sinkt er.
    Kölsch ist wie das Düsseldorfer Altbier obergärig, aber nur, was in Köln gebraut wird, darf Kölsch genannt werden. Die Kölsch-Biere verloren erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts ihre Trübung. Als obergärige Biere werden sie nach dem Einschenken rasch schal, weswegen sie traditionell in kleinen, schmalen »Stangen« ausgeschenkt werden. Wie von Beginn der Steinzeit an dreht sich beim Bier eben alles um die Kunst der Haltbarmachung.
    Weißbier oder Weizenbier wird mindestens zur Hälfte aus Weizenmalz hergestellt. Hier zeigt sich noch am deutlichsten der unmittelbare sprachliche Zusammenhang zwischen »weiß« und »Weizen«: Weizen ergibt eben das weiße Mehl. Auch die Berliner Weiße ist Weizenbier. Gerstenbier wird sehr sortenreich in vielen Ländern rund um den Globus produziert.
    So wie man Wein auch aus anderen Früchten als Trauben herstellen kann (Erdbeerwein, Heidelbeerwein), kann Bier auch aus jeder Art von Getreide gewonnen werden (Weizen, Roggen, Mais, selbst Hirse). Bier aus Reis ist der japanische

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