Die Werte Der Modernen Welt Unter Beruecksichtigung Diverser Kleintiere
sind auch nicht gerade typische Facebook-Kandidaten. Tosser hab ich zum letzten Mal ... hm ... vor zwei Jahren gesehen?«
»Star habe ich neulich im Fernsehen gesehen, bei einer Polizeirazzia in einem Klimacamp. Sie hatte immer noch dieses bunte Häkelteil und den alten Samtrock an. Ich dachte, in der Szene wären soziale Netzwerke das große Ding.«
»Mh. Kann sein.«
Er klingt distanziert und abgelenkt. Sie spürt, wie sie wütend wird. Wie kam es noch mal, dass sie diejenige ist, die für den Zusammenhalt der Familie zuständig ist?
»Und es ist auch komisch, dass Otto nicht auf Facebook ist, wo er doch so ein Technikfreak ist.«
»Otto? Keine Ahnung. Vielleicht verwendet er online einen anderen Namen. Ist Facebook nicht eher dein Ding, Clarie?«, murmelt er.
»Warum bleibt immer alles an mir hängen?«
»Weil du gut im Organisieren bist. Du hast einfach ein Händchen dafür.«
»Weißt du, wofür du ein Händchen hast? Für den Tod.«
»Hey! Du meinst doch nicht im Ernst den blöden Hamster? Komm drüber weg.«
»Es geht nicht um den Hamster, Serge. Es geht um deine Totalverweigerung, Verantwortung zu übernehmen für ... Ach, vergiss es!«
Wütend legt sie auf, dann atmet sie mehrmals tief ein.
Egal worüber sie reden, am Ende landen sie immer bei Fizzy. Und beim Gedanken an ihn (oder sie) hat Clara immer noch einen Kloß im Hals, nach all den Jahren, und sie weiß nicht, was sie mehr aufregt, dass Serge ihn auf dem Gewissen hat oder dass ihre Eltern es zugelassen haben.
Fizzy war der Hamster ihrer Klasse, als sie in Campsall zur Grundschule ging. Er (oder möglicherweise sie) lebte in einem Käfig auf dem Naturkundetisch. Fizzy war nach Bucks Fizz benannt, damals Nummer eins der Hitparade. Er war wahnsinnig süß, genau wie Hamlet, mit rötlichbraunem Fell und einem weißen Bauch, rosa Pfötchen und einem kleinen schwarzen Fleck auf der Nasenspitze, der aussah wie ein Tintenklecks. Freitags durften ihn die Schüler abwechselnd mit nach Hause nehmen, um sich übers Wochenende um ihn zu kümmern.
Clara war die Glückliche, die ihn in den Osterferien für eine ganze Woche mitnehmen durfte. Doro holte sie von der Schule ab, half ihr, den Käfig zu tragen, und stellte ihn in der Ecke des Wohnzimmers auf.
Fizzy war ein Weltmeister im Karotte-Mampfen; er schwirrte durch sein Laufrad wie eine kleine Rennmaschine; und wenn sie ihn aus dem Käfig nahm, saß er in ihrer Hand, zuckte mit den Schnurrhaaren und sah sich mit seinen glänzenden Knopfaugen um. Serge, der noch nicht zur Schule ging, war grün vor Neid.
»Ich will auch mal!« Er versuchte ihn ihr aus der Hand zu reißen.
»Hör auf! Er gehört mir!« Clara schloss die Hand um den Hamster und spürte, wie sein kleiner Körper zwischen ihren Fingern zappelte.
»Ich will ihn nur mal halten!«
»Darfst du aber nicht, du Blödmann!«
»Lass sie in Ruhe, Serge«, sagte Marcus, der auf dem Sofa saß und versuchte, Zeitung zu lesen.
»Schätzchen, lass ihn den Hamster doch auch mal kurz halten«, sagte Doro.
»Nein«, sagte Clara.
»Doro hat’s erlaubt«, schrie Serge.
»Nein, du darfst nicht, weil du zu klein bist, du machst ihn nur tot.«
»Ich bin nicht klein. Ich will ihn bloß mal halten.«
»Clara, sei nicht so egoistisch«, sagte Doro.
»Du kannst mich nicht zwingen«, sagte Clara und hielt den Hamster fest.
»Doch, kann ich.« Serge stürzte sich auf sie und riss ihr das kleine Tier aus der Hand. Er hielt es hoch wie ein Flugzeug, rannte durchs Zimmer und sang: »Na-na! Na-na-na!«
»Gib ihn wieder her!«
Clara lief hinter ihm her, entriss ihm den Hamster und drückte ihn an ihre Brust. Dann fiel ihr etwas Komisches auf. Das heißt, es war nicht komisch, es war entsetzlich. Der Hamster strampelte nicht mehr.
»Aaaah! Er ist tot!«
Sie öffnete die Hand und starrte den schlaffen pelzigen Körper an. Eins der Augen schien aus der Höhle gedrückt worden zu sein.
»Leg ihn wieder in den Käfig«, sagte Doro. »Wahrscheinlich hat er nur Angst.«
Sie legten Fizzy zurück in den Käfig, und Clara stupste ihn alle paar Minuten an. Doch er bewegte sich nicht mehr.
»Er hat ihn totgemacht!«, schluchzte sie.
Marcus sah von seiner Zeitung auf. »So was passiert, wenn ihr euch über Besitz streitet. Und jetzt geht und spielt draußen! Verduftet.«
»Was soll ich denn sagen, wenn ich ihn wieder in die Schule bringen muss?«, heulte Clara.
»Wir finden einen neuen«, sagte Doro.
Am Samstag fuhr Nick Holliday mit ihnen nach Doncaster, um
Weitere Kostenlose Bücher