Die Werwolf-Elite
Brüder«, frohlockte sie. »Alle werden unsere Brüder, das kann ich dir versprechen. Niemand ist in der Lage, die Werwolf-Elite aufzuhalten, und sollte es doch einer versuchen, wird er getötet!«
Diese Worte waren Balsam für die schwarzen Seelen der höllischen Geschöpfe. Sie hatten bisher nur immer im verborgenen leben müssen, nun konnten sie sich zeigen. Und mit Lupina als Führerin würde schon nichts schiefgehen. »Wann wird es wohl sein?« fragte Oleg Brassow.
»Heute noch nicht. Wir haben Zeit. Am morgigen Tag steht der Mond so voll am Himmel wie nie, dann schlagen wir zu. Wie viele Gefangene befinden sich im Lager?«
»Siebzig.«
»Sind es nur deine Landsleute?«
»Nein, auch ein Ausländer ist dabei. Er soll in zwei Tagen abgeholt werden. Spionage.«
»Wer ist es?«
»Ein Amerikaner.«
»Und sein Name?«
»Mark Baxter!«
Lupina überlegte einen Augenblick. Dann schüttelte sie den Kopf. »Nein, ich kenne ihn nicht.«
»Ich habe ebenfalls von ihm noch nie etwas gehört«, erwiderte der Lagerchef.
»Hast du heute nacht schon dein Opfer gerissen?« erkundigte sich die Königin der Wölfe.
»Nein.«
»Dann läßt du es auch bleiben. So schlimm es für dich auch sein wird. Denk an später.«
»Ja, ich werde dir gehorchen.«
»Du wirst uns morgen um die gleiche Zeit am Lager treffen. Wir finden den Weg allein, deshalb brauchst du uns nicht abzuholen.« Es waren Lupinas letzte Worte. Sie nickte Brassow noch einmal zu, drehte sich um und verschwand.
Oleg Brassow stand noch einige Minuten unbeweglich auf der Lichtung und badete sich im Schein des Mondes. Dann öffnete er sein Maul und stieß ein schauriges Heulen aus. Es hörte sich an wie das eines großen Siegers…
***
Wo der Jenissej in ein gewaltiges Mündungsdelta strömt, sollten wir abgesetzt werden.
Es war eine Gegend, in der ein Mensch es verflucht schwer hatte, zu existieren. Sümpfe über Sümpfe. Dazwischen die gewaltigen Mündungsarme des breiten Stroms, der manchmal aussah wie ein Meer.
Wir flogen in den aufgehenden Tag hinein, und die Sonnenstrahlen fielen auf das unter uns liegende Wasser, das silberfarben aufleuchtete, als hätte jemand mit einem gewaltigen Pinsel Metalliclack darüber gestrichen.
Der Pilot suchte nach einem Landeplatz. Er, Suko und ich hockten in keinem normalen Flugzeug, sondern in einer Maschine, die Schwimmträger hatte und auf dem Wasser landen konnte. Gestartet waren wir von einer Insel aus, die im Nordmeer liegt, deren Namen ich aber vergessen habe. Dort lebte der Pilot als Fischer und Pelzjäger. Daß er für den englischen Geheimdienst arbeitete, wußten die wenigsten.
Er kannte sich auf jedenfalls aus und hatte das Radar unterflogen. Er würde uns auch wieder abholen.
Das Wasserflugzeug war ein wenig umgebaut worden. Es verfügte über Zusatztanks. So wurde es schwerer und langsamer, und wir waren ziemlich spät dran.
Eisberge hatte wir ebenfalls gesehen. Unbeweglich trieben sie im grauen Wasser. Der Polarkreis war schließlich nicht weit entfernt, und wenn wir Pech hatten, gerieten wir in den ersten Schnee, obwohl die Wetterfrösche nichts dergleichen vorausgesagt hatten. Sie glaubten weiterhin an ein ruhiges Herbstwetter, das auch die nächsten Tage anhalten würde. Wir gingen tiefer. Das geschah ziemlich ruckartig, so daß ich das Gefühl hatte, mein Magen würde oben in der Kehle sitzen.
Erst jetzt merkte ich, wie schnell wir waren, denn Sumpf und Wasser glitten als schimmernde Fläche unter uns weg. Kreischend stiegen gewaltige Vogelschwärme auf und flohen vor uns in den hellgrauen Himmel.
Die Temperatur lag nur zwei Grad über dem Gefrierpunkt. Und viel wärmer würde es nicht werden. In der Nacht hatte es sogar gefroren.
Bodenkontakt.
Besser gesagt, Wasserberührung, denn an den kleinen Fenstern spritzten plötzlich graue Fontänen hoch, die wieder zusammenfielen, wenn sie ihren höchsten Punkt überschritten hatten. Ich sah Wildgänse nach Osten fliegen. Majestätisch wirkte auf mich ihr Flug. Und nach Osten wollten wir auch. Denn etwas südöstlich des Deltas lag unser Einsatzgebiet. Wir trugen Spezialkarten bei uns aus dem Archiv des Geheimdienstes. Der Wind kam von vorn, er trieb die Wellen des Mündungsarms hoch, warf sie gegen das Flugzeug und schüttelte es durch.
Suko und ich hatten in der letzten halben Stunde nicht gesprochen. Wir blickten an zwei verschiedenen Seiten nach draußen, und ich sah den dunklen Gürtel zuerst, auf den das Flugzeug genau zuhielt. Das Wasser
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