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Die Werwolf-Elite

Die Werwolf-Elite

Titel: Die Werwolf-Elite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Brassow wohnten zwar auf dem Gelände, jedoch in einem Areal, das streng von den anderen abgeteilt worden war.
    Brassow lebte allein. Ein kleines Holzhaus nannte er sein eigen. Und sogar einen Wagen.
    Es war ein Geländefahrzeug russischer Produktion, das wirklieh jedes Schlammloch schaffte und dessen Motor noch ansprang, wenn andere längst aufgegeben hatten. Dieser Wagen verband Brassow mit der Außenwelt. Wann immer er wollte, durfte er das Lager verlassen. Wie an diesem Abend.
    Längst war die Sonne versunken und hatte dem Mond Platz gemacht.
    Voll und reif stand er am Himmel, ein gewaltiges gelbes Auge, das seinen Schein auf die Erde schickte. Brassow stieß die Tür seines Hauses auf. Er trat über die Schwelle, blieb stehen und legte seinen Kopf in den Nacken. Am liebsten hätte er den Mond angeheult, so aber schaute er ihn nur an und badete sich in seinem fahlen Licht. Das war sein Freund, der Kraftspender. Ein paar Minuten blieb er unbeweglich stehen. Auf die Stimmen der Wachtposten achtete er nicht. Die Männer spielten Karten, denn es gab in diesem Teil des Lagers kaum etwas zu bewachen.
    Brassow drehte sich um, ging zu seinem Wagen und kletterte hinein. Er startete. Wie immer spotzte der Motor ein wenig, sprang dann jedoch an, und als die Scheinwerfer aufflammten, erfaßten sie das Wärterhäuschen, wo die Wachtposten saßen. Er fuhr an.
    Die Aufpasser kannten das Geräusch des Motors. Einer verließ die Bude und öffnete das Tor.
    Oleg fuhr hindurch. Den Gruß des Mannes nahm er überhaupt nicht zur Kenntnis, seine Gedanken beschäftigten sich mit der nahen Zukunft, denn heute sollte ein besonderer Abend sein. Einer, auf den er schon lange gewartet hatte. Lupina wartete auf ihn. Die Königin der Wölfe!
    Bisher hatte er nur von ihr gehört, sie jedoch nicht gesehen. Lupina aber hatte sich mit ihm in Verbindung gesetzt, und zwar auf telepathischem Wege. Sie wollte ihn treffen.
    Der Weg vom Lager war weder asphaltiert noch mit irgendwelchen Bohlen bestückt. Es war nur eine Piste, in der die großen Reifen der Lastwagen und Transporter ihre Spuren hinterlassen hatten. Es hatte schon seit einigen Wochen nicht geregnet, deshalb war die Piste trocken und relativ gut befahrbar.
    Doch wehe, wenn der große Regen kam. Er war der Vorbote des Winters, dann goß es in Strömen, schüttete es wie aus Kannen, das Wasser weichte das gesamte Gelände auf, verwandelte es in eine regelrechte Schlammhölle, die selbst den schwersten Trucks Schwierigkeiten bereitete, hindurchzukommen.
    Dem Regen folgte der Schnee.
    Im Durchschnitt schneite es zwei Monate ununterbrochen. Der steife Nordwestwind brachte unvorstellbare Schneemassen mit sich. Und er blieb wie ein unendliches Leichentuch bis weit in den Mai hinein über dem Land liegen. Doch die Arbeit ging weiter.
    Die Männer und Frauen hatten sich auf den Winter eingestellt, sie wußten genau, wie sie ihm begegnen mußten. Dann schafften sie allerdings nur mit doppelter Kraft das gleiche wie in den Sommermonaten. Sibirien wurde zu einer weißen Hölle. Oleg Brassow kannte dieses Land. Er selbst bezeichnete sich als Stück Natur, als Teil eines Ganzen, und er wußte genau, daß die letzten schönen Tage bald vorbei sein würden. Brassow fuhr in den Wald.
    Er nahm nicht die Abzweigung, die zu den Ölfeldern führte. Die Gefangenen hatten eine Schneise in den dichten Wald geschlagen, die immer wieder freigehalten werden mußte, weil das Unterholz zu sehr wucherte.
    Es war dunkel. Selbst das Mondlicht schaffte es nicht mehr, den Boden zu berühren, wo eine handdicke Moosschicht lag, die von den Reifen zerquetscht wurde.
    Im Scheinwerferlicht waren Spuren zu sehen, die darauf hinwiesen, daß dieser Weg nicht zum erstenmal befahren wurde. Oleg Brassow kannte ihn genau, und er würde Lupina dort antreffen, wo er sich immer verwandelte. Auf der Lichtung!
    Es waren meist Birken, die dicht an dicht standen und schon einen Teil des Laubes verloren hatten. Auch Nadelhölzer waren vertreten, und der Boden wurde noch weicher. Ausläufer des riesigen Sumpfes machten sich bemerkbar. Nicht weit entfernt wälzte sich ein breiter Strom von Süden nach Norden. Wenn er während der Schneeschmelze über die Ufer trat, überschwemmte er auch das Sumpfgebiet. Brassow fuhr durch die Büsche. Sein Wagen war wie ein Roboter, der alles niederwalzte.
    Zweige klatschten gegen die Karosserie, kratzten über das Glas, schlugen wie Peitschenhiebe gegen den Wagen und zogen doch den kürzeren.

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