Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Werwolfbraut (German Edition)

Die Werwolfbraut (German Edition)

Titel: Die Werwolfbraut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
Vom Netzwerk:
erlösen. Dazu ist folgendes notwendig...«
    Fasziniert hörten Ricardo und Francesca zu. Sie saßen Hand in Hand.
     
    *
    Vollmond war es. Bleich schien sein Licht in das Schlafzimmer im Schloss Lampedusa. Marchese Ricardo di Lampedusa und Francesca Montalba hatten an dem Tag geheiratet. Die Hochzeit war vorverlegt worden. Vollständig angezogen lagen sie nebeneinander auf dem breiten Bett. Zwischen ihnen lag ein silberner Degen, den Professor Cascia besorgt hatte. Die antike Waffe war mit schönen Intarsienarbeiten geschmückt.
    »Der Werwolf kann zu einem normalen Menschen werden, wenn er in seiner Hochzeitsnacht mit einer Jungfrau zusammen ist und sie nicht anrührt und anfällt«, hatte der Parapsychologe in Turin gesagt. »Das Mondlicht muss beide bescheinen. Nebeneinander sollen sie liegen, mit einem silbernen Degen oder Schwert zwischen sich. Die Frau darf nicht vor ihm fliehen. Er wieder, der Werwolf, darf sie nicht einmal mit einer Kralle von seiner Pranke berühren. Dann ist er erlöst. Doch das muss vor seinem sechsunddreißigsten Geburtstag geschehen. Sonst nutzt die Zeremonie nichts mehr.«
    Für Ricardo wurde es Zeit. Im nächsten Monat, noch vor dem Vollmond, würde er nämlich 36 Jahre alt werden. Francesca schaute zu ihrem Gatten hinüber. Er verwandelte sich. Haare sprossen in seinem Gesicht und auf den Händen. Der Schädel und der Körper veränderte sich. Aus dem aristokratischen schönen Gesicht mit der Römernase wurde die Fratze eines Werwolfs. Die schlanken Künstlerhände wurden zu Werwolfpranken.
    »Ich liebe dich«, sagte Francesca, als die Lichter des Werwolfs sie anfunkelten. »Ich werde dich immer lieben, mein Mann.«
    Ricardo konnte nicht mehr sprechen, nur noch knurren und grollen. Seine Kleider zerrissen durch die schwellenden Muskeln. Er streifte sie ab. Francesca trug noch ihr Brautkleid und war wie eine Braut geschmückt. Die Braut für den Werwolf, seine Erlösung oder sein Opfer. Noch wusste es keiner. Professor Cascia hielt sich in einem Nebenzimmer auf. Er war mit einer mit Silberkugeln geladenen Pistole bewaffnet. Doch eingreifen konnte er nicht mehr, wenn Ricardo seinem Mordtrieb nachgab. Für Francesca würde es dann in jedem Fall zu spät sein.
    Der Werwolf setzte sich auf. Francesca schaute ihn an. So bedrohlich und schrecklich er aussah, sie fürchtete sich nicht vor ihm – es war ihr Mann. Sie lächelte den Werwolf an.
    Das Schlafzimmer befand sich im Erdgeschoß. Die Fenster mit den bleigefassten, kleinen und bunten Scheiben waren geschlossen. Mitternacht war es. In der Nähe des Schlosses, unten am Berg, war schon einmal Wolfsgeheul ertönt. Benito strich dort mit seinem Rudel umher.
    Der Werwolf knurrte und grollte. Der Mordtrieb kämpfte in ihm mit der Liebe. Francesca warf ihm eine Kusshand zu.
    »Liebster«, flüsterte sie. »Amore mio, mein Herz.«
    Ricardo presste sich die Pranken an den Schädel. Das Mondlicht traf ihn voll. Er konnte nicht mehr anders – er wollte sich auf Francesca stürzen. Die Werwolfsnatur nahm überhand. Funken schienen aus seinen Augen zu stieben. Er knurrte entsetzlich. Francesca erkannte, dass ihre letzte Stunde geschlagen hatte. Sie bekreuzigte sich.
    Ricardo richtete sich zum Sprung auf. Doch dann ergriff er den silbernen Degen und richtete ihn gegen seine Brust, um sich selbst damit zu durchbohren. Lieber wollte er sterben, als sich an seiner Frau zu vergreifen.
    »Nein!«, rief Francesca, sprang auf und wollte ihm den Degen entreißen.
    Doch da geschah etwas Unerwartetes. Es krachte und klirrte. Die Fensterscheibe zerbrach. Benito, der graue Wolf, sprang herein. Auch die beiden anderen Scheiben zerbrachen. Die schwarze Wölfin, der Jungwolf und die Werwölfin Rosanna sprangen ins Zimmer. Irgendwie waren sie in das Schloss gelangt, durch einen Geheimgang oder wie auch immer.
    Ricardo ließ den Degen fallen und griff Benito an. Rosanna und der Jungwolf stürzten sich auf Rosanna, die den silbernen Degen ergriff und sie abwehrte. Die schwarze Wölfin fiel Ricardo, dem Werwolf, in die Flanke. Ein schrecklicher Kampf begann. Rosanna schrie gellend um Hilfe.
    Die Möbel zerbrachen. Geknurr und Hecheln, jappende Laute, Francescas Schreie und Geklirr und Gepolter bildeten die Geräuschkulisse. Benito, Ricardos Halbbruder, wollte abrechnen. Er hatte an Kraft gewonnen. Diesmal konnte er siegen.
    Doch da flog die Schlafzimmertür auf. Professor Cascia erschien, im Hausmantel und mit der Pistole in der Faust.
    »Im Namen des Lichts!«,

Weitere Kostenlose Bücher