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Die Wesen (German Edition)

Die Wesen (German Edition)

Titel: Die Wesen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Lux
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er langsam warm. Spüren sie einfach, wie alles in diesen einen Finger fließt. Lassen sie es geschehen. Dreißig Sekunden, eine Minute. Das sollte genügen. Nun öffnen sie wieder die Augen. Legen sie die zwei markierten Linien am Fingeransatz aufeinander. Vergleichen sie nun die Länge ihrer beiden Mittelfinger.“
    „Wow, der Rechte ist länger als der Linke.“
    „Bei mir hat sich nichts verändert.“
    „Sehen sie. Sie müssen schon die Linien aneinanderlegen. Nicht die Fingerspitzen.“
    „Funktioniert das mit andren Körperteilen auch?“ sagte Slinkssons.
    „Ich wusste nicht, dass du das nötig hast?“, sagte Sam.
    Alle grinsten.
    In dem Moment stürzte ein Mitarbeiter herein.
    „Herr von Stein, kommen sie schnell. Etwas Furchtbares ist passiert.“
     
     
     

5
     
    Alle liefen hinter dem aufgeregten Mitarbeiter her aus dem Saal.
    „Es ist gleich hier. Eine Reinigungskraft hat sie gefunden, als sie die Toiletten putzen wollte.“
    Die Räume befanden sich genau auf der Rückseite der Bühne, auf der sie eben dem Vortrag gefolgt waren. Sie drängten sich durch den Waschraum. Dann sahen sie es. Eine der Kabinen stand offen. In der Tür klemmte ein Bein. Dickliche Flüssigkeit auf dem dunklen Steinboden, in der sich ihre Gesichter spiegelten.
    „Was ist das?“, sagte von Stein, der als Erster vollen Einblick in die Kabine hatte und dabei die Augen zusammenkniff, als ob der Anblick ihn blendete.
    „Es sind zwei Männer“, sagte Figaro Slinkssons.
    „Es fehlt dem einen ein Stück vom Schädel“, sagte Sam. „Sieht aus, als hätte etwas ihm das Stück rausgebissen. Wie aus einem Apfel.“
    Roger Schüssli reckte sich hinter Laima, um ebenfalls einen Blick auf die beiden toten Männer zu werfen. Dann drehte er sich abrupt um und erbrach sich in eines der Pissoirs an der Wand.
    „Das sind nicht die einzigen Bissspuren“, sagte von Stein, der sich neben die Toten gekniet hatte. „Wie ein wildes Tier, das über die Beiden hergefallen ist.“
    Auch Laima sah jetzt das Loch im Schädel und die gelbliche Gehirnmasse. Sie erkannte die beiden Männer sofort. Es waren die zwei Killer, die sie vom Krankenhaus aus gejagt und am Flughafen erwartet hatten. Sie waren also doch noch hinter ihr her gewesen. Ihre innere Unruhe hatte sie nicht getäuscht. Jetzt waren beide tot. Wer, oder besser was, hatte sie so bestialisch zugerichtet?
    „Sie tragen Bione-Uniformen“, stellte von Stein fest.
    „Ja, das habe ich auch schon gesehen“, sagte der Mitarbeiter etwas hilflos. „Ich kann es mir leider nicht erklären, denn sie sind keine Mitarbeiter von uns. Das habe ich bereits überprüfen lassen. Aber ich werde der Sache sofort auf den Grund gehen.“
    „Haben sie die Ringe gesehen?“, bemerkte Figaro Slinkssons.
    „Was ist damit?“, sagte von Stein.
    „Sehen ziemlich teuer aus. Außerdem das Wappen. Sagt ihnen das nichts?“
    „Eine Krone über zwei gekreuzten Schlüsseln?“
    „Das sind die Petrusschlüssel. Die Krone ist eine Tiara.“
    „Die Papstkrone! Sie meinen, die sind von Vatikan?“, sagte von Stein.
    „Da blinkt etwas“, Roger Schüssli zeigte mit dem Finger zwischen die zwei Leichen. Sein Magen schien sich stabilisiert zu haben. „Da, unter dem Einen.“
    „Helfen sie mir“, sagte von Stein zu Sam, der hinter ihm stand. „Wir werden ihn auf die Seite drehen.“
    „Sollten wir nicht warten, bis die Polizei kommt und alles untersucht?“, sagte Schüssli.
    „Die liegen hier in meiner Firma. Leiche hin oder her, wenn die was gestohlen haben, was mir gehört, dann will ich es als Erster wissen. Fassen sie mit an, Sam!“
    Sie drehten den oberen Körper auf die Seite. Ein leises elektronisches Piepen war zu hören. Dazu blinkte die rote Digitalanzeige einer Uhr auf der runden Metallkugel, die zum Vorschein kam.
    „Sieht aus wie eine Bombe“, sagte von Stein. „Ich habe so etwas schon mal gesehen. Es könnte eine Neutronenbombe sein.“
    „Sie meinen eine Atomwaffe?“, Professor Carlsens Worte klangen heiser und ungläubig.
    „Nur, dass die Neutronenbombe das Gebäude stehen lässt, während wir ins All gepustet werden.“
    „Vielleicht machen wir irgendwas?“, sagte Schüssli beunruhigt. „Wenn ich das richtig sehe, bleiben uns eine Minute zweiunddreißig, einunddreißig ...“ Er fing an zu schwitzen.
    „Soll ich die Kampfmittelbeseitigung anrufen?“, sagte der Bione-Mitarbeiter.
    „Ich fürchte, bis die ihre Autoschlüssel gefunden haben, ist von uns schon nichts mehr

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