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Die Wesen (German Edition)

Die Wesen (German Edition)

Titel: Die Wesen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Lux
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hätten auch nichts mit dem Vatikan zu tun.“
    „Und die Ringe mit dem Siegel des Vatikanstaates?“
    „Das hat der Kommissar natürlich auch gefragt. Angeblich handle es sich um einfachen Touristenkitsch, den sich jeder im Souvenirladen kaufen kann.“
    „Die Ringe machten aber nicht den Eindruck, als seien sie aus einem vatikanischen Kaugummiautomaten.“
    „Das wollte der Kommissar auch sagen, beendete aber das Telefonat. Er beschloss, sich die Ringe noch einmal aus der Asservatenkammer kommen zu lassen, um ganz sicher zu sein. Da er vorher beim Einbruchsdezernat war, glaubte er auf den ersten Blick erkannt zu haben, dass sie aus reinem Gold waren.“
    Sie standen auf dem Rollfeld und warteten hinter einer anderen Maschine auf ihre Starterlaubnis.
    „Und dann?“, fragte Laima, weil von Stein nicht weitererzählte, sondern nachdenklich aus dem kleinen Fenster auf die Lichter in der Dunkelheit starrte.
    „Nichts.“
    „Wie nichts?“
    „Die Ringe waren nicht mehr aufzufinden.“
    „Sie sind aus der Asservatenkammer gestohlen worden?“
    „Sie sind nie in der Asservatenkammer angekommen.“
    „Wie geht denn das?“
    „Das hat sich der Kommissar auch gefragt. Ihm war klar, dass es einen weiteren Anruf im Vatikan damit nicht mehr geben würde.“
    Die Düsen drehten auf und sie wurden in ihre Sitze gepresst. Dann hob es sie an und sie glitten durch die Nacht. Die Lichter entfernten sich.
    „Dann ist klar, dass die Männer doch etwas mit dem Vatikan zu tun hatten“, sagte Laima.
    „Möglich, sogar wahrscheinlich.“
    „Erst leugnen, dann verschwinden die Ringe. Das ist doch wie ein Schuldeingeständnis.“
    „Sehe ich auch so. Aber wenn die Ringe weg und die Leichen nirgends registriert sind, verliert sich jede Spur“, sagte von Stein.
    „Und wurde etwas in ihrer Firma gestohlen?“
    „So weit wir feststellen konnten nicht. Deswegen bin ich ja so beunruhigt.“
    „Glauben sie, es hat mit der Expedition zu tun?“
    „Ich wollte so schnell wie möglich aufbrechen. Wer mit einer Neutronenbombe versucht, uns alle zu pulverisieren, könnte noch zu ganz andren Sachen fähig sein. Obwohl mir etwas Schlimmeres kaum noch einfällt. Aber der Kreativität sind bekanntlich keine Grenzen gesetzt.“
    „Wenn die Beiden einfache Touristen waren, würden sie auch kaum mit einer Neutronenbombe im Gepäck verreisen.“
    „Das mag alles stimmen“, sagte von Stein müde und gähnte, „aber was nützt es uns, zu wissen wer sie sind und was sie wollten? Schlafen wir lieber!“
    „Aber was ist mit den Bissen? Was hat der Kommissar dazu gesagt?“
    „Nichts. Er war genauso ratlos wie sie“, sagte von Stein, drehte sich auf die Seite und zog sich seine Decke über die Schulter.
    „Schlafen sie lieber. Das ist vielleicht das Sinnvollste, was wir jetzt tun können. Morgen sieht die Welt schon wieder ganz anders aus.“
    „Wenn wir morgen noch am Leben sind“, sagte Laima.
    Sie lag noch lange wach. Der Anblick der Toten verfolgte sie. Sie war anscheinend die Einzige. Alle anderen schliefen bereits lautstark. Männer, dachte sie.
     
    Sie wachte auf. Ein dämmriges Licht waberte durch den Flieger. Sie drehte sich zu Gerold von Stein. Rüttelte ihn wach. Leblos kippte sein Kopf zu ihr herüber. Ein riesiger Biss mitten im Gesicht. Wo seine Nase war, klaffte ein Loch. Sie wollte schreien, doch kein Laut drang aus ihrer Kehle. Hektisch schaute sie sich um. Sie stand auf, wollte Sam wecken. Sein Unterkiefer fehlte. Sein Auge herausgebissen. Sie wollte schreien. Es war wie Watte in ihrem Hals. Professor Carlsen, Slinkssons, Schüssli tot. Sie taumelte in die Pilotenkabine. Beide Piloten totgebissen. Die Maschine befand sich im geraden Sturzflug. Es dauerte, bis sie verstand, was auf sie zuraste. Es war die dunkelblaue Oberfläche des Meeres, auf der sie zerschellen würde.
     
     
     

6
     
    Sie schreckte hoch. Die Umgebung war ihr fremd. Sie lag im Sitz eines Flugzeugs. Es roch nach frisch gebrühtem Kaffee.
    „Guten Morgen, meine Liebe“, sagte Professor Carlsen, reichte ihr eine Tasse Kaffee und setzte sich in den Sessel neben Laima. Sie brauchte einige Zeit, um ihren Albtraum abzuschütteln.
    „Alle sind schon auf den Beinen. Wir sind bereits im Landeanflug auf Kathmandu.“
    „Kathmandu?“
    „Von hier aus geht es weiter nach Tibet.“
    „Was genau ist eigentlich unsere Aufgabe bei dieser Expedition, Professor?“
    „Eine Ethnologin und ein Arzt sind schon mal grundsätzlich nicht verkehrt auf so einer

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