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Die Wesen (German Edition)

Die Wesen (German Edition)

Titel: Die Wesen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Lux
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vermutet. Dasselbe sagt auch Professor Carlsen, der mit Professor Bersinsch zusammen geforscht hat.
    Ich weiß gar nicht, wie ich dir weitererzählen soll, was passiert ist. Die Ereignisse haben sich überschlagen. Professor Bersinsch wollte, dass ich für ihn mit Professor Carlsen zusammen auf die Suche nach der Quelle allen Wissens gehe. Alles war schon organisiert. Professor Bersinsch ist leider sehr krank. Er sagte auch, seine Krankheit sei kein Zufall.
    O je, ich hoffe, du verstehst irgendetwas von dem, was ich hier schreibe. Ich verstehe ja selbst nicht alles.
    Ich kam von Professor Bersinsch zurück nach Hause, also zu meiner Mutter. Da war die Polizei da! Und sie haben Drogen gefunden und mich verdächtigt. Kannst du dir das vorstellen? Ich musste abhauen, sonst hätten sie mich eingesperrt. Dann bin ich zu meiner Mutter, die im Koma lag, weil sie einen Unfall hatte, der kein Unfall war.
    Da haben dann zwei bewaffnete Typen auf mich gewartet. Echt grobe Kerle. Sie haben mich verfolgt und auf mich geschossen. Mir wird noch ganz anders, wenn ich daran denke. Das ist gerade drei Tage her. Und jetzt sitze ich hier im Internetcafé am Mount Everest.
    Die Typen haben mich dann am Flughafen abgepasst. Aber ich war gut verkleidet. Mein Vater arbeitet doch in der Oper. Aber sie haben ihn an seinem durchdringenden Bass erkannt.
    Ich habe es irgendwie ins Flugzeug geschafft. Frag mich nicht wie. Dann tauchten die Typen trotzdem wieder auf. Tot.
    Getötet auf grausame Art. Als hätte ein riesiges Tier sie gerissen. Unter ihnen lag eine Bombe. Offenbar wollten die uns, das heißt mich, Professor Carlsen und die restlichen Expeditionsteilnehmer, in die Luft jagen.
    Selbst Gerold von Stein, unser Sponsor, ist aus Sorge früher als geplant mit uns aufgebrochen. Aber was kann an dieser Expedition so wichtig sein, dass man sie mit allen Mitteln verhindern will? Dass meine Mutter deswegen im Koma liegt? Was könnten wir finden, was wir nicht finden sollen?
    Ich habe Angst. Ich sage es dir ganz offen. Selbst wenn die beiden Killer tot sind, habe ich schreckliche Angst.
     
    Ich umarme dich, lieber Chang,
    Laima
     
     
    Als sie aus dem Internetcafé kam, hatte sich bereits die Dunkelheit über die Berge gelegt. Nebel zog auf. Sie folgte dem fahlen Licht der Straßenlaternen.
    Das Hotel leuchtete freundlich und einladend. Es lag allein stehend am Hang. Sie hörte lautes Lachen, als sie den Eingangsbereich betrat. Von Stein, Slinkssons, Sam und Schüssli saßen mit Professor Carlsen und dem chinesischen Guide um einen Tisch. Professor Carlsen und der Guide rauchten. Eine fast leere Flasche Schnaps stand auf dem Tisch und die Gläser zeugten davon, dass alle sich mehr oder weniger daran beteiligt hatten.
    „Sie rauchen?“, sagte Laima überrascht.
    „Seit fünfundzwanzig Jahren nicht mehr“, antwortete Professor Carlsen. „Aber da ich heute die Engel gesehen habe, die mich abholen wollten, gönne ich mir eine Zigarette. Eine Zigarre haben wir ja leider nicht, also genehmige ich mir zur Feier des Tages einen dieser köstlichen russischen Sargnägel, den ich mir von unserem Freund Thian geschnorrt habe. Ich möchte dann doch lieber selbst meine Kiste zunageln, als mich von so einem leichtsinnigen Piloten an die Felsen klatschen zu lassen. Nehmen sie es mir bitte nicht übel, Herr von Stein, ihr Pilot in allen Ehren.“
    Sam ‚The Rock’ Jackson schlief mit verschränkten Armen in einem Sessel.
    Roger Schüssli hatte mehr Gesichtsfarbe, als ihm guttat. „Setzen sie sich doch zu uns“, sagte Professor Carlsen und blies den Rauch unachtsam in ihr Gesicht. „Wir dachten schon, einen Suchtrupp nach ihnen loszuschicken. Dachten, sie wären in dem dichten Nebel abhandengekommen. Aber dann war es so gemütlich hier, dass wir dachten, sie finden den Weg bestimmt alleine.“
    „Das sehe ich, wie sie sich hier Sorgen um mich machen.“
    Thian rauchte eine nach der anderen und wechselte ab und zu einige Worte mit Professor Carlsen, der offenbar den Löwenanteil der Flasche zu sich genommen hatte und am redseligsten von allen war.
    „Wenn sie sich an die Höhenluft gewöhnen wollen, gibt es nichts Besseres, als ihr Blut ordentlich mit Schnaps zu verdünnen. Das steigert die Fähigkeit des Blutes, Sauerstoff aufzunehmen“, sagte er.
    „Ist das ein medizinischer Ratschlag oder sind sie bereits unter die Schamanen gegangen?“, fragte Slinkssons.
    „Nur als Arzt unter uns Medizinern natürlich, mein Lieber.“
    „Ich gehe jetzt zu

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