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Die Wesen (German Edition)

Die Wesen (German Edition)

Titel: Die Wesen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Lux
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eine Kette aus Schädeln.
    Ganesha mit dem Elefantenkopf. Brahma mit seinen vier Gesichtern, die für die Himmelsrichtungen und die vier Veden standen. Shiva, die Erneuerin.
    „Gruselig, oder?“, flüsterte Slinkssons, der von hinten an sie herangetreten war. „Warum sind die alle blau?“
    „Dafür gibt es leider keine wirkliche Erklärung“, musste Laima eingestehen.
    „Vielleicht sind sie gar keine Götter, sondern nur Wesen, die einer anderen Welt entspringen?“, sagte Slinkssons und machte dabei ein geheimnisvolles Gesicht.
    „Sicher entspringen sie der einen oder anderen Welt“, sagte Laima. „Wenn auch nur der Gedankenwelt.“
    Schüssli hatte die Augen wieder aufgeschlagen und schüttelte seine Arme aus, die ihm offenbar eingeschlafen waren.
    „Ein Prickeln habe ich gespürt. Einen Schauer, wie unter einer Dusche“, sagte er.
    „Wohl eher von eingeschlafenen Gliedmaßen“, sagte Slinkssons.
    „Dann versuchen sie es doch als Nächster, Figaro. Vielleicht schläft dann mal ihre sarkastische Skepsis ein. Das könnte ihnen zumindest nicht schaden“, sagte Professor Carlsen.
    „Wenn sie meinen“, sagte er und betrat mit übertriebener Feierlichkeit die Lotosblüte.
    Umständlich setzte er sich auf das Kissen und brachte ein tiefes, langgezogenes ‚OM’ aus.
    „Arrrggh!“, schrie er unvermittelt und kippte in einem starren Krampf rücklings vom Kissen.
    Alle sahen erschrocken auf ihn.
    Figaro Slinkssons lag regungslos da. Von Stein sprang sofort auf das Podest und legte das Ohr an seine Brust.
    „Er atmet noch“, sagte er.
    Slinkssons richtete sich mit einem Satz auf.
    „Muss wohl ein kosmischer Stromschlag gewesen sein“, sagte er und lachte. „Überdosis“, grinsend sprang er vom Podest.
    „Dass sie auch immer alles ins Lächerliche ziehen müssen“, schimpfte Professor Carlsen.
    Auch die andren hatten nach dieser Vorstellung genug und machten sich daran, die Stupa zu verlassen.
    „Was könnte dieser Kreis zu bedeuten haben? Der hier, zwischen Shiva und Ganesha“, fragte Laima den Sadhu.
    „Ich weiß es leider nicht, Miss“, antwortete der Sadhu schulterzuckend.
    „Glauben sie, es ist eine fliegende Untertasse?“, scherzte Slinkssons, der offenbar in bester Stimmung war.
    „Das haben sie jetzt gesagt“, antwortete Laima.
     
    „Ich habe mal gehört, dieser Tesla hätte behauptet, all seine revolutionären Ideen von Außerirdischen zu haben“, sagte Slinkssons, während sie die Stufen vom Tempel wieder herabstiegen. „Danach wollte niemand mehr mit ihm arbeiten, bis er schließlich krank und verarmt starb.“
    „Wenn er sich von den Außerirdischen nicht auch das Rezept für ewige Jugend mitliefern ließ“, sagte Sam, „kann die Zusammenarbeit wohl nicht so eng gewesen sein.“
     
    „Wir sollten zurück zum Flughafen“, sagte Gerold von Stein, als sie unten angekommen waren.
    „Kein Problem, Sir“, sagte der Sadhu. „Folgen sie mir.“
    Sie gingen an einem Fluss entlang.
    „Meine Güte, stinkt das hier“, sagte Schüssli, „mir ist schon ganz schlecht.“
    „Bei uns wird einfach alles in den Fluss geschmissen“, sagte der Sadhu.
    „Da schwimmt auch wirklich alles voller Müll. Ganze Inseln“, sagte Professor Carlsen angewidert.
    Nach kurzer Zeit kamen sie auf eine Brücke. Festlich gekleidete Menschen standen dort und sahen zu, wie ein großes Feuer neben dem Fluss abgebrannt wurde. Sie schrien und weinten.
    „Was ist denn hier los?“, fragte von Stein den Sadhu.
    „Das ist der Platz für Abschiede“, sagte der Sadhu.
    „Abschied von wem?“
    „Von Familienmitgliedern“, sagte er.
    „Sie wollen doch nicht sagen, dass da unten ein Mensch verbrannt wird?“, sagte Roger Schüssli entsetzt.
    „Doch, doch“, sagte der Sadhu fröhlich.
    Schüssli wurde bleich und übergab sich.
    „Bei uns ist der Tod keine große Sache“, fügte der Sadhu hinzu. „Ein Leben ist zu Ende, ein neues Leben fängt wieder an. Es sei denn, es kommt Erleuchtung. Dann ist es das Ende von Wiedergeburt.“
    „Ist das ein Erdnussverkäufer?“, fragte von Stein irritiert.
    Ein Mann mit einem Bauchladen verteilte kleine Beutel mit Nüssen und Süßigkeiten an die Kinder und die Zuschauer auf der Brücke, die das Angebot gerne wahrnahmen.
    „Geschäft ist Geschäft“, sagte der Sadhu und zuckte mit den Schultern. „Der Tod ist gut für alle.“
    „Was machen denn die Männer dort unten? Die, die mit den Stöcken die Asche herumschieben“, fragte Sam.
    „Helfen, dass das

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